Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten | Kritik / Review

(Trailer)

Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten ist das neue Prestigeprojekt von Kultregisseur Luc Besson (Das Fünfte Element), der hier nicht nur nach Jahrzehnten sein Herzensprojekt endlich umsetzen konnte, sondern mit einem 180 Millionen $ Budget den bislang teuersten Film Frankreichs/Europas drehte. Der Film basiert auf der Grafiknovelle Valérian et Laureline (für den deutschen Markt Valerian und Veronique), die Luc Besson bereits im Kindesalter gelesen hat. Zum Cast gehören die beiden Hauptrollen Dane DeHaan (A Cure for Wellness) und Cara Delevingne (Suicide Squad) und unter anderem Ethan Hawke (Training Day), Clive Owen (The Knick) und Rihanna (Battleship).

Storyanriss:

Im 28. Jahrhundert sorgen der Spezialagent Valerian (Dane DeHaan) und seine Kollegin Laureline (Cara Delevingne) für Recht und Ordnung in der Galaxis. Gerade haben sie ein wertvolles kleines Alien sichergestellt (einen Transmulator, der Gegenstände kopiert), da führt der Weg der ungleichen Gesetzeshüter in die gigantische Weltraum-Metropole Alpha, wo unzählige verschiedene Spezies friedlich zusammenleben. Die Bewohner haben ihr Wissen vereint und nutzen es zum Vorteil für alle. Doch auf der riesigen Weltraumstation stimmt etwas nicht. Kommandant Arun Filitt (Clive Owen) glaubt, dass sie von einem Virus zerfressen wird – Valerian und Laureline sollen herausfinden, was los ist. Als Laureline dann auf Alpha vom verrückten Diktator Boulan Bathor III (Roman Blomme) gekidnappt wird, führt die Spur für Valerian ins Rotlichtviertel Paradise Alley. Dort begegnet er der Gestaltwandlerin Bubble (Rihanna), die bei der Befreiung seiner Kollegin eine große Hilfe sein könnte.

Wir brauchen euch beide als Wächter unserer Zukunft.

Fazit:

Hauptdarsteller Dane DeHaan erzählte in einem Interview, dass der technische Stand endlich soweit ist um mit Luc Bessons Fantasie mithalten zu können und ich muss sagen: das sieht man! Auch wenn Valerian zu 90% am Computer entstanden ist, sieht der Film echt toll aus und ist ausnahmsweise auch mal eine Empfehlung für 3D.

Für Valerian wurde eine tolle, reichhaltige Welt erschaffen mit coolen Ideen an jeder Ecke und genialem Kreaturendesign. Das erwarte ich mir von dieser Art Film einfach. Ich möchte eine tiefgründige und lebendige Welt präsentiert bekommen. Ob es nun der Planet Mül mitsamt seinen Bewohnern den Pearl ist, mit denen wir schön in den Film einsteigen, „Der große Markt“ versteckt in einer Parallelwelt oder die namensgebene Stadt der Tausend Planeten, Alpha, die als Schmelztiegel des Universums im Prinzip Tausende Ökosysteme beheimatet – überall wurde sich visuell und inhaltlich ordentlich ausgetobt. Kein Wunder, dass sich selbst Star Wars an der Vorlage orientiert haben soll.

Die größten Probleme mit dem Film hatte ich eigentlich mit den letzten zwanzig Minuten und der häufig fehlenden Chemie der beiden Hauptdarsteller. Nicht nur, dass Valerian mit 138 Minuten ein wenig zu lang ist, so fühlten sich die letzten zwanzig Minuten auch recht langsam zum sonst guten Pacing des Films an. Es wird enorm viel Zeit für eine Auflösung und vermeintlichen Twist aufgebracht, welche man so auch ohne viel Kombinationsgabe hat kommen sehen.

Auch beim Cast bin ich mir nicht so sicher ob Dane DeHaan und Cara Delevingne die richtige Wahl waren. Ich mag DeHaan und er ist ein guter Schauspieler aber wirkt irgendwie nicht richtig besetzt als Womanizer und Weltraum-Special-Agent. Cara Delevingne hingegen konnte mich bislang in keiner Rolle wirklich überzeugen. Sie wirkt bemüht und war jetzt auch nicht superschlecht aber richtig „überzeugend“ war das noch nicht. Die fehlende Chemie und der oft nicht gut pointierte Humor haben mich hin und wieder rausgerissen. Wenn man hier beispielweise die Starpower aus Passengers, also Jennifer Lawrence und Chris Pratt genommen hätte, hätte das wie die Faust aufs Auge gepasst, aber wohl auch 20 Millionen $ mehr gekostet – vielleicht eine profitable Investition?

Nach dem ersten Trailer hatten viele die Befürchtung, dass es sich bei Valerian um ein erneutes Desaster à la Jupiter Ascending handeln könnte, das seit seinem Release quasi als Benchmark für teure Sci-Fi Flops gilt. Doch davon ist man meilenweit entfernt. Luc Besson gelingt es hier im Vergleich zu Jupiter Ascending nicht nur paar coole Ideen auf die Leinwand zu bringen, sondern auch ein über weite Strecken guten Film zu inszenieren, der zwar nicht perfekt ist aber Lust auf mehr macht. Vor allem kann er sich auf die Fahne schreiben, keine super fremdschämige Antagonisten-Performance wie die von Oscargewinner Eddie Redmayne zu haben.

Für die visuellen Eindrücke und die tolle, kreative Welt kann ich Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten empfehlen, aber wenn man sich die Blockbuster der nächsten Wochen anschaut, wird es der Film wohl schwer haben dem Zuschauer das Geld für ein Ticket zu entlocken.

Kurzkritiken Round-Up Juli 2017

Spider-Man: Homecoming

Storyanriss:

Nach seinem Aufeinandertreffen mit den Avengers ist Peter Parker alias Spider-Man (Tom Holland) wieder zurück in New York, wo er bei seiner Tante May (Marisa Tomei) wohnt. Seitdem er mit bzw. gegen die anderen Helden kämpfte, fragt er sich, ob er mit seinen herausragenden Fähigkeiten nicht mehr machen sollte, als nur die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft zu sein, die den einen oder anderen Einbruch verhindert und Taschendiebe stoppt. Doch daneben muss der von seinem neuen Mentor Tony Stark (Robert Downey Jr.) geförderte Jugendliche auch noch den Alltag auf die Reihe bekommen, den Alltag als Teenager an einer Highschool, wo er sich in Liz (Laura Harrier) verguckt hat. Blöd, dass ausgerechnet in dieser Situation ein Bösewicht für Unruhe sorgt, der technisch bestens ausgestattet ist und von Rachedurst getrieben: der Vogelmann Vulture (Michael Keaton).

Fazit:

Super gutes Reboot der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft. Tom Hollands Casting hatte zum Zeitpunkt der Bekanntgabe viele negative Stimmen gegen sich, doch bereits mit seinem tollen Auftritt in Captain America: Civil War, der das heimliche Highlight des Films war, verstummten fast alle davon. Seit letztem Donnerstag hat er nun sein erstes Soloabenteuer und knüpft nahtlos an diesen guten Ersteindruck an. Tom Holland entpuppte sich zu einer perfekten Wahl, sowohl für Spider-Man als auch Peter Parker. Aus dem restlichen Ensemble stachen vor allem Peters bester Freund Ned, gespielt von Jacob Batalon, und natürlich Michael Keaton als Vulture heraus, der einen der besseren Bösewichte im Marvel Cinematic Universe auf die Leinwand brachte mit nachvollziehbaren Motiven und der nötigen Gravitas. Als angenehm empfand ich auch, dass man Ironman/Tony Stark doch nur punktuell eingesetzt hat und nicht wie es in den Trailern rüberkommt als Zugpferd weil er der wichtigste Charakter für Marvel ist.

Die mutigen Entscheidungen bezüglich Story und Setting sind meiner Meinung nach aufgegangen. Der Highschoolansatz mit all seinen Details war gut, Peter Parker ist ein Kind am Anfang seiner Teeniezeit, der sich nach seinem Auftritt in Civil War für die Avengers empfehlen will aber natürlich seinen Peter Parker Alltag mit dem geheimen Spider-Man Alterego in Einklang bringen muss. Hier erinnert Homecoming häufig an Ferris macht blau, der dann sogar in einer Szene mit einer bestätigenden Hommage bedacht wird. Zudem hat man sich glücklicherweise dagegen entschieden zum xten Mal zu erzählen wie Parkers Onkel Ben stirbt, es wird kurz angedeutet und jeder Comicfan weiß bescheid – das reichte vollkommen aus. Aber auch der Rest der Geschichte mitsamt richtigem Scaling war gut gewählt und hat nicht den üblichen Fehler begangen den Helden plötzlich gegen Götter antreten zu lassen, die das gesamte Universum unterjochen wollen.

Natürlich gab es auch genügend Action und auch wenn die Actionszenen jetzt nicht qualitativ schlecht waren, konnten sie mir auch in keinster Weise den Atem rauben oder wirklich erinnerungswürdig im Gedächtnis bleiben, da kann man im zweiten Teil sicherlich noch ein Stück weit drauflegen. Dafür haben sie es toll hinbekommen mit viel Humor den Film zu erzählen und den Figuren leben einzuhauchen. Im besonderen nach einem Twist im letzten Drittel von Spider-Man: Homecoming gab es eine Szene in einem Auto, die ich wirklich Klasse inszeniert und durchdacht fand. Es wurden auch wieder aller Hand zukünftigen Charaktere und Filme in Stellung gebracht, was zwar durchaus Spaß machte aber auch häufig nicht sehr dezent versteckt war.

Spider-Man: Homecoming hat ingesamt viel Laune gemacht und mich dank guter Story und perfektem Cast toll unterhalten.

 

Miss Sloane – Die Erfindung der Wahrheit

Storyanriss:

Die überaus erfolgreiche politische Strategin Elizabeth Sloane (Jessica Chastain) arbeitet für die alteingesessene Kanzlei George Dupont und wird immer dann engagiert, wenn die Einflussnahme einer skrupellosen und selbstbewussten Lobbyistin benötigt wird. Sloanes Strategien sind durchweg von Erfolg gekrönt und so soll sie nun für die mächtige Waffenlobby der Vereinigten Staaten dafür sorgen, dass ein neues Gesetz zur schärferen Kontrolle von privatem Waffenbesitz nicht verabschiedet wird. Doch nach einem Konflikt mit ihrem Boss Dupont (Sam Waterston) wechselt Sloane überraschend die Seiten und schnell wird klar, dass sie ihre eigenen Ziele verfolgt. Statt zur stärksten Waffe der Lobby wird sie nun zu deren gefährlichsten Gegnerin, doch ihr Engagement könnte Sloane nicht nur ihre Karriere, sondern auch einen hohen persönlichen Preis kosten.

Fazit:

Ich mag diese Art von Drama mit einer Prämisse die angesiedelt ist in der Politik, Lobbyismus a la House of Cards, Das Urteil – jeder ist käuflich, Margin Call oder auch Die Wahlkämpferin aus dem letzten Jahr mit Sandra Bullock und Billy Bob Thornton in den Hauptrollen. Ein Schachspiel der Manipulation, immer zwei Schritte voraus denken. Das bockt schon wenn es so gut inszeniert ist wie beispielsweise hier bei Miss Sloane. Ein gelungener Film und sehr gut inszeniertes Drama mit einer sehr starken Hauptdarstellerin – wie zu erwarten bei Jessica Chastain.

 

Wilson – Der Weltverbesserer

Storyanriss:

Wilson (Woody Harrelson) ist ein eigenwilliger Einzelgänger, der außer zu seinem Hund zu kaum einem anderen Lebewesen eine Verbindung aufzubauen scheinen kann. Nach dem Tod seines Vaters beschließt der ebenso einsame wie neurotische und irritierend ehrliche Misanthrop, seine Ex-Frau Pippi (Laura Dern) zu finden, in der Hoffnung, mit ihr einen Neuanfang zu starten, obwohl die beiden eigentlich seit Jahren hoffnungslos zerstritten sind. Doch als Wilson sie findet, muss er zu seiner Überraschung bald feststellen, dass er Vater einer Tochter im Teenager-Alter ist: Claire (Isabella Amara) wurde nach der Geburt zur Adoption freigegeben und deswegen hat Wilson sie nie kennengelernt. Mit allen Mitteln versucht er nun, alle drei als Familie zu einen, um endlich das Idyll zu finden, nach dem er sich schon so lange sehnt.

Fazit:

Komischer Film. Wilson fängt eigentlich recht konventionell an für eine solche schon häufig erzählte Geschichte um ein Elternteil, das erfährt, dass es ein Kind hat. Doch irgendwann im letzten Drittel weicht der Film von diesem Weg ein wenig ab und geht in eine recht ungewöhnliche Richtung. Generell ist der Film sehr strange, was natürlich vor allem an Woody Harrelsons Charakter liegt. Wirklich überzeugen konnte mich Wilson als Film nicht, einzig allein Woody Harrelsons und Judy Greers Schauspiel war es wert den Film zu sehen.

 

Ich – Einfach unverbesserlich 3

Storyanriss:

Der einstmals finstere Gru (Stimme im Original Steve Carell / auf Deutsch: Oliver Rohrbeck) hat sich im zweiten Teil in Agentin Lucy Wilde (Kristen Wiig / Martina Hill) verguckt und aus Liebe zu ihr und seinen drei Adoptivtöchter Margo (Miranda Cosgrove), Edith (Dana Gaier) und Agnes (Nev Scharrel) die Seiten gewechselt: Gemeinsam mit seiner Angetrauten bekämpft er nun Bösewichte. Zu diesen gehört auch Balthazar Bratt (Trey Parker / Joko Winterscheidt), ein Super-Bösewicht und 80er-Jahre-Fan mit Schulterpolstern und Vokuhila, der hinter einem riesigen rosa Diamanten her ist. Während Gru mit der Jagd auf Bratt beschäftigt ist, bekommt er Besuch von seinem Zwillingsbruder Dru (ebenfalls Steve Carell / Oliver Rohrbeck). Dieser hat nicht nur volles Haar, sondern ist auch noch erfolgreicher und selbstbewusster als Gru, der nicht mal seine Minions unter Kontrolle hat – und das nervt diesen gewaltig! Doch dann holt Balthazar Bratt zu einem teuflischen Schlag aus und die ungleichen Brüder müssen sich zusammenraufen, um die Welt zu retten.

Fazit:

Solide Fortsetzung und besser als die letzten Illumination Filme Minions und Pets aber auch nicht der Höhepunkt der „Ich – Einfach unverbesserlich„-Reihe. Die Geschichte und Qualität des Humors waren gut, cool fand ich vor allem die Idee hinter dem Antagonisten: Ein 80er TV-Kinderstar, der – als er in die Pubertät kam – fallen gelassen wurde und jetzt mental in den 80ern hängengeblieben Rache schwört an Hollywood. Viele coole Referenzen und Ideen entstanden so die mir gut gefielen.

Getrübt wurde dieser Eindruck nur davon, dass man sich in Deutschland Mal wieder dazu entschloss mit Joko Winterscheidt einen wenig geeigneten Synchronsprecher zu wählen. Genauso fühlten sich die Parts der beliebten Minions ein wenig losgelöst von der Hauptstory an, ich finde man hätte diese Szenen besser in die Geschichte integrieren können, damit es sich weniger so anfühlt als ob man diese Momente willkürlich rein editierte. Doch alles in allem hat Ich – Einfach unverbesserlich 3 gut unterhalten und viel Spaß gemacht.