Meine Top 15 aus dem Jahr 2018

Wieder ein Jahr rum und meine alljährliche Top-Liste der Kinofilme und Filme von Streamingseiten a la Netflix darf da natürlich nicht fehlen. Die Oscar-Filme der letzten Verleihung sind wie immer ausgeschlossen um die Liste nicht zu verwässern. In diesem Jahr sind das beispielsweise A Shape of Water, 3 Billboards, Ladybird usw. Allgemein kann man über das Filmjahr 2018 sagen, dass es wohl ein wenig schwächer war als 2017 aber viele schöne Regiedebüts hervorbrachte, die qualitativ mit einigen etablierten Filmemachern den Boden aufwischten. 2018 war auch wie ich es so gerne nenne Year of the Brolin, denn Josh Brolin ist mit Sicario 2, Avengers 3 Infinity War, No Way Out und Deadpool 2 in gleich vier großen Rollen für vier gute Filme zu sehen. Ich habe wieder weit mehr als 100 Filme dieses Jahr im Kino gesehen und eine buntgemischte Liste zusammengestellt mit den für mich besten Filmen des Kinojahres.

Honorable Mentions die es nur knapp nicht auf diese Liste geschafft haben, sind unter anderem: Game Night, Tully, Love, Simon, Papillon, Die Unglaublichen 2, Bohemian Rhapsody, Halloween, Auslöschung, Nur ein kleiner Gefallen, Destination Wedding, No Way Out, Widows, Ready Player One, Criminal Squad, Aufbruch zum Mond, Your Name, Revenge und Mary Poppins Returns.

#15 Crazy Rich Asians

Crazy Rich Asians leitet meine Top-15 ein. Die Produzenten hatten soviel Vertrauen in ihre Geschichte und ihren Film, dass sie das lukrative Angebot von Netflix ablehnten und sich dafür entschieden Crazy Rich doch ins Kino zu bringen. Sie sollten recht behalten und konnten unfassbare 240 Millionen einnehmen. Das Ganze ist so außergewöhnlich, weil Crazy Rich Asians ein westlicher Film mit einem komplett asiatischen Cast ist.

Die Prämisse des Films ist nicht neu, aber das Drehbuch ist so charmant und liebevoll umgesetzt mit tollen Darstellern, viel Humor und wie der Titel es vermuten lässt Prunk und Protz der asiatischen High Society, so dass man manchmal den Mund vor Staunen nicht zubekommt. Vor allem Constance Wu und die erfahrene Michelle Yeoh brillieren in dieser romantischen Komödie und liefern sich gerade zum Ende einen smarten „Showdown“, der beide Charaktere perfekt abrundet.

#14 Bumblebee

Bumblebee habe ich aufgenommen in meine Liste, weil uns endlich der liebe Filmgott erhört hat und nicht nur Michael Bay vom Transformers-Franchise entbunden, sondern auch mit einem sehr talentierten Regisseur, Travis Knight (Kubo), ersetzt hat. Man hat sich endlich dazu entschieden mal ein solides Drehbuch zu schreiben mit Charakteren und Dialogen für die man sich nicht dauerhaft schämen muss.

Mit Hailee Steinfeld hat man nicht nur eine der jüngsten Oscar-nominierten Darstellerinnen gewinnen, sondern zusätzlich auch die erste weibliche relevante Rolle im gesamten Franchise besetzen können – es ist sogar die Hauptrolle! Das Oldschool-Design der Transformers ist cool, die Geschichte ist zwar ein E.T. Abklatsch, aber sie ist so gut erzählt, dass ich das gerne in Kauf nehme. Die Effekte und Action ist so angenehm runtergefahren – man erkennt jetzt was da passiert auf der Leinwand und kann sogar Emotionen bei Bumblebee erkennen. Zudem bietet der Film einen tollen 80s Flashback mitsamt geilem Soundtrack. Bumblebee ist natürlich nicht perfekt, aber mit dem 6. Film der Reihe qualitativ an mindestens 4 Filmen vorbeizuziehen, sollte gewürdigt werden.

#13 Sicario 2: Day of the Soldado

Sicario aus dem Jahr 2015 war der beste Thriller des damaligen Kinojahres und konnte mit einer spannenden Geschichte, faszinierenden Charakteren und einem phänomenal guten Cast mit Josh Brolin, Benicio del Toro und Emily Blunt punkten. Die Bedenken waren aufgrund der hohen Messlatte definitiv gegeben, aber ich muss sagen, dass Sicario 2 erneut sehr gut geworden ist. Vielleicht nicht ganz so stark wie der erste Film, vor allem, weil er auch das ein oder andere Element fast 1 zu 1 übernimmt, aber insgesamt ein überzeugender Nachfolger.

Die Geschichte und die Gewaltdarstellung waren wie erwartet knallhart. Die Action ist spannend inszeniert, die Atmosphäre ist bedrückend und die Handlung undurchsichtig. Man merkt zwar in Details das fehlende meisterliche Handwerk von Denis Villeneuve und Roger Deakins hinter der Kamera, aber insgesamt ist Sicario 2 sehr gut geworden. Zudem macht das Ende Lust auf die Zukunft des Franchises.

#12 Blackkklansman

BlacKkKlansman ist ein spannender Genremix und einer der wichtigsten Filme des Jahres. Es ist unfassbar eine so skurrile Geschichte vor sich zu haben die wahr ist. Ein schwarzer Cop, der sich beim Ku-Klux-Klan einschleust – mind blown. Der Film bietet viele echt witzige Momente, wenn zum Beispiel Hauptdarsteller John David Washington, Sohn von Legende Denzel Washington, am Telefon mit den KKK-Mitgliedern und Bossen redet und sich selbst das Lachen kaum verkneifen kann, weil man ihm erzählen will, er muss ein Weißer sein so wie er redet. Und auch der restliche Cast rund um Adam Driver spielt stark auf und kann mit grandiosen Szenen überzeugen.

Inszenatorisch kann Spike Lee wie immer punkten, gerade wenn er dann wie im letzten Drittel eine politische Rede von Afroamerikanern einem Filmabend von KKK-Mitgliedern gegenüberstellt, die sich den super erfolgreichen und höchstrassistischen Birth of a Nation jubelnd reinziehen. Spike Lee gelingt es trotz des bissigen Humors auch viele Seitenhiebe gegen die damalige sowie heutige Politik zu setzen, die definitiv treffen. So mancher Kommentar löste Schnappatmung aus. BlacKkKlansman ist ein witziger und dennoch intellektuell anspruchsvoller Film, der mit seiner Kritik aktueller denn je ist.

#11 Mission Impossible: Fallout

Wie auch schon bei Mission Impossible: Rogue Nation hat Christopher McQuarrie für Mission Impossible: Fallout wieder auf dem Regiestuhl Platz genommen. Zum ersten Mal in der Reihe gibt es reihenweise Verweise und Verbindungen zu einem vorangegangen Teil und es ist sicherlich hilfreich, wenn man auch die anderen Filme des Franchises gesehen hat. Ich bin einfach so glücklich, dass diese, nein, dass es überhaupt eine Filmreihe gibt, die es nach etlichen Teilen nochmal geschafft hat, 2-3 Stufen draufzulegen und die stärksten Einträge der gesamten Reihe zu erschaffen.

Mission Impossible: Fallout ist für viele nicht nur der beste Action-Blockbuster des Jahres, sondern auch der stärkste Mission Impossible Film, ich kann hier nur teilweise zustimmen. Ja, die Action, das Risiko, die Stunts, der Aufwand ist wiedermal nicht zu toppen. Mit Tom Cruise an der Spitze, kann es einfach nur krasser werden von Teil zu Teil… für mich jedoch war es nicht der beste Mission Impossible Film, weil er dann doch so seine Probleme in der Handlung hatte und viel zu viele Wendungen, die dann die Glaubwürdigkeit unfassbar in Mitleidenschaft ziehen. Rogue Nation und Phantom Protokoll waren für mich stärker.

Nichtsdestotrotz war Fallout geil. Der Halo-Sprung unfassbar, die Helikopterszenen atemberaubend, die Prügelei auf dem Klo… und alles war echt und selbst gedreht. Tom Cruise ist einfach ein Biest und es scheint nichts zu geben, was er nicht kann. Auch Neuzugang Henry Cavill, der endlich seinen Schnurri zeigen durfte, der für Batman v Superman Nachdrehs digital entfernt werden musste (und sich jeder über diese schreckliche Ergebnis lustig gemacht hat), hatte viele coole Momente und gerade die „Ärmelszene“ auf dem Klo wurde sicherlich so häufig gememed wie sonst kaum eine Szene.

#10 Searching

Mittlerweile gibt es sicherlich ein Dutzend Filme, die ihre Handlung weitestgehend über Desktops erzählen, doch qualitativ kommt keiner davon an Searching heran. Es scheiterte in der Vergangenheit sowohl an einer schwachen Geschichte als auch an einem Detailmangel, beziehungsweise Grad an Authentizität. Searching macht all diese Fehler nicht. Es handelt sich um einen spannenden Desktopthriller, der den Zuschauer am Rand des Kinositzes hält und zum Miträtseln animiert. Das funktioniert vor allem dadurch, weil die Art und Weise wie man mit den Anwendungen und den Möglichkeiten eines Desktops umgeht, sehr akkurat wirkt.

Neben dieser Liebe zum Detail gefiel mir vor allem der Einstieg in den Film, der dir innerhalb von 10 Minuten gänzlich unbekannte Charaktere so nah bringt, wie es andere Filme in 120 Minuten nicht packen. Erinnert ihr euch an die Collage aus dem Animationfilm Oben? Dieses Kunststück gelingt Searching auch. Darüber hinaus ist John Cho super in seiner Rolle und die Auflösung war, obwohl man sie durchaus vorher kommen sehen kann, gut genug um den Film rund zu machen.

#9 Operation Overlord

Glücklicherweise wurde Operation: Overlord nicht ins Cloverfield-Universum eingebunden wie erst geplant. Operation: Overlord steht für sich und kann in einem Genre oder mit seiner Thematik der Zombie-Nazis vor allem mit einem punkten: Budget. Normalerweise werden solche Nischenstreifen super günstig gedreht, doch hier ist mit 38 Millionen mal richtig Geld dahinter und das sieht man. Allein der Anfang ist schon richtig beeindruckend und muss sich nicht sonderlich vor der Kriegsfilm-Konkurrenz verstecken. Die Optik ist Spitze, die Effekte gut und Set-Design sowie Make-Up richtig stark.

Für einen Großteil des Films handelt es sich auch eher um einen Kriegsfilm, der dann akzentuiert und vor allem im letzten Drittel auf schaurig schöne Art und Weise die „Zombie“-Elemente einflechtet. Ich habe Operation: Overlord sehr genossen und als eine der größten, positiven Überraschungen des Filmjahres abgespeichert. Klare Empfehlung für Genre-Fans.

#8 Wind River

Taylor Sheridan (Hell or High Water) schafft es nicht nur mit seinem Drehbuch zu Sicario 2 in meine Top-Liste 2018, sondern auch mit seinem Regiedebüt für Wind River. Wind River ist eigentlich ein 2017er Release, aber in Deutschland hat es bis Februar gedauert bis auch wir offiziell das Crime-Drama zu sehen bekamen. Es handelt sich hierbei um einen ganz reduzierten Thriller in eine im wahrsten Sinne kühlen Umgebung mit verschlossenen Charakteren, deren Vertrauen man sich erst erarbeiten muss.

Wenn die völlig ortsunkundige Elizabeth Olsen zusammen mit dem grandios aufspielenden Wildtierjäger & Spurenleser Jeremy Renner daran machen den Fall aufzuklären, spürt man die explosive Grundstimmung des Ortes im Nirgendwo und akzentuiert bekommt man dann auch die Folgen toll inszeniert präsentiert. Wind River ist sehr minimalistisch ohne komplizierte Wendungen und wird sicherlich nicht jedem gefallen, aber es ist auch ein tolles Regiedebüt von Taylor Sheridan mit einer guten Atmosphäre, tollen Schauspielern einprägsamen Score.

#7 A Quiet Place

Die Idee hinter A Quiet Place ist simple wie genial: eine post-apokalyptische Welt, die seine letzten Bewohner dazu zwingt in absoluter Stille den Alltag zu meistern, um die Invasoren zu überleben. Ein Kinobesuch für diesen Film ist sicherlich ein noch größeres Sozialexperiment als sonst, denn selten habe ich einen Film erlebt, wo es unpassender war nebenbei laut Popcorn zu knabbern. Dieses clevere Konzept hat eine fantastische Atmosphäre auf der Leinwand sowie im Kinosaal aufgebaut und die Spannung fesselte mich in meinen Kinositz.

Der Film schafft es immer wieder Drehbuchentscheidungen zu treffen, wie zum Beispiel die Emily Blunts Charakter Evelynn hochschwanger sein zu lassen, die echt viel Spaß gemacht haben. Ich fand es auch fantastisch die taube Darstellerin Millicent Simmonds die gehörlose Regan spielen zu lassen, die ausgerechnet in dieser Welt darum kämpft hören zu können, wo es darauf ankommt möglichst keine Geräusche zu machen.

Klar, A Quiet Place ist auch nicht frei von Logiklöchern. Nichtsdestotrotz war dieser Horrorfilm saustark, toll durchdacht mit dichter Atmosphäre, gutem Sounddesign, vielschichtigen und feinfühligen Charakteren, Spannung, coolem Monsterdesign und sehr starken schauspielerischen Performances, allen voran von Krasinskis Ehefrau Emily Blunt.

 

#6 Spider-Man: A New Universe / Avengers 3 – Infinity War

Platz 6 meine Top-Liste teilen sich gleichermaßen Avengers – Infinity War und Spider-Man The New Universe. Infinity War ist wohl eines der Blockbuster Highlights auf das die meisten Fans dieses Jahr gewartet haben. Nach 18 Filmen und 10 Jahren führt das Marvel Cinematic Universe alle Fäden zusammen und vereint knapp 40 Helden und Antihelden, um sie gegen den bislang mächtigsten Gegner, Thanos, antreten zu lassen. Mit mehr als 2 Milliarden $ Einnahmen weltweit ist das Megaspektakel der erfolgreichste Film des Jahres 2018. Der Film war super unterhaltsam, hatte viel Witz, coole Actionszenen und mit Josh Brolin als Thanos einen spannenden, ebenbürtigen Antagonisten. Die Russo Brüder haben wieder abgeliefert und ich freue mich auf den großen Abschluss im nächsten Jahr.

Spider-Man: The New Universe / Into The Spider-Verse ist aber meiner Meinung nach trotzdem der beste Superhelden-Film des Jahres. Der Animationsstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig aber so geil. Seit ich den ersten Trailer gesehen habe vor etlichen Monaten hatte ich einfach richtig Bock drauf und mein Hype wurde untermalt mit der hohen Qualität des Films. Die verschiedenen Inkarnationen von Spidey waren witzig, die Details toll. Phil Lords Einfluss überall zu spüren im Script und insgesamt einfach ein richtig toller Film. Es gibt glaube keinen Film über den ich dieses Jahr mehr Lobpreisungen auf Social-Media gelesen hab – zu Recht, denn Spider-Man: Into the Spider-Verse ist eine der positivesten Überraschungen und Entdeckungen 2018.

#5 Bad Times at the El Royale

Bad Times at the El Royale ist nicht nur die vermutlich beste Tarantino-Hommage die ich je gesehen habe, sondern auch eine der positivsten Überraschungen im Kinojahr 2018 – zumindest für mich. Trotz abschreckender Lauflänge von saftigen 140 Minuten, fand ich den Film durch die Art und Weise wie er erzählt wurde, nämlich in verschachtelter Kapitelform, die nach und nach mehr Details und Geheimnisse sowie Hintergründe preisgibt, sehr unterhaltsam.

Kurzweilig wäre vermutlich zu hoch gegriffen, aber mich hat der Film reingesaugt in seine Geschichte. Das Drehbuch, Schauspiel, Besetzung, der Ideenreichtum und die Inszenierung haben mich überzeugt. Ich kann nur jedem raten, keinen Trailer vorab zu sehen und sich im Blindflug auf den Film einzulassen. Bad Times at the El Royale ist am ehesten als eine Kombination aus Tarantinos The Hateful Eight und Reservoir Dog zu beschreiben und wenn euch diese Art Film gefällt, könnt ihr hier nicht viel falsch machen.

#4 Molly’s Game – Alles auf eine Karte

Aaron Sorkin gehört zu den Personen in Hollywood die ich vergöttere und von denen ich alles verschlinge was sie entwickeln, so auch sein Regiedebüt Molly’s Game. Er ist bekannt für seine Stakkato-Dialogsequenzen, wie wir sie beispielsweise in The Social Network oder Steve Jobs gesehen haben und auf diese kann man sich natürlich auch dieses Mal freuen. Diese super dynamischen und verdammt unterhaltsamen Gespräche bekommt man auch auf gewohnt hohem Niveau präsentiert.

Gute Texte sind aber auch nur die halbe Miete, wenn man keine hochkarätigen Darsteller hat, die diese rüberbringen können. Glücklicherweise haben sich Aaron Sorkin und die echte Molly Bloom für die zweifach oscarnominierte Jessica Chastain und Idris Elba entschieden, die beide zu den besten Schauspielern unsere Zeit gehören. Beide lieferten wie üblich eine sehr gute Leistung ab.

Molly Blooms Geschichte ist super außergewöhnlich und spannend und ich find, dass das gut rüberkam. Einen besonderen Kick hat mir der Film gegeben, weil er ohne Namen zu nennen über bekannte Personen spricht und diese im Film portraitiert. Hinterher zu lesen, welche wahren Figuren gemeint waren, macht direkt Bock den Film erneut anzuschauen.

Tolles Regiedebüt von Aaron Sorkin, dem man wieder aus der Hand frisst mit seiner ikonischen Dialogdynamik.

#3 Vollblüter

Vollblüter / Thoroughbreds ist eine Charakterstudie, eine Satire, ein Drama, ein Thriller und letztlich am besten zu genießen, wenn man so wenig wie möglich darüber weiß. Es ist das wahnsinnig gute Erstlingswerk von Regisseur Cory Finley und zugleich leider der letzte Film von Schauspieler Anton Yelchin (Star Trek). Auch in Vollblüter ergänzt er eindrucksvoll die beiden Hauptdarstellerinnen Anja Taylor-Joy (The Witch) + Olivia Cooke (Ready Player One).

Die zwei sollte mittlerweile jeder auf dem Schirm haben, denn sie sind endgültig in der Hollywoodriege von Jungschauspielerinnen angekommen, die bereits so viele gute Filme gedreht haben. Ihre Karrieren sollte man unbedingt weiterverfolgen und ich bin mir sicher, dass wir sie bald im Rennen um die wichtigen Filmpreise sehen werden. In Vollblüter spielen die beiden zwei Charaktere, die merkwürdigerweise gleichzeitig sich so unfassbar nah sind, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie ergänzen ihre Rollen perfekt und sind auch schauspielerisch absolut grandios.

Die Story und die Figuren sind sehr außergewöhnlich und verdammt gut umgesetzt. Die eine fühlt gar nichts und die andere fühlt alles – coole Idee. Das Drehbuch ist düster, skurril und hält die Neugier für was als Nächstes kommt über den gesamten Film aufrecht. Und wenn es dann auf den finalen Akt zugeht, inszeniert Finley sein eigenes Drehbuch so virtuos und schafft es mit kleinen Kniffen große Wirkung zu erzielen und sich ins Gedächtnis des Zuschauers zu brennen. Ich bin absolut begeistert von diesem ungewöhnlichen Film und musste ihn in meine Top-3 nehmen.

#2 A Star is Born

Die Geschichte ist eine klassische Ode ans Showbusiness, Hollywood und die Liebe, was es wenig überraschend macht, dass ausgerechnet dieser Stoff so oft verfilmt wurde. Untermalt wird diese Erzählung vor allem durch den guten Soundtrack, die Kameraarbeit und authentischen Darstellern.

Die Kameraarbeit vom oscarnominierten Matthew Libatique (Black Swan) war klasse. Ihm gelang es vor allem bei den musikalischen Auftritten einen ziemlich einzigartigen Vibe zu schaffen, der dich glauben lässt du wärst selbst auf der Bühne. Der Soundtrack wurde zum Großteil selbst geschrieben und komponiert – viele der Songs sind auch mit Hilfe von Bradley Cooper und Lady Gaga entstanden und waren ein Garant für Gänsehaut.

Auch die Darsteller im Film waren super, egal ob Nebendarsteller Sam Elliott oder natürlich Bradley Cooper und Lady Gaga in den Hauptrollen. Bradley Cooper liefert hier vielleicht die beste Leistung seiner Karriere ab und Lady Gaga, die bereits für ihre Rolle in American Horror Story einen Golden Globe bekommen hat, stiehlt hier regelmäßig jede Szene und war eine fantastische Wahl für diese Figur. Beide haben sicherlich eine Chance auf eine Darstellernominierung bei den Oscars, Cooper sogar auch als Regisseur und zusätzlich hat sicherlich auch die Musik – vor allem „Shallow“ & „Always Remember Us This Way“ eine realistische Chance. Da die Songs auch aus der Feder Coopers und Gagas stammen, könnte das zu einer skurrilen Situation führen, nämlich dann, wenn beide Künstler im absoluten Idealfall jeweils für zwei bis drei Oscars nominiert sein könnten.

#1 Hereditary

Sprachlos. An jedem noch so kleinem Detail von Hereditary merkt man, wie unfassbar akribisch sich Regisseur Ari Aster auf sein Regiedebüt vorbereitet hat. Es ist sein Script, in das er eigene Erfahrungen aus seiner Familie eingeflochten hat. Es sind seine präzisen Kamerafahrten und Bilder, die er bereits lange geplant hatte, bevor er die Möglichkeit bekam den Film zu drehen. Ich liebe die Idee das Element der Miniaturwelten immer wieder als treibende Kraft innerhalb der Geschichte aufzugreifen – mal um den Plot voranzubringen, mal als Stilmittel des Forshadowing.

Hereditary ist einer dieser Filme, die man beim ersten Anschauen eigentlich nicht komplett erfassen kann. Sicherlich, der großen Geschichte kann man schon folgen, aber die Szenen sind so detailliert inszeniert, so dass man vieles gar nicht so schnell begreifen kann. Mal ist es ein Schatten im Hintergrund, ein anderes Mal sind es Wörter, Graffitis und Zeichnungen, die man beim Blinzeln verpassen kann. Genauso gibt es viele Dialogzeilen bei denen es erst viel später *click* macht.

Mich hat Hereditary auf so vielen Ebenen begeistert, er ist zwar gruselig wie man es sich erhofft aber nicht wie man es von einem Horrorfilm heute gewohnt ist. Er hat zwei, drei Szenen, die so unbeschreiblich krass sind, dass es dir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Der Film spricht dich vor allem auch emotional an, die Geschichte und die Charaktere haben verdammt nochmal Substanz und das ist so selten in diesem Genre. Die Story ist trotz zahlreichen Twists & Turns so durchdacht und funktioniert auf mehreren Ebenen wie kaum ein anderer Film der letzten Jahre. Die Schauspieler waren allesamt klasse und haben diesem Script alles gegeben, vor allem Toni Colettes Charakterentwicklung und ihr damit verbundenes Schauspiel schreien einfach nach Oscar(-Nominerung).

Ganz klar eine verdiente Nummer Eins.

Round-Up | Horrorfilme Sommer 2018

Wahrheit oder Pflicht

Storyanriss:

Bei einem Trip in Mexiko werden die Studentin Olivia (Lucy Hale), ihre beste Freundin Markie (Violett Beane) und andere Freunde von ihrer Urlaubsbekanntschaft Carter (Landon Liboiron) zu einem vermeintlich harmlosen Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel in einer mysteriösen Höhle überredet. Dabei verhält sich Carter merkwürdig, doch erst als Olivia wieder zu Hause ist, nimmt sie sich seine Warnungen zu Herzen: Das Spiel ist echter, als sie glaubt, und nun sind auch sie und ihre Freunde ein Teil davon – ob sie wollen oder nicht. Olivia hat jetzt grauenhafte Visionen und sie muss bald feststellen, dass fortan jeder ihrer Mitspieler eines brutalen Todes stirbt, der nicht die Wahrheit sagt oder eine Mutprobe verweigert. In der verzweifelten Hoffnung, dem tödlichen Spiel doch noch zu entrinnen, machen sich die überlebenden Freunde auf den erneuten Weg nach Mexiko, wo sie den grausamen Spuk beenden wollen.

Fazit:

Eieiei der Film Wahrheit oder Pflicht ist eher wie Pest oder Cholera. Ganz furchtbarer Teenie-Horrorfilm, der unfassbar miese Figuren mit dummen Charakterzügen hat. Sie sind so dumm, dass man eigentlich jeder einzelnen Person, die jäh ihr Ende im Film findet, dieses auch wünscht. Die Figuren sind so klischeebehaftet und nervig, man hofft, dass die Person schon bald die entscheidende Frage „Wahrheit oder Pflicht?“ zu hören bekommt und sich möglichst falsch entscheidet.

Hinzu kommen der übliche Jumpscare-Einheitsbrei und dieser unsägliche visuelle Grinsebacken-Effekt, der so dumm ist, weil er auch das letzte Fünkchen Spannung ins Lächerliche zieht. Das Drehbuch ist schlecht, da die angerissenen Themen und Probleme der Darsteller maximal solange relevant sind, bis sie von einem Dämon aus dem Script getilgt werden. Das Schauspiel ist höchstens mittelmäßig und das Ende an Dummheit kaum zu toppen. Einer der Horrorflops des Jahres. Garantiert.

A Quiet Place

Storyanriss:

Nichts ist mehr so wie früher, seit die Erde von mysteriösen, tödlichen Aliens überrannt wurde. Die Kreaturen sind deswegen so gefährlich, weil sie durch die leisesten Geräusche angelockt werden. Nur wenige Menschen wurden bisher nicht von den Monstern getötet – zu den Überlebenden gehört die Familie von Lee Abbott (John Krasinski). Er hat sich, seiner Frau Evelyn (Emily Blunt) und den drei Kindern Reagan, Marcus und Beau (Millicent Simmonds, Noah Jupe, Cade Woodward) die ganz wichtige Regel auferlegt, bloß keine Geräusche zu machen! Am 89. Tag der Invasion ist die Familie, die sich nur durch Zeichensprache verständigt, im verlassenen New York unterwegs. Beau entdeckt in einem Laden ein batteriebetriebenes Spielzeug-Weltraumshuttle. Der Papa verbietet, dass Beau den Fund behält, aber der Junge nimmt das geräuschvolle Spielzeug dennoch mit nach draußen.

Fazit:

John Krasinski (Amerikanisches The Office) ist aktuell in der Hauptrolle in der Serie Jack Ryan zu sehen, doch hat bereits im März den Weg für ein tolles Jahr 2018 mit einem der stärksten Horrorfilme des Jahres geebnet. Die Idee hinter A Quiet Place ist simple wie genial: eine post-apokalyptische Welt, die seine letzten Bewohner dazu zwingt in absoluter Stille den Alltag zu meistern, um die Invasoren zu überleben. Ein Kinobesuch für diesen Film ist sicherlich ein noch größeres Sozialexperiment als sonst, denn selten habe ich einen Film erlebt, wo es unpassender war nebenbei laut Popcorn zu knabbern. Dieses clevere Konzept hat eine fantastische Atmosphäre auf der Leinwand sowie im Kinosaal aufgebaut und die Spannung fesselte mich in meinen Kinositz.

Sicherlich haben viele ein Problem mit der ruhigen Erzählweise, vor allem in der ersten halben Stunde, aber wenn ich so eine Welt präsentiert bekomme, will ich auch sehen, wie die Leute ihren Alltag meistern – auch wenn es dabei um banale Dinge wie zum Beispiel Lebensmittelbeschaffung geht. Der Film schafft es immer wieder Drehbuchentscheidungen zu treffen, wie zum Beispiel die Emily Blunts Charakter Evelynn hochschwanger sein zu lassen, die echt viel Spaß gemacht haben. Ich fand es auch fantastisch die taube Darstellerin Millicent Simmonds die gehörlose Regan spielen zu lassen, die ausgerechnet in dieser Welt darum kämpft hören zu können, wo es darauf ankommt möglichst keine Geräusche zu machen.

Klar, A Quiet Place ist auch nicht frei von Logiklöchern und gerade zum Ende gibt es den einen oder anderen Moment, der so nicht ganz Sinn ergibt, wenn man den Rest des Films zum Vergleich betrachtet. Nichtsdestotrotz war dieser Horrorfilm saustark, toll durchdacht mit dichter Atmosphäre, gutem Sounddesign, vielschichtigen und feinfühligen Charakteren, Spannung, coolem Monsterdesign und sehr starken schauspielerischen Performances, allen voran von Krasinskis Ehefrau Emily Blunt. Klare Empfehlung und definitiv einer der besten Horrorfilme dieses Jahr. Ich freue mich auf den zweiten Teil und hoffe, dass dieser an die Qualität anknüpfen kann.

The Purge 4: The First Purge

Storyanriss:

Die Partei „Neue Gründungsväter Amerikas“ will die Verbrechensrate im Land auf unter ein Prozent drücken. Die Idee: Einmal im Jahr sollen für zwölf Stunden alle Verbrechen legal sein, inklusive Diebstahl, Mord und Vergewaltigung. Dabei berufen sie sich auf die soziologischen Theorien der renommierten Psychologin Dr. Updale (Marisa Tomei). Beim ersten Probelauf der sogenannten „Purge“ soll das Experiment auf den New Yorker Stadtteil Staten Island begrenzt sein und den Anwohnern wird eine Summe von 5.000 Dollar geboten, wenn sie sich an dem Experiment beteiligen. Doch als sich die zumeist armen Bürger mit verschiedenen kulturellen Hintergründen weigern, aufeinander loszugehen, beschließt die Regierung, selbst für eine ordentliche Purge zu sorgen. Die Anwohner bleiben jedoch nicht untätig: Der Drogenboss Dmitri (Y’lan Noel) führt eine Widerstandbewegung an, während die Aktivistin Nya (Lex Scott Davis) sich auf die Suche nach ihrem Bruder Isaiah (Joivan Wade) begibt. Und bald schon greifen die Unruhen um sich.

Fazit:

Wie ihr mittlerweile wissen solltet, bin ich Fan der Purge-Reihe und habe mich wie üblich auf den neusten Teil gefreut. Schon der chronologische Vorgänger The Purge 3: Election Year hat eine satirische und teils bitterböse politische Ebene in das Franchise gebracht, die natürlich nicht zufällig zum Wahlkampf Trump gegen Clinton kam. Auch das Prequel zur gesamten Reihe, The First Purge, kann sich viele Seitenhiebe, Kommentare und Parallelen zur Trump-Administration nicht verkneifen, beispielsweise wenn einer Purger eine „Grab her by the pussy“-Anspielung bringt.

Der Film erzählt nun als Prequel wie alles begann und das Purge-Experiment ins Leben gerufen wurde. Hierzu hat man sich intelligenterweise dazu entschieden, auf einer abgeschotteten Insel wie Staten Island loszulegen und auch gleich zu zeigen, auf welchen Teil der Gesellschaft es die neue Regierung abgesehen hat. Viele kritisieren, dass der Film eine Weile braucht bis er richtig losgeht, aber mir hat das gefallen, vor allem da ich es für sinnvoll erachte, wenn man über die Anfänge der Purge redet und darüber, dass zu Beginn nicht alle Teilnehmer wie wild im Blutrausch übereinander herfallen, sondern eigentlich nur die Nacht überstehen wollen, um die paar Tausend Dollar „Aufwandsentschädigung“ mitzunehmen. Es wäre ja Quatsch und der eigenen Geschichte widersprechend, wenn alle so crazy wären wie Skeletor, der im Film ein wenig für diese Integrität überkompensieren soll mit seiner Figur.

Cast und Schauspiel waren durchaus solide und gerade von Y’lan Noel würde ich in Zukunft mehr sehen wollen. Oscar-Preisträgerin Marisa Tomei hingegen war verschenkt mit einer auch sehr naiven Rolle. Auch die kleinen Nebengeschichten um die Geschwister oder den Drogenboss des Viertels waren nicht so schlecht, was der Film aber nicht schafft, ist es im letzten Drittel alles sauber abzuschließen. Plötzlich verkommt The First Purge zu einem völlig übertriebenen Gangwar und Rambo-Abklatsch mit einem selten dämlichen Finale, das der Film lieber nicht gehabt hätte. The First Purge ist definitiv nicht der beste Teil des Franchises aber auch nicht so furchtbar wie er gemacht wird.

The Strangers: Opfernacht

Storyanriss:

Kurz bevor die rebellische Tochter Kinsey (Bailee Madison) aufs Internat geschickt wird, möchte die Familie – neben Kinsey noch Mutter Cindy (Christina Hendricks), Vater Mike (Martin Henderson) und ihr älterer Bruder Luke (Lewis Pullman) – einen gemeinsamen Urlaub im abgelegenen Wohnwagenpark des Onkels verbringen, der auf dem Weg zum Internat liegt. Der Trip endet jedoch schon bald im ultimativen Horror, als Kinsey und Luke kurz nach ihrer Ankunft die Leichen des Onkels und der Tante entdecken. Die hatten nämlich offenbar Besuch von den „Strangers“, und die maskierten Psychopathen Dollface (Emma Bellomy), Pin-Up Girl (Lea Enslin) und The Man in the Mask (Damian Maffei) beginnen schon bald damit, auch Kinsey und ihre Familie zu terrorisieren. Der Kampf ums Überleben hat begonnen.

Fazit:

The Strangers: Opfernacht ist die Fortsetzung zum vor 10 Jahren erschienenen Original The Strangers. Während das Drehbuch wieder von Bryan Bertino beigesteuert wurde, saß dieses Mal Johannes Roberts auf dem Regiestuhl, der bislang mit 47 Meters Down und The Other Side of the Door zwei Filme abgeliefert hat, die – sagen wir es höflich – unterstes Mittelmaß waren. Leider ist auch The Strangers: Opfernacht kein Film den ich empfehlen würde.

Das Set-up, die Musik und einige visuell cool inszenierte Szenen erinnerten eher an 80er Slasherflicks und weniger an moderne Horrorfilme – was mir persönlich noch ganz gut gefallen hat. Auch die Härte hat überzeugt, die vor allem dadurch punktet nicht jedes Mal wegzublenden, wenn eine Person das zeitliche segnet. Eigentlich habe ich mir The Strangers nur angeschaut, weil ich Mad Men UND Firefly Star Christina Hendricks gerne sehe, doch auch sie konnte den Film nicht retten. Die Figuren sind allesamt nicht interessant und glaubwürdig, eine wirkliche Beziehung baut man zu ihnen nicht auf. Die motivlosen Antagonisten schocken mit ihrer kalten Art nicht mehr, weil wir diese Eigenschaften bereits kennen.

Zusätzlich gibt es ähnlich wie bei The Purge diese stylischen, künstlichen Momente, wenn beispielsweise ein Killer mit seiner Maske seelenruhig schaukelt, die irgendwie nur für den Zuschauer inszeniert werden, aber eigentlich keiner der Protagonisten in der Geschichte mitbekommen kann. Sie sind einfach nicht von Belang für die Geschichte. Ganz besonders großer Müll war dann dieses Finale, haha, was zum Teufel war das? Fernab jeglicher Logik und alle Horrorfilmklischees bestätigend, war das Ende von The Strangers mit das abstruseste was ich dieses Jahr gesehen hab und ein Stilbruch zum restlichen Film, der sich sehr ernst nimmt.

Unsane – Ausgeliefert

Storyanriss:

Sawyer Valentini (Claire Foy) ist auf der Flucht vor dem hartnäckigen Stalker David Strine (Joshua Leonard). Sie will diese Vergangenheit hinter sich lassen und in einer neuen Stadt mit einem neuen Job noch einmal von vorne beginnen. Doch dann landet sie gegen ihren Willen in einer psychiatrischen Einrichtung und wird dort festgehalten. Damit nicht genug: Während ihres unfreiwilligen Klinikaufenthalts sieht sie sich mit ihrer größten Angst konfrontiert, denn ihr Stalker scheint sich unter dem Pflegepersonal der Klink zu befinden. Aber ist das wirklich der Fall oder bildet sie sich das nur ein? Niemand vom Personal der Einrichtung ist bereit, Sawyer zu glauben, und auch die Polizei stellt sich als wenig hilfreich heraus. Mutter Angela (Amy Irving) versucht unterdessen ihr Möglichstes, die Tochter freizubekommen.

Fazit:

Unsane – Ausgeliefert lief bereits zur Berlinale hier in Berlin und ist Steven Soderberghs neuestes Filmexperiment. Den gesamten Film hat er selbst nur mit einem Iphone gedreht. Dieses Gimmick hat zwar durchaus seinen Reiz, weil es einen gewissen Indi-Vibe und eine Beklemmung herbeiführen kann, wie es für die Geschichte passend erscheint, zeigt sich aber oftmals auch in einer mittelmäßigen Bildqualität, die ich jetzt nicht so häufig auf der großen Leinwand sehen will. Die Prämisse des Films erfindet das Rad nicht gerade neu und weist unter anderem Parallelen zu Side Effects auf, der ebenfalls von Soderbergh ist und ich damals sogar auf der Berlinale gesehen hab.

Dennoch ist das Konzept gegen seinen Willen eingewiesen zu werden beängstigend und spannend zugleich. Der Film ist durchaus auch als Kritik ans Gesundheitssystem zu verstehen werden und kann mit Emmy-Gewinnerin Claire Foy (The Crown) auch eine starke Performance vorweisen. Alles in allem hat mich Unsane aber nicht umgehauen, die Geschichte verläuft nach der ersten halben Stunde eigentlich recht konventionell und berechenbar weiter, nicht was man nicht schon gesehen hätte oder erwarten würde. Es bleibt am Ende nichts hängen, was mich länger als 10 Minuten beschäftigen würde.

Hereditary – Das Vermächtnis

Storyanriss:

Trotz einiger Tragödien in der Vergangenheit führt die Familie Graham, bestehend aus Mutter Annie (Toni Collette), ihrem Mann Steve (Gabriel Byrne) und ihren beiden gemeinsamen Kindern Peter (Alex Wolff) und Charlie (Milly Shapiro), ein recht beschauliches Leben in einem abgelegenen Haus am Waldrand. Annie ist Galeristin und baut für eine Ausstellung zu Hause aufwändige Miniaturmodelle, Peter schlägt sich mit den üblichen Teenagerproblemen rum und Charlie ist eine leicht schräge Außenseiterin. Doch als Annies Mutter Elen stirbt, das unangefochtene Familienoberhaupt, sehen sich die Grahams plötzlich mit reihenweise rätselhaften und unheimlichen Ereignissen konfrontiert.

Fazit:

Sprachlos. An jedem noch so kleinem Detail von Hereditary merkt man, wie unfassbar akribisch sich Regisseur Ari Aster auf sein Regiedebüt vorbereitet hat. Es ist sein Script, in das er eigene Erfahrungen aus seiner Familie eingeflochten hat. Es sind seine präzisen Kamerafahrten und Bilder, die er bereits lange geplant hatte, bevor er die Möglichkeit bekam den Film zu drehen. Ich liebe die Idee das Element der Miniaturwelten immer wieder als treibende Kraft innerhalb der Geschichte aufzugreifen – mal um den Plot voranzubringen, mal als Stilmittel des Forshadowing.

Hereditary ist einer dieser Filme, die man beim ersten Anschauen eigentlich nicht komplett erfassen kann. Sicherlich, der großen Geschichte kann man schon folgen, aber die Szenen sind so detailliert inszeniert, so dass man vieles gar nicht so schnell begreifen kann. Mal ist es ein Schatten im Hintergrund, ein anderes Mal sind es Wörter, Graffitis und Zeichnungen, die man beim Blinzeln verpassen kann. Genauso gibt es viele Dialogzeilen bei denen es erst viel später *click* macht.

Mich hat Hereditary auf so vielen Ebenen begeistert, er ist zwar gruselig wie man es sich erhofft aber nicht wie man es von einem Blockbuster-Horrorfilm gewohnt ist. Er hat zwei, drei Szenen, die so unbeschreiblich krass sind, dass es dir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Der Film spricht dich vor allem auch emotional an, die Geschichte und die Charaktere haben verdammt nochmal Substanz und das ist so selten in diesem Genre. Die Story ist trotz zahlreichen Twists & Turns so durchdacht und funktioniert auf mehreren Ebenen wie kaum ein anderer Film der letzten Jahre. Die Schauspieler waren allesamt klasse und haben diesem Script alles gegeben, vor allem Toni Colettes Charakterentwicklung und ihr damit verbundenes Schauspiel schreien einfach nach Oscar(-Nominerung). Wie immer wird es schwer, wenn ein Film relativ früh im Jahr und somit außerhalb der Award-Saison startet, aber wenn Toni Colette ignoriert wird, blutet mir das Herz. Allein diese eine Szene am Tisch tut so weh beim Zuschauen und fasziniert dich zur selben Zeit.

Ich will nicht noch mehr schwärmen, weil ich dafür sonst zu sehr spoilern müsste, aber eine ganz klare Empfehlung für Hereditary – Das Vermächtnis, der nicht nur einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre ist, sondern auch einer der besten Filme für mich.