Spotlight | Kritik / Review (Oscars 2016)

spotlight-blog1(Trailer)

Wie jedes Jahr, darf auch bei den diesjährigen Academy Awards kein Film fehlen, der auf wahren Begebenheiten beruht. In der Regel sind diese Filme auch sehr begehrt bei der Academy und gewinnen nicht allzu selten den Goldjungen.

So galt auch die Geschichte des Journalisten-Teams des Boston Globes, das mit seiner Arbeit einen Missbrauchsskandal im Jahr 2001 aufdeckte und dafür auch mit dem Pulitzer-Preis bedacht wurde, lange Zeit als größter Favorit auf den Oscar. Vor allem gegen Ende des letzten Jahres hatte das Journalisten-Drama mit hochkarätigem Cast die Nase vorn, bis er dann von Innarritus The Revenant abgelöst wurde, der ja zumindest grob auch auf wahren Begebenheiten beruht.

Ob  Tom McCarthys Spotlight endgültig aus dem Oscarrennen ausgeschieden ist oder noch Chancen hat, verrate ich euch wie immer in meinem Fazit.

Storyanriss:

Als eine Journalistin des Boston Globes in einem Artikel einen Missbrauchsfall in den Reihen der katholischen Kirche aufbereitet, der direkt in Boston geschah, weckt sie damit das Interesse des neuen Chefredakteurs Marty Baron (Liev Schreiber). Dieser ahnt, dass hinter der Geschichte mehr steckt und setzt das Spotlight-Team auf die Angelegenheit an, deren Recherche Schreckliches zutage fördert. Denn Spotlight-Chef Walter „Robby“ Robinson (Michael Keaton) und seine Mitarbeiter Michael Rezendes (Mark Ruffalo), Sacha Pfeiffer (Rachel McAdams) und Matt Carroll (Brian D’Arcy James) stellen fest, dass weit mehr Priester in den Missbrauch von Kindern verwickelt sind als bislang angenommen. Doch die akribischen Ermittlungen der Journalisten werden durch das Schweigen der verängstigten Opfer und gut bezahlte Anwälte zunehmend erschwert.

Spotlightblog2

Wenn ein Priester einem armen Jungen aus einer armen Familie Beachtung schenkt, ist das eine große Sache – Wie kann man Gott etwas abschlagen?

Fazit:

Seit Monaten stand Spotlight auf meiner must-see-Liste und ich bin froh ihn endlich gesehen zu haben. Natürlich ist das hier kein Actionfeuerwerk. Es handelt sich bei Spotlight um ein Drama, das nicht nur mit sexuellem Missbrauch und Pädophilie in der Kirche sehr schwierige Themen und düstere Kapitel der Geschichte behandelt, sondern auch einen guten Einblick in die akribische Arbeit von Journalisten und Reportern gibt und deren Alltag näher beleuchtet.

Abgesehen von der spannenden Geschichte, ist der Film bis in die letzte Rolle wahnsinnig gut besetzt. Mit Michael Keaton, der seit Birdman im letzten Jahr seinen zweiten Frühling in Hollywood feiert, dazu Mark Ruffalo der eigentlich immer abliefert und auch dieses Jahr wieder für den Oscar als bester Nebendarsteller nominiert ist, auch Rachel McAdams wurde mit einer Nominierung bedacht, Liev Schreiber, Stanley Tucci uvm. Bei diesem Ensemble-Cast sticht für mich niemand extrem positiv oder negativ heraus – sie waren allesamt auf einem hohen Niveau.

Inhaltlich überzeugt Spotlight trotz gemäßigtem Tempo und schafft es wie der diesjährige Mitstreiter The Big Short, den ich euch vor zwei Tagen vorgestellt habe, dich als Zuschauer wütend und voller Unverständnis Kopf schüttelnd im Sitz zurückzulassen. Wenn den Beteiligten im Film das Ausmaß ihrer Ergebnisse bewusst wird und damit auch die Möglichkeit, dass eventuell in ihrer eigenen Umgebung sexuelle Übergriffe stattfanden, bekommt man auch als Zuschauer die Erkenntnis, dass schon allein auf Grund der Zahlen solche Übergriffe gar nicht soweit weg sind wie man vielleicht meint.

Meinem Empfinden nach gelingt es dem Regisseur, alle Beteiligten – Journalisten, uns als Zuschauer und vor allem auch den Opfern im Film – sich auf Augenhöhe begegnen zu lassen  Nichts wird ausgeschlachtet, für dumm verkauft, niemand vorgeführt oder zu irgendwas gezwungen – toll.

Mir hat Spotlight sehr gut gefallen, obgleich es auch kein Meisterwerk oder sonderlich kreativ ist. Nach wie vor denke ich, dass das Thema sehr aktuell und präsent ist und so wieder den Weg in die breite Masse findet und sie dafür sensibilisiert. Ein wenig erinnert einen das alles an Die Unbestechlichen, der thematisch die Watergate-Affäre behandelte und seiner Zeit für 8 Oscars nominiert war und 4 davon gewinnen konnte. Also warum nicht auch Spotlight?

bewertungsskalafinal4,0

Mad Max: Fury Road | Kritik / Review (Oscars 2016)

Mad-Max-Fury-Road_blog1

(Trailer)

Mit Mad Max: Fury Road hat uns im Mai letzten Jahres unerwartet wie ein Blitz  getroffen und Kritikerstimmen im Staub erstickt, während schlagende Fan-Herzen nur noch von den kräftigen Motorengeräuschen der verrückten Karren im Film übertönt wurden.

Regisseur George Miller kam nach 30 Jahren zu seinem einstigen Franchise, das seinerzeit Mel Gibson zum Weltstar machte, zurück und inszenierte mit Tom Hardy (Inception) in der namensgebenden Hauptrolle den vierten Teil. Unabhängig vom Ausgang der Oscars am Sonntag, war die Oscar-Nominierung für Mad Max: Fury Road wohl die mutigste Entscheidung der Academy in den letzten Jahren – Hut ab!

Storyanriss:

In einer trüben Wüstenlandschaft, wo die Menschheit verkommen und fast jeder bereit ist, für das Überlebensnotwendige bis an die Grenzen zu gehen, leben zwei Außenseiter: Max (Tom Hardy), ein Mann der Tat und weniger Worte, der nach dem Verlust seiner Frau und seines Kindes Seelenfrieden sucht – und die elitäre Furiosa (Charlize Theron), eine Frau der Tat, die glaubt, dass sie ihr Überleben sichern kann, wenn sie es aus der Wüste bis in ihre Heimat schafft. Als Max gerade beschlossen hat, dass er alleine besser dran ist, trifft er auf eine Gruppe in einem Kampfwagen, hinter dessen Steuer Furiosa sitzt. Die Flüchtlinge, darunter Splendid (Rosie Huntington-Whiteley) und andere Ex-Sklavinnen (Riley Keough, Zoë Kravitz, Abbey Lee, Courtney Eaton), sind dem Warlord Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) entkommen, der ihnen nun nachstellt – denn Frauen sind zur Ware geworden, wertvoll wie Wasser und Benzin. Die Konfrontation zwischen Immortan Joes Banden und den Flüchtlingen führt zum temporeichen, staubigen Straßenkrieg

Mad-Max-Fury-Road_blog2

Fazit:

One Hell of a Ride! Mad Max: Fury Road rockt einfach die Scheiße und George Miller beweist, dass er es auch nach knapp 30 Jahren noch richtig drauf hat. Blut, Schweiß und Motoröl lassen den Adrenalinspiegel permanent auf einem hohen Niveau.

Fury Road macht verdammt viel richtig: die Action ist echt, die Effekte sind authentisch, die Choreographien sind kreativ und minutiös bis ins letzte Detail inszeniert. Dazu kommt das verrückte und geniale Design von eigentlich Allem in diesem Film – die Autos, die Charaktere sowie die Sets. Miller beweist, dass er es noch nicht verlernt hat und vor allem auch mit der nötigen finanziellen Kraft im Rücken seine Vision der Post-Apokalypse in dieser Art und Weise umzusetzen weiß.

Tom Hardy als neuer Max Radikovsky konnte überzeugen auch wenn er zugegebener Maßen schauspielerisch nicht soviel zu tun und die ersten 45 Minuten eine Maske über seinem Gesicht hatte. Die viel bessere Rolle in Fury Road hat Charlize Theron als Imperator Furiosa, die eine der stärksten und coolsten weiblichen Action-Charaktere der letzten Jahre darstellt und jetzt schon Kult ist. Für mich hat sich Mad Max: Fury Road direkt zum Instant-Classic gemausert und auch wenn der Film keine komplexe Story hat und im Prinzip nur ein 2-stündiges Action-Feuerwerk ist, gibt es qualitativ auf dieser Ebene eigentlich nichts zu beanstanden.

Auch wenn sich viele Fanboy-Herzen da draußen wünschen würden, dass Fury Road den Goldjungen mit nach Hause nimmt am 28.02.2016, wäre es eine sehr, sehr untypische Wahl der Academy und somit recht unwahrscheinlich.

bewertungsskalafinal4,5

The Big Short | Kritik / Review (Oscars 2016)

bigshort1

(Trailer)

Auf dem Regiestuhl für The Big Short sitzt Adam McKay, der unter anderem für Anchorman verantwortlich war. Für sein Finanzdrama konnte er einen beeindruckenden Cast der Extraklasse um sich versammeln. Mit dabei sind Christian Bale (Prestige – Die Meister der Magie), Ryan Gosling (Drive), Brad Pitt (Fight Club), Steve Carell (Foxcatcher) und Marisa Tomei (The Wrestler). Die Grundlage zum Film stammt aus Michael Lewis‚ Buch „The Big Short“. Er schrieb unter anderem auch die Vorlage zu „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“.

The Big Short hat zwar gute Kritiken bekommen, aber lief recht lange doch eher unter dem Radar der breiten Masse. Die Thematik der Finanzkrise ist zwar sehr interessant aber gleichzeitig so komplex, dass man wohl auch in der richtigen Stimmung sein muss, um sich an der Kinokasse letztlich für diesen Film zu entscheiden. Neben Christian Bale als bester Nebendarsteller wurde auch der Film als solches für einen Oscar nominiert und lustigerweise bekommt das Finanzdrama kurz vor den Oscars nochmal einen kleinen Hype.

Nachdem Spotlight am Ende des letzten Jahres der Favorit auf den Oscar war, dann jedoch The Revenant zu Beginn des aktuellen Jahres und fast durchweg bis zu den Oscars den größten Buzz und Erfolg hatte, konnte The Big Short überraschend bei den PGA Awards abräumen. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn die Producers Guild of America mit ihren rund 7000 Mitgliedern nicht in den vergangenen acht Jahren stets denjenigen Film mit ihrem Award ausgezeichnet hätte, der wenige Wochen später auch den Oscar als bester Film gewann. In den vergangenen Jahren lag die PGA in 19 von 26 Fällen richtig.

Storyanriss:

Wir schreiben das Jahr 2005. Tag für Tag werden an der Wall Street neue, waghalsige Börsengeschäfte getätigt und die Wirtschaft boomt. Vor diesem Hintergrund werden sogar Arbeitslose mit hervorragenden Renditen und minimalen Risiko zu Villenbesitzern. In der beseelten Atmosphäre des allgemeinen Wohlstands sieht nur der eigenwillige Hedgefonds-Manager Michael Burry (Christian Bale) voraus, dass die Finanzwelt unmittelbar vor einem gigantischen Crash steht. Als er mit seinen Prognosen bei den führenden Bankenbossen kein Gehör findet, fasst er einen perfiden Plan, mit dem er die großen Banken aufgrund ihres Mangels an Weitsicht und ihrer Gier vorführen will: Den „Big Short“. Mit anderen risikofreudigen Spekulanten wie dem Trader Steve Eisman (Steve Carell), dem Deutsche-Bank-Makler Greg Lippman (Ryan Gosling) und dem einstigen Star-Investor Ben Rickert (Brad Pitt) wettet er gegen das Finanzsystem, indem er Leerkäufe von Aktien großer Investmentbanken tätigt. Im Gegenzug winkt das große Geld.

bigshort2

Fazit:

Die Thematik ist sehr interessant, die Umsetzung war gut und der Film schafft es, den Zuschauer wütend zu machen – nicht, weil er irgendwie handwerklich schlecht wäre, sondern auf Grund der Thematik und der bitteren Wahrheit dahinter. The Big Short hatte paar nette Kniffe, wie beispielsweise das Durchbrechen der 4th Wall und die Cameos, die auf charmante Art und Weise versucht haben, den komplizierten Inhalt für das normale Publikum verständlicher zu machen.

Doch mir ging es ehrlich gesagt so, dass ich jetzt trotzdem nicht wirklich mehr verstanden geschweige denn davon im Gedächtnis behalten habe. Gefühlt werden dir alle 10 Sekunden Abkürzungen und Fachbegriffe um die Ohren gefeuert. Irgendwie kann man sich dann doch aus dem Kontext erschließen, was letztlich in etwa passiert sein muss und so kann man den Film auch ohne starkes Fachwissen genießen.

Für mich ist The Big Short aber definitiv nicht der beste Film unter den Nominierten und auch Christian Bales Performance ist nicht oscarwürdig. Zwar rockt er jede Szene, wo er zu sehen ist, aber das sind auf den gesamten Film und sein Ensemble betrachtet vielleicht 15 Minuten und das reicht für mich – egal ob qualitativ oder von der bloßen Screentime her – nicht.

bewertungsskalafinal3,5