Round-Up | Drama | Sommer 2018

Molly’s Game

Storyanriss:

Molly Bloom (Jessica Chastain) ist eine junge talentierte Skifahrerin und die große Hoffnung der USA bei den Olympischen Spielen, doch nach einer schweren Verletzung muss sie ihre Karriere notgedrungen aufgeben. Auch ihr Jurastudium schmeißt Molly wenig später hin und landet über Umwege schließlich in der Welt des Underground-Pokers. Schnell erkennt sie, dass sie ein Talent für die Organisation der illegalen Wettbewerbe hat und stellt schließlich ihr eigenes Pokerturnier auf die Beine – der Beginn einer langen Karriere. Zu Mollys Klientel zählen prominente Gesichter aus Hollywood, Sportstars, einflussreiche Geschäftsmänner sowie auch – allerdings ohne Blooms Wissen – die russische Mafia. Dadurch findet das große Geschäft eines Tages ein jähes Ende. Mitten in der Nacht wird Molly vom FBI verhaftet. Als ihr einziger Verbündeter entpuppt sich ihr Strafverteidiger Harlie Jaffey (Idris Elba). Er ahnt, dass in Bloom mehr steckt als in den Boulevardblätter beschrieben wird.

Fazit:

Aaron Sorkin gehört zu den Personen in Hollywood die ich vergöttere und von denen ich alles verschlinge was sie entwickeln, so auch sein Regiedebüt Molly’s Game. Er ist bekannt für seine Stakkato-Dialogsequenzen, wie wir sie beispielsweise in The Social Network oder Steve Jobs gesehen haben und auf diese kann man sich natürlich auch dieses Mal freuen. Diese super dynamischen und verdammt unterhaltsamen Gespräche bekommt man auch auf gewohnt hohem Niveau präsentiert.

Gute Texte sind aber auch nur die halbe Miete, wenn man keine hochkarätigen Darsteller hat, die diese rüberbringen können. Glücklicherweise haben sich Aaron Sorkin und die echte Molly Bloom für die zweifach oscarnominierte Jessica Chastain und Idris Elba entschieden, die beide zu den besten Schauspielern unsere Zeit gehören. Beide lieferten wie üblich eine sehr gute Leistung ab.

Molly Blooms Geschichte ist super außergewöhnlich und spannend und ich find, dass das gut rüberkam. Einen besonderen Kick hat mir der Film gegeben, weil er ohne Namen zu nennen über bekannte Personen spricht und diese im Film portraitiert. Hinterher zu lesen, welche wahren Figuren gemeint waren, macht direkt Bock den Film erneut anzuschauen.

Tolles Regiedebüt von Aaron Sorkin, dem man wieder aus der Hand frisst mit seiner ikonischen Dialogdynamik.

All I See Is You

Storyanriss:

Gina (Blake Lively) kämpft noch immer mit einem traumatischen Ereignis aus ihrer Kindheit, denn als Teenagerin geriet sie mit ihren Eltern in einen Unfall, der zur Erblindung der jungen Frau führte. Heute, eine Dekade später, lebt Gina in Bangkok – zusammen mit ihrem Ehemann James (Jason Clarke), einem Versicherungsverkäufer, von dem sie nahezu komplett abhängig ist. Die meiste Zeit verbringt sie am nahegelegenen Pool und im gemeinsamen Apartment, das ganz nach James‘ Geschmack dekoriert ist. Doch dann geschieht ein medizinisches Wunder: Nach einer komplizierten Operation erlangt Gina ihr Augenlicht wieder. Fortan ist ihr Leben nicht weiter auf das beschränkt, was ihr Partner ihr erzählt. James wiederum freut sich einerseits für seine Frau, andererseits aber fühlt er sich schlagartig unwohler, denn nun kann auch Gina erkennen, dass er eigentlich ein sehr gewöhnlicher Typ ist.

Fazit:

All I See Is You ist kein Kinorelease aus diesem Jahr, aber ein Film den ich diesen Sommer nachgeholt habe und mit euch teilen wollte. Die Idee, dass eine blinde Person ihr Augenlicht wiederbekommt ist per se nicht unbedingt neu, doch im Gegensatz zu Vertretern wie The Eye und Co. handelt es sich hier dann weniger um einen Horrorfilm oder Crimethriller. All I See Is You ist mehr eine Charakterstudie wie das Leben und eine romantische Beziehung als Blinde und als Sehende sich verändert. Der unausweichliche Clash von Vorstellungen, Erwartungshaltung und Realität war durchaus spannend. Hierbei fokussiert sich der Film aber nicht nur auf Blake Livelys Charakter, sondern auch auf die ihrer Mitmenschen, denn für diese ist so eine Veränderung ebenfalls ein sehr großer Schritt.

Der Film hat ein paar Pacing-Probleme und Mängel im Drehbuch, kann aber mit einigen cleveren Ideen und zwei guten Hauptdarstellern punkten.

Auslöschung

Storyanriss:

Vor drei Jahren erschütterte ein mysteriöses Ereignis das Gebiet, das jetzt als Area X bekannt ist. Abgeschnitten von jeglicher Zivilisation begräbt die Natur die spärlichen Überreste menschlicher Kultur unter sich. Die geheime Regierungsorganisation „Southern Reach“ ist dafür zuständig, herauszufinden, was in Area X vorgefallen ist und was nun hinter der unsichtbaren Grenze geschieht. Mehrere Expeditionen sandte Southern Reach in das kontaminierte Gebiet – nur der Soldat Kane (Oscar Isaac) kam lebend zurück. Ein neues Team bestehend aus den Wissenschaftlerinnen Lena (Natalie Portman), Anya Thorensen (Gina Rodriguez), Cass Shepard (Tuva Novotny), Josie Radek (Tessa Thompson) und Leiterin Dr. Ventress (Jennifer Jason Leigh) soll nun endgültig die Geheimnisse der Region lüften – das Gebiet kartographieren, Flora und Fauna katalogisieren und die Beobachtungen dokumentieren. Doch sind es nicht nur die Mysterien von Area X, sondern die Geheimnisse der Frauen untereinander, die die Expedition gefährden.

Fazit:

Auslöschung / Annihilation ist ebenfalls kein Kinorelease, oder doch? Genau genommen ist es sowohl im Kino als auch hauptsächlich auf Netflix gelaufen. Wenn ich mich recht erinnere, lief der Film nur in Nordamerika in den Kinos und war für den großen Rest der Welt nur über den Streaminganbieter verfügbar.

Nach dem absolut geilen Achtungserfolg Ex Machina, hat Alex Garland jetzt mit der Adaption einer Romanreihe unter dem Titel Auslöschung nachgelegt. Der Cast ist dieses Mal deutlich größer als noch bei Ex Machina, aber nicht weniger hochkarätig besetzt. Der Film ist super atmosphärisch und die spannend erzählte Geschichte gehören zu den großen Pluspunkten. Zusätzlich sieht Annihilation sehr gut aus und kann mit kreativen Effekten, Designs und Set-Pieces brillieren.

Für mich hat der Film bis auf das Ende weitestgehend super funktioniert. Der Abschluss des Films driftete mir zu stark ins esoterische ab und verwirrte mich mehr als das es mir befriedigende Antworten lieferte, aber bis dahin – und das sind immerhin 90% des Films – hat Alex Garland wieder toll abgeliefert.

A Ghost Story

Storyanriss:

Der kürzlich verstorbene C (Casey Affleck) kehrt als Geist zu seiner trauernden Frau M (Rooney Mara) zurück. Er verbleibt in dem gemeinsamen Haus, um sie mit seiner Anwesenheit zu trösten und an ihrem Alltag teilzuhaben, doch stellt schnell fest, dass er in der Zwischenwelt feststeckt. Unfähig, diesen Ort wieder zu verlassen, muss er zusehen, wie seine Frau ihr Leben ohne ihn weiterlebt und ihm immer mehr entgleitet. Doch langsam gelingt es ihm, sich zu lösen, und er begibt sich auf eine kosmische Reise, auf der er sich mit den Rätseln des Lebens auseinandersetzen muss, um Frieden zu finden und herauszufinden, was es bedeutet, nach dem Tod zu einer Erinnerung zu werden und ein andauerndes Vermächtnis zu hinterlassen.

Fazit:

Ein sehr ungewöhnliches aber spannendes Konzept für einen Film. Die Idee einer Person nach dem Ableben als Geist zu folgen wie dieser seinen Partner zu Lebzeiten begleitet, während dieser alle Stufen der Trauerbewältigung durchmacht, hat was. Klar es ist auch ein wenig artsy-fartsy und prätentiös, aber hier kann ich das für das Gesamtkonzept hinnehmen.

Mir hat gefallen, dass man nicht nur sieht wie Rooney Mara als Witwe weiterlebt, sondern auch wie Casey Affleck als Geist auf gewisse Szenarien reagiert. Der Film ist sehr ruhig erzählt und die Länge merkt man ihm durch das Pacing schon an. Als Fan des Filmemachens kann ich A Ghost Story als Experiment schätzen, richtig empfehlen für einen casual Filmabend kann ich ihn aber nicht.

Papillon

Storyanriss:

Frankreich in den 1930er Jahren: Henri „Papillon“ Charrière (Charlie Hunnam) soll einen Mord begangen haben und wird, obwohl er unschuldig ist, zu lebenslanger Haft in der berüchtigten Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guayana verurteilt. Schon auf dem Weg nach St. Laurent begegnet er dem ebenfalls zu einer langen Haftstrafe verurteilten Fälscher Louis Dega (Rami Malek). Als dieser von anderen Häftlingen angegriffen wird, verteidigt ihn Papillon und die beiden unterschiedlichen Männer treffen schließlich eine Vereinbarung: Louis wird auch weiterhin von Papillon beschützt und unterstützt ihn im Gegenzug bei seiner geplanten Flucht. Während ihrer gemeinsamen Zeit im Straflager entwickelt sich so nach und nach eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen, dank der sich die Strapazen und die sadistischen Wärter einigermaßen ertragen lassen.

Fazit:
Zugegeben: ich kannte das Original vorher nicht, doch ähnlich wie ein Großteil der Leute, die beide Versionen kennen, war auch ich mit der 2018er Version zufrieden. Charlie Hunnam und Rami Malek verkörpern also nun in dieser wahren Geschichte Papillon und Louis Dega, die 1973 noch vom Steve McQueen und Dustin Hoffman gespielt wurden. Papillon sah super aus und zeigte die brutale und ausweglose Situation der Gefangenen in diesen südamerikanischen Strafkolonien.

Ich bin eh ein sucker for prison-break Filme und war begeistert von dieser Interpretation. Der Cast war durchweg super und neben den beiden Hauptrollen hat mir gerade Roland Moller noch sehr gut gefallen. Ich empfand den Film zwar zu keinem Zeitpunkt wirklich langweilig, aber ein wenig Sitzfleisch braucht man bei einer Lauflänge von 115 Minuten dann doch, weil man sie hier und da leicht spürt. Nichtsdestotrotz kann ich Papillon definitiv empfehlen.

Vollblüter

Storyanriss:

Lily (Anya Taylor-Joy) und Amanda (Olivia Cooke), zwei Teenagerinnen in einer Vorstadt in Connecticut, erneuern ihre Freundschaft, nachdem sie sich in den vergangenen Jahren voneinander entfernt hatten. Lily ist auf eine gute Schule gegangen, wird bald ein begehrtes Praktikum beginnen und ist voll in der gesellschaftlichen Ober-Klasse angekommen, während Amanda mit einem scharfen Verstand und ihrer ganz eigenen Einstellung zu den Dingen glänzt, jedoch im Zuge ihrer Entwicklung auch zu einer sozialen Außenseiterin wurde. Nach anfänglichen Schwierigkeiten verstehen sich die beiden wieder hervorragend, bringen aber nach und nach auch die Schattenseiten des anderen zum Vorschein – was schließlich dazu führt, dass sie den Kleinganoven Tim (Anton Yelchin) anheuern, um einen Mord zu begehen.

Fazit:

Vollblüter / Thoroughbreds ist eine Charakterstudie, eine Satire, ein Drama, ein Thriller und letztlich am besten zu genießen, wenn man so wenig wie möglich darüber weiß. Es ist das wahnsinnig gute Erstlingswerk von Regisseur Cory Finley und zugleich leider der letzte Film von Schauspieler Anton Yelchin (Star Trek), der bereits vor zwei Jahren bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Auch in Vollblüter ergänzt er eindrucksvoll die beiden Hauptdarstellerinnen Anja Taylor-Joy (The Witch) + Olivia Cooke (Ready Player One).

Die zwei sollte mittlerweile jeder auf dem Schirm haben, denn sie sind endgültig in der Hollywoodriege von Jungschauspielerinnen angekommen, die bereits so viele gute Filme gedreht haben. Ihre Karrieren sollte man unbedingt weiterverfolgen und ich bin mir sicher, dass wir sie bald im Rennen um die wichtigen Filmpreise sehen werden. In Vollblüter spielen die beiden zwei Charaktere, die merkwürdigerweise gleichzeitig sich so unfassbar nah sind, obwohl sie so unterschiedlich sind. Sie ergänzen ihre Rollen perfekt und sind auch schauspielerisch absolut grandios.

Die Story und die Figuren sind sehr außergewöhnlich und verdammt gut umgesetzt. Das Drehbuch ist düster, skurril und hält die Neugier für was als Nächstes kommt über den gesamten Film aufrecht. Und wenn es dann auf den finalen Akt zugeht, inszeniert Finley sein eigenes Drehbuch so virtuos und schafft es mit kleinen Kniffen große Wirkung zu erzielen und sich ins Gedächtnis des Zuschauers zu brennen. Ich bin absolut begeistert von diesem ungewöhnlichen Film und habe sehr wahrscheinlich einen Kandidaten für meine Top 15 des Jahres gefunden.

Lion | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Spielfilm-Regiedebütant Garth Davis schafft es mit seinem Erstlingswerk auf Anhieb zu 6 Oscar-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Bester Nebendarsteller, Beste Nebendarstellerin, Beste adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, und Bester Originalscore. Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Saroo Brierley, der diese auch in seinem Buch „A Long Way Home“ nieder geschrieben hat.

Im Film wird er von „Slumdog MillionärDev Patel und dem Schauspielneuling Sunny Pawar, der nach einem komplexen und aufwendigen Casting aus über 2000 Kindern in Indien im Prinzip von der Straße gecastet wurde. In weiteren Nebenrollen sind unter anderem Nicole Kidman (Paddington) und Rooney Mara (Verblendung) zu sehen.

Storyanriss:

Mit fünf Jahren wird der kleine indische Junge Saroo (Sunny Pawar) von seiner Familie getrennt, woraufhin er sich schließlich tausende Meilen von Zuhause entfernt und verwahrlost in Kalkutta wiederfindet. Nach dieser beschwerlichen Odyssee nehmen ihn Sue (Nicole Kidman) und John Brierley (David Wenham) auf, ein wohlhabendes australisches Ehepaar, das ihn in ihrer Heimat wie seinen eigenen Sohn aufzieht. Doch seine Wurzeln hat Saroo nie vergessen und so macht er sich als junger Mann (nun: Dev Patel) mit Hilfe seiner trüben Erinnerungen und Google Earth auf die Suche nach seiner wahren Mutter. Während seiner Reise in die eigene Vergangenheit hofft er endlich auf jenes Dorf zu treffen, das sich mit seinen Erinnerungen ans Vergangene deckt.

Ein Leben reicht nicht um alle Bahnhöfe Indiens abzusuchen.

Fazit:

Lion war für mich eine super Überraschung und schafft dieses Jahr den Sprung in die obere Hälfte der Oscar-Nominierten. Dem Film gelingt es sowohl eine spannende und interessante Geschichte zu erzählen, als auch gleichzeitig den Unterhaltungsfaktor nicht aus den Augen zu verlieren.

Wie bei vielen Konkurrenten basiert auch Lion auf einer wahren Geschichte, die man hier in einer recht strikten Zweiteilung des Films erzählt, um die Zeitspanne von 25 Jahren besser abbilden zu können. In der ersten Hälfte erfährt man als Zuschauer von Saroos strapaziösen Leidensweg und den Umständen die dazu führten. Absolut fantastisch gespielt von Sunny Pawar, der direkt von der Straße gecastet wurde, keine schauspielerische Erfahrungen vorzuweisen hat und hier total glaubwürdig rüberkommt – dabei funktioniert viel einfach durch seine Präsenz, weil er nicht nur sehr schweigsam ist, sondern wenn er mal redet hauptsächlich Hindi spricht. Da kam schon fast Berlinale Feeling auf für mich.

Nach einem großen Zeitsprung verfolgen wir dann Dev Patel als erwachsenen Saroo, der ein sehr gutes Leben lebt aber doch kein vollkommenes. Er ist innerlich zerrissen und versucht mit Hilfe der neuen Sensation am IT Himmel „Google Earth“ seine Familie zu finden. Und auch Dev Patel war wahnsinnig gut und wurde wenn auch durchaus überraschend doch nachvollziehbarer Weise für einen Oscar nominiert.

Mich hat Lion emotional definitiv abgeholt und auch wenn mir die erste Hälfte ein wenig besser gefallen hat, war der Film auch als Gesamtpaket super. Sämtliche Charaktere waren nachvollziehbar in ihren Ansichten und Entscheidungen, die Geschichte war inspirierend und gefühlvoll, die Schauspieler klasse und die Ereignisse fast schon unglaublich.

Lion zeigt auch wiedermal gut auf wie unterschiedlich die Verhältnisse und sozialen Gefüge, in die wir hinein geboren werden, sein können und trotz dieser Widrigkeiten Aspekte wie Liebe, Familie und Zusammenhalt am Ende wichtiger sind als Reichtum oder sozialer Status.

And the Oscar 2016 goes to..

Heute ist es endlich soweit – die Nacht für Filmbegeisterte. In Los Angeles werden heute Nacht die 88. Academy Awards verliehen. Die Übertragung fürs deutschen Fernsehen übernimmt wieder Pro7 auch wenn es dieses Jahr zum ersten Mal ohne Steven Gätjen stattfindet, der seit Anfang des Jahres fürs ZDF arbeitet. Durch den Abend im Dolby Theatre führt zum zweiten Mal der Comedian und Schauspieler Chris Rock. Wer Chris Rock kennt, weiß, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt und ordentlich austeilen kann. Hierbei besonders brisant ist der Fakt, dass er in diesem Jahr wohl einer der wenigen Afro-Amerikaner des Abends sein wird auf Grund der gesamten #OscarsSoWhite-Debatte. Die Welt ist gespannt auf seine Sprüche und Abrechnung mit Hollywood.

Chris-Rock

Für die musikalischen Highlights am heutigen Oscar-Abend sorgen wie immer die Nominierten für den „Besten Song„, also Lady Gaga mit „Til It Happens to You“ aus The Hunting Ground, The Weeknd mit „Earned It“ aus der Verfilmung zu Fifty Shades of Grey und Sam Smith mit „Writing’s on the Wall“ aus Spectre. Darüber hinaus wird auch der ehemalige Drummer von Nirvana und Frontmann der Foo Fighters, Dave Grohl, mit einer Special Performance auftreten.

 

Beste Nebendarstellerin / Actress in A Supporting Role:

Rooney Mara (Carol) | Rachel McAdams (Spotlight) | Jennifer Jason Leigh (The Hateful 8) | Alicia Vikander (The Danish Girl) | Kate Winslet (Steve Jobs)

 

Wunsch: #1 Alicia Vikander #2 Kate Winslet

aliciavikanderIn diesem Jahr ist diese Kategorie für mich deutlich besser besetzt als 2015, nicht weil die Schauspielerinnen im letzten Jahr nicht gut waren, sondern weil ich damals keine der Rollen für sonderlich herausragend hielt. Dieses Mal gab es davon einige. Sowohl Jennifer Jason Leigh aus The Hateful 8 fand ich super, genauso wie Alicia Vikander in The Danish Girl und Kate Winslet als Fels in der Brandung in Steve Jobs. Für mich machen es hier Winslet und Vikander unter sich aus, Überraschungen sollte es nicht wirklich geben. Ich gönne es beiden eigentlich gleichermaßen.

 

Wahrscheinlich: #1 Alicia Vikander #2 Kate Winslet

kate-winslet

 

Die größten Chancen auf den Oscar in dieser Kategorie darf sich wohl Alicia Vikander machen, die als verständnisvolle Ehefrau und beste Freundin im Transgender-Drama The Danish Girl zu überzeugen wusste. Die junge Darstellerin, die uns schon in Ex-Machina beeindruckt hat, ist nun endgültig ganz Oben angekommen. Die ärgste Konkurrentin heute Abend ist Kate Winslet – das sehen die Buchmacher also so wie ich.

 

 Bester Nebendarsteller / Actor in A Supporting Role:

Mark Rylance (Bridge of Spies) | Mark Ruffalo (Spotlight) | Christian Bale (The Big Short) | Sylvester Stallone (Creed) | Tom Hardy (The Revenant)

 

Wunsch: #1 Sylvester Stallone

sylvester stallone

 

Diese Kategorie ist für mich dieses Jahr ziemlich eindeutig. Ich hätte zwar vor einem Jahr nicht damit gerechnet, dass ich das mal sagen werde, aber: Fucking Sylvester Stallone wird wohl mit einem Oscar nach Hause gehen – und das völlig zu recht. Seine Performance in Creed war einfach toll und gefühlvoll. Er sticht einfach ziemlich heraus aus den anderen Darstellungen. Klarer Favorit für mich.

 

 

Wahrscheinlich: #1 Sylvester Stallone #2 Mark Rylance

Mark_RylanceIm Prinzip steht der Sieg von Sylvester Stallone fest könnte man meinen. Doch glücklicherweise hat man hier nicht das Gefühl, dass es wohlmöglich unverdient wäre und man diese Wahl nur getroffen hätte um irgendeiner Lobby einen Gefallen zu tun. Stallone ist der große Favorit und wird vermutlich heute Abend nach dem Golden Globe auch den Oscar gewinnen. Außenseiter Chancen gesteht man noch Mark Rylance für Bridge of Spies zu, die ich aber  als ziemlich gering empfinde. Auch Mark Ruffalo wird heute wohl eher leer ausgehen.

 

Beste Hauptdarstellerin / Actress in A Leading Role

Jennifer Lawrence (Joy) | Brie Larson (Room) | Cate Blanchett (Carol) | Saoirse Ronan (Brooklyn) | Charlotte Rampling (45 Years)

 

Wunsch: #1 Brie Larson #2 Saoirse Ronan

Brie-Larson

 

Charlotte Rampling ist die einzige der fünf Damen, die ich noch nicht in ihrem neuen Film 45 Years sehen konnte, sodass sie also hier für mich aus der Einschätzung rausfällt. Die anderen vier Schauspielerinnen fand ich aber alle sehr überzeugend auch wenn für mich ganz klar Brie Larson die Favoritenrolle einnimmt. Saoirse Ronan ist für ihre Rolle der Eilis in Brooklyn zum zweiten Mal für einen Oscar nominiert und. Mit 13 Jahren war sie für Abbitte zum ersten Mal bedacht worden

 

 

Wahrscheinlich: #1 Brie Larson #2 Cate Blanchett

4th AACTA Awards Ceremony

 

Brie Larson ist auch bei den Experten durch ihre grandiose Darbietung in Room die größte Favoritin am heutigen Abend. Die wohl wahrscheinlichsten Chancen auf einen Überraschungssieg hätten wohl Saoirse Ronan und Cate Blanchett. Gerade Cate Blanchett sollte man man einfach nie unterschätzen, wenn sie nominiert ist. Sie ist wie ihr Co-Star Rooney Mara für ihre Performance im Lesben-Drama Carol nominiert.

 

 

 Bester Hauptdarsteller / Actor in a Leading Role

Bryan Cranston (Trumbo) | Michael Fassbender (Steve Jobs) | Leonardo DiCaprio (The Revenant) | Matt Damon (Der Marsianer) | Eddie Redmayne (The Danish Girl)

 

Wunsch: #1 Michael Fassbender #2 Eddie Redmayne

Michael-Fassbender

Im Moment gibt es eigentlich nur einen Namen für die breite Masse und das ist Leonardo DiCaprio. Er räumte bislang nahezu jeden Preis in dieser Award-Saison ab und wird wohl auch endlich heute Nacht seinen verdienten Oscar bekommen. Nichtsdestotrotz hätte ich ihn eher für seine Rolle in The Wolf of Wallstreet verliehen als für The Revenant. Meine persönlichen Highlights waren zwei andere Kandidaten. Michael Fassbender hat mir irgendwie besser gefallen in Steve Jobs und auch Eddie Redmayne, der im letzten Jahr den Oscar gewann, konnte in The Danish Girl mit einer quasi Doppelrolle einen Leonardo DiCaprio für mich ausstechen.

Wahrscheinlich: #1 Leonardo DiCaprio

leo

Oft hat man es ihm gegönnt und am Ende ging er doch leer aus. Nach Gilbert Grape (1994), The Aviator (2005), Blood Diamond (2007) und The Wolf of Wallstreet (2014) folgt nun mit The Revenant Leonardo DiCaprios 5.Nominierung. Mittlerweile scheint der Druck und Hype von Außen so groß zu sein, dass er im Prinzip schon seit Wochen als Gewinner festzustehen scheint. Was soll ich sagen? Er ist einer der besten Schauspieler unserer Zeit und er hat ihn sich verdient auch wenn ich persönlich dieses Jahr andere Favoriten habe.

 

 Bester Film / Best Picture

The Revenant | Bridge of Spies | Der Marsianer | The Big Short | Mad Max: Fury Road | SpotlightBrooklyn | Room

 

Wunsch: #1 Room #2 Mad Max: Fury Road #3 Spotlight

room_blog2Kommen wir zur Königsdisziplin des Abends: Bester Film. Im letzten Jahr konnte Alejandro Gonzalez Inarritus Birdman gewinnen und in diesem Jahr könnte er mit The Revenant sehr wahrscheinlich erneut siegen. Mir haben Room, Spotlight und Mad Max: Fury Road aber besser gefallen. Room war irgendwie einfach speziell und anders, Spotlight hatte eine sehr gute Geschichte mit tollem Ensemble-Cast und Mad Max war einfach ein reiner Nerdgasm für Fans mit wahnsinnigen Bildern und grandioser Action. Ich hoffe, dass es vielleicht eine Überraschung heute Nacht geben wird – Wunschdenken.

Wahrscheinlich: #1 The Revenant #2 Spotlight #3 The Big Short

the-revenantIn den letzten 3 Monaten gab es eigentlich nur drei große Namen für den Sieg in dieser Kategorie. Bis Dezember galt das Journalisten-Drama Spotlight lange als großer Favorit. Abgelöst wurde es dann von dem Rache-Thriller The Revenant, der seit Anfang des Jahres mit einem unglaublichen Hype etliche Awards abgeräumt hat. Im Endspurt vor den Oscars konnte überraschender Weise die Wirtschafts-Satire The Big Short bei den PGA-Awards gewinnen, jedoch wäre ein Nichtsieg von The Revenant sehr überraschend.

Zusammenfassung:

BigFive – Wunsch:

  • #1 Alicia Vikander, The Danish Girl | #2 Kate Winslet, Steve Jobs (Beste Nebendarstellerin)
  • #1 Sylvester Stallone, Creed (Bester Nebendarsteller)
  • #1 Brie Larson, Room | #2 Saoirse Ronan, Brooklyn (Beste Hauptdarstellerin)
  • Michael Fassbender, Steve Jobs | #2 Eddie Redmayne, The Danish Girl (Bester Hauptdarsteller)
  • #1 Room | #2 Mad Max: Fury Road | #3 Spotlight (Bester Film)

 

BigFive – Wahrscheinlichkeit:

  • #1 Alicia Vikander, The Danish Girl | #2 Kate Winslet, Steve Jobs (Beste Nebendarstellerin)
  • #1 Sylvester Stallone, Creed | #2 Mark Rylance, Bridge of Spies (Bester Nebendarsteller)
  • #1 Brie Larson, Room | #2 Cate Blanchett, Carol (Beste Hauptdarstellerin)
  • #1 Leonardo DiCaprio, The Revenant | #2 Eddie Redmayne (Bester Hauptdarsteller)
  • #1 The Revenant | #2 Spotlight | #3 The Big Short (Bester Film)

Room | Kritik / Review (Oscars 2016)

room_blog2(Trailer)

Endspurt meiner Oscar-Woche. Mit Room erwartet uns heute der Nominierte mit dem geringsten Budget und mit knapp 11 Mio $ Umsatz in Amerika wohl auch dem geringsten Umsatz. Das soll aber keinesfalls einen Rückschluss auf die Qualität des Films von Regisseur Lenny Abrahamson (Frank) sein, denn die Kritiken sind weitestgehend sehr positiv was sich auch in den Auszeichnungen für Film und Cast widerspiegelt.

Die Hauptrollen der Romanadaption konnten sich der erst 8-jährige Jacob Tremblay (Die Schlümpfe 2) und Brie Larson (21st Jumpstreet) ergattern. Larson setzte sich hierbei gegen Emma Watson, Rooney Mara und Shailene Woodley erfolgreich durch. Begründet hat das Abrahamson wie folgt:

Brie has this very special quality, which is that she can go to these very dark and emotionally raw places, but she does it with such simplicity and grace. Theres no showboating. There is just a truthfulness and an honesty about the performance.

Storyanriss:

Der aufgeweckte kleine Jack (Jacob Tremblay) wird wie andere Jungen seines Alters von seiner fürsorglichen Mutter (Brie Larson) geliebt und behütet. Ma wendet viel Zeit für den Fünfjährigen auf, liest ihm vor, spielt mit ihm und verbringt nahezu jeden Augenblick ihres Lebens mit ihrem Sohn. Doch ihr bleibt auch kaum etwas anderes übrig, da das Leben der Familie alles andere als normal ist: Denn die beiden wohnen in einem winzig kleinen, fensterlosen Raum. Ma lässt ihre Phantasie spielen, um Jack um jeden Preis ein erfülltes Leben zu ermöglichen. Doch irgendwann wird Jack neugierig und die Erklärungen werden brüchig.

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Du weißt doch, dass Alice nicht immer im Wunderland war.

Fazit:

Room ist wohl mit Abstand der kleinste Film unter den diesjährigen Nominierten aber zeitgleich für mich wohl der Film mit der interessantesten Idee und Geschichte. Wie üblich für meine Kritiken will ich eigentlich nicht spoilern und kann daher leider nicht sonderlich viel zum Verlauf der Geschichte sagen.

Dementsprechend werde ich mich recht kurz fassen: Room fand ich klasse. Er ist gerade zu Beginn ein bisschen mysteriös, sehr intensiv und berührte mich. Was mir am Film besonders gefiel, war, dass er zeitlich sowie inhaltlich recht strikt zweigeteilt inszeniert war und so der Geschichte nochmals einen etwas anderen Drive als erwartet gab und weitere interessante Aspekte näher beleuchtete.

Die beiden Hauptdarsteller Brie Larson sowie ihr Filmsohn Jacob Tremblay sind überragend gut und ich denke, dass Brie Larson nicht nur zurecht eine bisher sehr erfolgreiche Award-Saison hinter sich hat, sondern diese auch mit dem goldenen Oscar veredeln wird. Fast schon ein wenig schade, dass der kleine Jacob nicht bedacht wurde.

Für mich ist Room wohl mein Sieger der Herzen in diesem Jahr auch wenn er sich am Ende dem großen Platzhirschen The Revenant unterordnen müssen wird.

bewertungsskalafinal4,0

Her | Kritik / Review (Oscars 2014)

herblogTrailer

 

Mit Spike Jonzes (Being John Malkovich) Her rund um Charakterdarsteller Joaquin Phoenix (The Master, Walk the Line) erwartet uns dieses Jahr die wohl abgedrehteste Geschichte. Im Gegensatz zu den direkten Oscar-Konkurrenten, erzählt die Sci-Fi.Romanze eine rein fiktive Handlung in einer nahen Zukunft jedoch mit altbekannten Motiven. An der Seite Joaquin Phoenix‘ spielen dieses mal auch Rooney Mara (Verblendung) und Amy Adams mit. Demzufolge schafft es also Amy Adams (Man of Steel) mit American Hustle und Her in gleich zwei der neun nominierten Filme vertreten zu sein, auch wenn sie hier eher eine Nebenrolle inne hat. Die zweite Hauptrolle ist mit Scarlett Johansson (Lost in Translation) besetzt, die aber ausnahmsweise ihr schauspielerisches Können nicht mit ihrer durchaus traumhaften physischen Präsenz unterstützt, sondern ihre Rolle ganz und allein mit ihrer markanten Stimme verkörpert.

Storyanriss:

Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) arbeitet in einer Art Fabrik für Liebesbriefe. Er sorgt mit seinen Briefen, in einer Welt wo diese nur noch ein Nischendasein führen, dafür, dass andere Menschen ihre Gefühle ausdrücken können. Theodore selbst hat schwer an der Trennung seiner Langzeitliebe Catherine (Rooney Mara) zu knabbern und lebt seitdem ein einsames Leben. Unterstützung in dieser schwierigen Zeit findet er bei seiner Nachbarin und Freundin Amy (Amy Adams). Auf Grund einer Reklame legt sich der introvertierte Theodore eine neuartige Form eines Betriebssystems zu, das mit Hilfe der künstlichen Intelligenz in der Lage dazu ist, sich weiterzuentwickeln und sich wie ein menschliches Wesen zu verhalten. Er entscheidet sich für ein weibliches System, was sich schon bald als Samantha (Scarlett Johanson) bei ihm vorstellt und fortan nicht nur seine technischen Geräte organisiert, sondern auch schnell durch Gespräche eine Beziehung zu ihm aufbaut. Diese Sympathien für einander entwickeln sich schnell zu tiefen Gefühlen und münden letztlich in einer Liebe. Im Verlauf der Geschichte geht es nicht nur um die ungewöhnliche Beziehung zwischen Samantha und Theodore, sondern auch um alle Hindernisse die dadurch im Umgang mit in der Gesellschaft entstehen.

 

I think anybody who falls in love is a freak. It’s a crazy thing to do. It’s kind of like a form of socially acceptable insanity.

 

Fazit:

Nach Siri, so finde ich, liegt eine Zukunftsvision, wo die Menschen nebeneinanderher 2013-Oscars-Logoleben und es bevorzugen für sich zu sein und sich lieber mit ihren Betriebssystemen unterhalten als mit ihren Mitmenschen, in gar nicht allzu weiter Ferne. Ob eine solche Entwicklung erstrebenswert wäre stelle ich mal in Frage. Doch trotz dieser Kritik an die Gesellschaft und den technischen Fortschritt, ist Her für mich in erste Linie eine Romanze. Eine sehr ungewöhnliche noch dazu, jedoch schafft es der ehemalige Musikvideo-Regisseur Spike Jonze mit vielen Kniffen eine der intensivsten Liebesgeschichten des Jahres zu erzählen. Man durchläuft die typischen Stadien einer Beziehung und fühlt mit. Und Obwohl es sich bei Samantha beziehungsweise Scarlett Johansson nur um eine Stimme handelt, schafft sie es auf grandiose Art und Weise Sympathien zu gewinnen und Emotionen zu vermitteln. Auch Joaquin Phoenix konnte mich vollends überzeugen mit seiner zu großen Teilen One-Man-Show. Für mich ist Her die große Überraschung bei den diesjährigen Oscars und sticht durch Einzigartigkeit in so vielen Belangen aus dem üblichen Liebesfilm-Einheitsbrei heraus.

  • Film: 4/5
  • Kinoerlebnis: kein Profit
  • Empfehlung: Am Besten in Zweisamkeit genießen, bevorzugt auf Englisch