Manchester by the Sea | Kritik / Review (Oscars 2017)

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Bereits im Jahr 2000 bekam Regisseur Kenneth Lonergan für sein Regiedebüt You Can Count on Me 2 Oscar-Nominierungen, leider sollte sich dieses tolle Ereignis nicht positiv auf seine nachfolgende Regiearbeit Margaret abfärben, denn trotz Drehbeginn im Jahr 2003, kam es nach einem Bruch mit dem Filmstudio, etlichen Drehverzögerungen, Recuts & Co. erst im Jahr 2011 zu einem Release, den dann trotz guter Kritiken nur noch wenige Leute gesehen haben. Nach langer Ruhephase ist Manchester by the Sea Lonergans dritter Film, der ursprünglich mal Matt Damon als Regisseur sowie Hauptdarsteller vorsah. Da Matt Damon aber weder Zeit für das eine, noch das andere hatte, übernahm Kenneth Lonergan, mit dem er bereits an Margaret gearbeitet hat, die Regie und sein guter Freund Casey Affleck (Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford) die Hauptrolle. In weiteren Nebenrollen sind unter anderem Kyle Chandler (Zero Dark Thirty), Lucas Hedges (Grand Budapest Hotel) und Michelle Williams (My Week with Marilyn) zu sehen. 6 Nominierungen für den Oscar konnte Manchester by the Sea einfahren, unter anderem für die drei Darsteller Hedges, Williams und Affleck.

Storyanriss:

Der einsame und schweigsame Lee Chandler (Casey Affleck), als Handwerker für einen Bostoner Wohnblock zuständig, wird von einer erschütternden Nachricht aus dem Alltag gerissen: Sein Bruder Joe (Kyle Chandler) ist plötzlich gestorben. Nach dem überraschenden Tod soll sich Lee um Joes 16-jährigen Sohn Patrick (Lucas Hedges) kümmern. Dafür zieht er von Boston zurück in seine Heimat, die Hafenstadt Manchester an der amerikanischen Ostküste. Doch muss er dort nicht nur Ersatzvater für einen Teenager sein, ohne so was jemals zuvor gemacht zu haben, sondern trifft auch seine Ex-Frau Randi (Michelle Williams) wieder, mit der er früher chaotisch, aber glücklich zusammenlebte. Die alten Wunden beginnen, erneut zu schmerzen und Lee fängt an, sich zu fragen, was es braucht, um mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen – und was es braucht, eine gesunde Zukunft zu beginnen.

Ich bin doch nur die Notlösung.

Fazit:

Lonergan konzentriert sich auf die eher kleinen und unscheinbaren Momente, die uns mehr über die Charaktere erzählen als es vielleicht so manch großer Gefühlsausbruch tun würde. Manchmal erfährt man Dinge aus der Vergangenheit oder über Figuren nur beiläufig in einem Nebensatz, ohne weiter aufgegriffen und nochmal wirklich relevant zu werden. Der Film ist nicht nur minimalistisch und realistisch, er ist vor allem auch authentisch – super geschrieben und eingefangen von Kenneth Lonergan.

Die Leistungen der drei Hauptrollen Casey Affleck, Lucas Hedges und Michelle Williams waren super und die drei Darsteller wurden auch allesamt für einen Oscar nominiert. Ziemlich verrückt wenn man bedenkt, dass Lucas Hedges noch recht unerfahren ist, Casey Affleck weiter aus dem Schatten seines großen Bruders tritt und eigentlich Matt Damon ersetzt und Michelle Williams im Prinzip nur in 2-3 Szenen überhaupt zu sehen ist. Dafür hat sie eine Szene im Film, wo sie nicht nur kurz den Star des Films überstrahlt, sondern auch durch ihre Beziehung zum verstorbenen Heath Ledger und ihrem gemeinsamen Kind, diesem Moment eine krasse emotionale Tiefe verleiht. Von vielen wird diese Szene als beste Szene des vergangenen Kinojahres gesehen.

Manchester by the Sea handelt zwar hauptsächlich von traurigen, schwer zu verdauenden Themen wie der Trauerbewältigung, versucht aber recht häufig diese Stimmung mit witzigen Akzenten aufzubrechen. Für mich hat das leider nicht immer funktioniert und kam manchmal fast schon störend und merkwürdig daher. Generell muss ich gestehen, dass ich emotional nicht komplett abgeholt wurde, obwohl prinzipiell alles stimmte. Ich habe zuvor – nach all den Stimmen zum Film – einfach so stark damit gerechnet komplett fertig und berührt zu sein von den Schicksalen dieser Figuren, dass ich vielleicht unterbewusst ein wenig zu gemacht habe. Dennoch denke ich, dass ich da eher in der Minderheit bin und trübt meinen Eindruck vom Film nur minimal.

Manchester by the Sea hat für mich das Konzept des Slice of Life deutlich besser umgesetzt als Paterson letztes Jahr und überzeugt vor allem durch seine authentischen Charaktere und Schicksale, die nicht nach Hollywoodregeln inszeniert sind und vor allem durch drei tolle Darstellerleistungen getragen werden. Hier sehe ich auch neben dem Oscar für das Beste Originaldrehbuch die größten Chancen für Casey Affleck und Michelle Williams.

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Fences | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Mit Fences adaptiert der zweifache Oscarpreisträger Denzel Washington (Training Day) einen Stoff vom preisgekrönten Dramatiker August Wilson. Er selbst stand mit Viola Davis (How to Get Away with Murder) bereits für Monate für das Theaterstück am Broadway auf der Bühne. Beide Darsteller sowie das Stück als solches wurden bereits mit einem Tony ausgezeichnet und so lag es nahe, dass sich alle Beteiligten wieder zusammenfinden um auch die Kinoversion umzusetzen. Diese Adaption brachte Fences vier Oscar-Nominierungen ein, unter anderem für den Besten Hauptdarsteller, die Beste Nebendarstellerin, das Beste adaptierte Drehbuch und natürlich in der Kategorie Bester Film.

Storyanriss:

Die 50er Jahre in Pittsburgh, USA: Der afroamerikanische Ex-Baseballspieler Troy Maxson (Denzel Washington) ist Müllmann und trägt schwer daran, es als Sportler nie dahin geschafft zu haben, wo er hinwollte. Troys Familie besteht aus Ehefrau Rose (Viola Davis), die alle von Troys Launen kennt – die ihn liebt, wenn er sanftmütig ist und ihn erträgt, wenn er herrisch wird. Die Familie besteht weiter aus Sohn Cory (Jovan Adepo), einem Teenager mit Ambitionen auf eine Footballkarriere, die vom Vater dadurch torpediert wird, dass der seine eigenen sportlichen Enttäuschungen auf den Sprössling projiziert. Außerdem sind da Lyons (Russell Hornsby), Troys sanftmütiger Sohn aus seiner vorherigen Ehe, ein 34-jähriger finanziell klammer Jazzmusiker, und Troys jüngerer Bruder Gabriel (Mykelti Williamson), ein Kriegsveteran. Diese Familie droht zu zerreißen, als Troy eine fragwürdige Entscheidung offenbart.

In welchem Gesetz steht, dass ich dich mögen muss?

Fazit:

Fences merkt man deutlich an, dass es ein für die Leinwand adaptiertes Theaterstück ist. So verzichtet man beispielsweise weitestgehend auf zusätzliche Kameras und hält einfach mit einer Kamera auf die eh schon spärlichen, minimalistischen Set-Pieces und man bekommt wie im Theater das Gefühl als Beobachter oder Gast bei den Protagonisten zu sein.

So kommt es auch Mal vor, dass wir uns mit Denzel Washington und Viola Davis im Hinterhof befinden und bei einer Diskussion zusehen bis eine Figur im Haus verschwindet aber die Konversation trotzdem weiterführt. Wir als Zuschauer können diese Figur natürlich nicht mehr sehen, bis sie wieder in den Hof tritt, hören sie aber weiterhin. Normalerweise würde das in einem Film anders ablaufen und mit mehr Schnitten und Kameras gelöst werden. Das war durchaus eine interessante Erfahrung und ungewohnt.

Genauso unüblich war dann auch der Redeanteil, der gerade bei Denzel Washington enorm ist. Wer glaubt Tarantino kann sich nicht bremsen, der wird das nach Fences nochmals überdenken. Das Drehbuch muss einfach unfassbar dick gewesen sein. Ich glaube die ersten 40 Minuten quasselt Denzel Washington einfach durch. Er bindet natürlich seine Kollegen ein, aber eigentlich fühlt es sich wie eine One-Man-Show an.

Generell gefiel mir die erste Hälfte des Films besser als die zweite, weil mir der Bruch in der Geschichte irgendwie nicht mehr so zusagte. Das ist aber vermutlich eher mein persönliches Problem damit und weniger eine rein objektive Beobachtung. Die 139 Minuten verlangen auch einiges an Sitzfleisch und fühlten sich dann doch etwas zu lang an. Alles in Allem haben mich die tollen Performances – die sehr gute Chancen auf einen Oscar haben – in Fences begeistert, der Film an sich eher weniger.

Hell or High Water | Kritik / Review (Oscars 2017)

Nach The Finest Hours aus dem letzten Jahr, vereint Hell or High Water erneut die beiden Darsteller Ben Foster (Inferno) und Chris Pine (Star Trek: Beyond). Der moderne Western, angesiedelt in Texas, wurde von Indi-Regisseur David Mackenzie (Perfect Sense) inszeniert, der sich auch direkt den westernerprobten Nuschel-Dude Jeff Bridges (True Grit) ins Boot holte und ihm prompt eine Oscar-Nominierung einbrachte. Neben dieser Nominierung für Jeff Bridges Darstellerleistung, darf sich Hell or High Water auch über Beachtung in den Kategorien Bester Schnitt, Bestes Originaldrehbuch und natürlich Bester Film freuen.

Storyanriss:

Der geschiedene, zweifache Vater Toby Howard (Chris Pine) und sein frisch aus dem Gefängnis entlassener Bruder Tanner (Ben Foster) versuchen verzweifelt, die Familienfarm im Westen von Texas zu retten. Ihre verstorbene Mutter hinterließ das Anwesen mit erheblichen Schulden bei der Bank, die sie nicht mehr begleichen konnte und weshalb der Zwangsverkauf droht. Die Brüder Howard schrecken auch vor Straftaten nicht zurück, wollen mehrere Banken überfallen, um mit dem erbeuteten Geld zu verhindern, dass ihr Heim und die dazugehörigen Ländereien zurück an den Staat gehen. Allerdings kommen ihnen schnell der Texas Ranger Marcus (Jeff Bridges) und sein Partner Alberto (Gil Birmingham) auf die Spur und eröffnen die Jagd. Geschnappt zu werden, ist für Toby und Tanner jedoch keine akzeptable Option.

 

Fazit:

Gut gefallen hat mir die Kombination aus alten Westernelementen und durchaus sozialkritischen Aspekten der Gegenwart. Im Prinzip ist Hell or High Water eine in eine klassike Bankräuberstory eingeflochtene Sozialkritik mit der Optik und dem Setting eines Western. Die raue Geschichte und der triste Vibe des Films sind echt super eingefangen und konnte mir visuell das geben was ich von so einem Projekt erwarte. Die Atmosphäre ist dicht, die Welt authentisch und die Geschichte ist glücklichweise nicht unnötig aufgeblasen. Der Film fokussiert sich auf ganz klar auf seine Hauptrollen und ihren persönlichen Kampf gegen die Gesellschaft und das System.

Auch der Titel des Films, der eigentlich mal Comancheria war, wurde super gewählt, denn der Begriff „(come) Hell or High Water“ findet sich mit seinen unterschiedlichen Interpretationen gleich mehrfach im Film wieder. Auf der einen Seite beschreibt man damit den Ausdruck „etwas unbedingt zu machen und durchzuziehen, komme was da wolle“ und auf der anderen Seite wird mit der „Hell or High Water„-Klausel in vielen Verträgen geregelt, dass der Kunde/Mieter in jedem Fall die Finanzierung fortsetzen muss, egal auf welche Probleme und Umstände er stoßen mag.

Der größte Pluspunkt des Films sind für mich aber die Darsteller: Ben Foster geht komplett in seiner Figur als kriminelles schwarzes Schaf der Familie auf und Chris Pine beweist, dass in ihm mehr steckt als der typische Hollywood-Schönling. Normalerweise würde man sich fragen, wie es diese beiden ungleichen Männer überhaupt zusammen aushalten, aber Blut ist nunmal dicker als Wasser und das zeigt das stark verbundene Brüdergespann auf beeindruckende Art und Weise. Aber auch die Rolle des zynischen Texas Rangers passt wie die Faust aufs Auge Jeff Bridges, der zwar einmal mehr „sein Ding“ durchzieht und den Film nach vorne pusht.

Insgesamt war Hell or High Water eine nette Abwechslung zum sonstigen Filmalltag und lebt von seinen starken Performances, aber wenn ich ehrlich bin, sehe ich da jetzt keinen Film, der dieses Jahr wirklich eine Chance auf einen Oscar hat oder den ich mir in naher Zukunft nochmal anschauen werde.

Hacksaw Ridge | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Mel Gibson ist nach 10 Jahren zurück auf dem Regiestuhl und schafft es mit Hacksaw Ridge direkt wieder ins Award-Rennen. Zu alledem scheint er langsam wieder das Vertrauen und den Respekt der Filmbranche zurückzuerlangen nach seinen antisemitischen Aussagen 2006, die ihm im Prinzip eine große Denkpause und Zeit der Demut brachten, weil die Branche ihn mied. Nun ist er mit seiner 6. Regiearbeit wieder da: der wahren Geschichte über Desmond Doss, der den Dienst an der Waffe im 2. Weltkrieg verweigerte und trotzdem über 70 Menschen auf dem Schlachtfeld das Leben rettete. Die Hauptfigur verkörpert Andrew Garfield (The Amazing Spider-Man) und in weiteren Nebenrollen sind Teresa Palmer (Lights Out), Vince Vaughn (Wedding Crasher), Hugo Weaving (V wie Vendetta), Sam Worthington (Avatar) und Luke Bracey (Point Break) zu sehen.

Storyanriss:

Der junge Desmond T. Doss (Andrew Garfield) wächst im US-Bundesstaat Virginia als ergebener Christ mit einem strengen Moralkodex auf. Als eines Tages sein Vater Tom (Hugo Weaving), Kriegsveteran und Trinker, im Streit seine Mutter Bertha (Rachel Griffiths) bedroht, greift Desmond zur Waffe und bringt ihn dazu, aufzuhören. Desmond schwört sich daraufhin, nie wieder eine Waffe auch nur anzurühren. Doch als sich sein Bruder Hal (Nathaniel Buzolic) nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor zum Kriegsdienst meldet, folgt ihm Desmond kurze Zeit später. Weil er aber weiterhin darauf beharrt, keine Waffe anzufassen, machen es ihm seine Vorgesetzten Captain Glover (Sam Worthington) und Sgt. Howell (Vince Vaughn), sowie seine Kameraden wie der harte Smitty (Luke Bracey) extrem schwer in der Ausbildung. An der Front gegen die Japaner wendet sich jedoch das Blatt: Während die Kugeln an ihnen vorbeischwirren und immer mehr Verluste zu vermelden sind, wächst Desmond über sich hinaus und rettet einem Verwundeten nach dem anderen das Leben – noch immer ohne eine Waffe zu tragen.

Während alle anderen Leben nehmen, werde ich Leben retten.

Fazit:

Hacksaw Ridge ist für mich zwar nicht die beste Arbeit Mel Gibsons, aber definitiv ein gelungenes Comeback und ein toller Film. Der Film ist ziemlich genau zweigeteilt, während die erste Stunde den Fokus auf Desmond Doss‘ Vorgeschichte und seine Beweggründe für die Verweigerung der Waffe legt, spielt die zweite Hälfte im Prinzip nur auf dem Schlachtfeld am Hacksaw Ridge. Trotz unterschiedlicher Ausrichtung sind beide Seiten ganz klar ein Showreel für Andrew Garfield, der hier vermutlich seine beste Performance bis dato abliefert und gut als zerbrechlicher, aber willensstarker Hauptcharakter funktioniert. Vor allem auch in der süßen und zarten Liebesgeschichte zu Teresa Palmers Charakter in der ersten Hälfte, zeigt Garfield seine Klasse. Der Film gehört natürlich Garfield aber auch alle seine Kollegen – vor allem Hugo Weaving und Vince Vaughn – fand ich super.

Die erste Hälfte dient natürlich eher dazu, eine emotionale Bindung zu Doss aufzubauen und seinen harten Kampf gegen die Gesellschaft zu verstehen, die zweite Hälfte bietet dann vor allem große Schauwerte in gut inszenierten und brutalen Schlachtszenen. Diese Szenen treffen dich als Zuschauer zum Teil wie ein Schlag in die Magengrube und sind durchaus als verstörend und angsteinflößend einzustufen. Brutal und Realistisch.

Bei solchen Kriegsfilmen, vor allem aus Amerika, wird oftmals der hohe Grad an Patriotismus und Pathos bemängelt, der für den Rest der Welt eher befremdlich wirken kann; meiner Meinung nach handelt es sich bei Hacksaw Ridge nicht um einen solchen Film. Wenn ich beispielsweise Michael Bay Filme sehe, kotze ich nach 10 Minuten im Strahl, weil alle 20 Sekunden eine USA Flagge zu sehen sein muss. Sicherlich kommt ein Film wie dieser nicht komplett ohne aus, aber es handelt sich hier nicht um einen Werbefilm für die Army. American Sniper fiel mir da negativer auf und der wurde schließlich auch viel krasser vom amerikanischen Publikum an den Kinokassen angenommen (350 Mio $).

Bei Mel Gibsons Hacksaw Ridge liegt der Fokus aber eher auf der unglaublichen Geschichte von Desmond Doss und nicht auf den geilen USA, zudem er ja auch zusätzlich ab und zu die Schattenseiten des Militärs/der USA aufzeigt. Ein weiteres wichtiges Thema im Films ist der Glaube an Gott und Religion im Allgemeinen, die Desmond immer wieder weitermachen lassen und nicht der unbändige Wille seinem Vaterland zu dienen.

Hacksaw Ridge ist sicherlich einer der besten Kriegsfilme des letzten Jahrzehnts und trotz eher geringer Chancen im Rennen um den Preis als „Bester Film“ freut es mich, dass es Mel Gibson mit diesem aufwändigen Film direkt wieder ins Teilnehmerfeld der Oscars geschafft hat.

Rings | Kritik / Review

(Trailer)

Rings macht dieses Jahr den Anfang in Deutschland für die klassischen Horrorfilme. Eigentlich sollte der Nachfolger / Reboot bereits vor knapp 2 Jahren erscheinen, wurde dann für einen US-Starttermin im letzten Oktober angekündigt, doch kommt dann doch erst jetzt in die Kinos. Das bedeutet in der Regel nichts Gutes für die Qualität des Films. Ähnlich wie Blair Witch vom Herbst 2016, handelt es sich bei Rings um einen Nachfolger, der aber irgendwie auch ein Reboot darstellt und halt moderner aufbereitet wird für die neue Generation. Regie führte der noch eher unerfahrene F. Javier Gutierrez. Zu seinem Cast gehören der „The Big Bang Theory„-Star Johnny Galecki, Alex Roe (Die 5.Welle), Matilda Anna Ingrid Lutz und Vincent D’Onofrio (Jurassic World)

Storyanriss:

Die junge Julia (Matilda Anna Ingrid Lutz) macht sich Sorgen um ihren Freund Holt (Alex Roe), mit dem sie eine Fernbeziehung führt und den sie seit Tagen nicht erreichen kann. Julia entschließt sich, nach ihm zu suchen, und findet heraus, dass sich ihr Freund offenbar in einen außerplanmäßigen Kurs des Biologie-Professor Gabriel (Johnny Galecki) eingeschrieben und im Zuge dessen an einem geheimnisvollen Projekt teilgenommen hatte. Gabriel erstand kurze Zeit zuvor auf einem Flohmarkt einen defekten Videorekorder, der eine mysteriöse Videokassette mit der Aufschrift „Play Me“ enthielt. Auf dem Band ist ein Mädchen namens Samara zu sehen – und jeder, der sich das Video anschaut, soll innerhalb von sieben Tagen sterben… Julia muss befürchten, dass auch Holt das Video gesehen hat, das bereits viele Menschen in einen tragischen Tod stürzte.

Fazit:

Naaaaaaaaja, Rings war wie erwartet nicht wirklich die Revolution des Horrorgenres, sondern vielmehr der erneute Versuch, ein alte Marke ins Gedächtnis einer neuen Generation an Kinogängern zu rufen. Die Regiearbeit von F. Javier Gutierrez empfand ich eigentlich als recht gelungen, die passable Geschichte wurde angemessen von ihm umgesetzt und gerade das Schlussviertel war inszenatorisch nicht schlecht. Für mich sogar das Highlight des Films. Anders sieht es bei den Schockmomenten aus, die leider wieder mal absolute Standardkost und lame waren. ‚Oh da ist ein dunkler Raum, Oh ich mache die Taschenlampe an und Oh plötzlich springt etwas auf mich zu‘, während der Sound hochgestellt wird. Alles hunderte Male gesehen.

Darstellerisch sticht der talentierteste unter ihnen, Vincent D’Onofrio, heraus aber auch der Rest war jetzt wie so häufig der Fall in Horrorfilmen wirklich schlecht.

Lustigerweise bedient sich Rings für sein Finale nicht nur bei verwandeten Genrevertretern, die ich aus Spoilergründen nicht nenne, sondern tappt wie diese Filme auch in die gleiche Falle: eine unnötige Szene nach dem eigentlichen Ende, die dann nochmal die positive Sicht auf den Schluss zerstören, Plotholes schaffen und wie üblich Fortsetzungen das Hintertürchen öffnen. Rings ist wie das Blair Witch Sequel aus dem letzten Jahr: nicht völlig scheiße und akzeptabel aber Null gruselig und im Prinzip ein ziemlich belangloser Aufguss von Altbekanntem.

 

Monster Trucks / Resident Evil 6: The Final Chapter | Kritik / Review

Monster Trucks

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Das Filmjahr hat gerade erst begonnen aber Monster Trucks scheint schon jetzt die Auszeichnung für die skurrilste Entstehungsgeschichte des aktuellen wenn nicht sogar der letzten Jahre inne zu haben. Die Idee zum Film kommt vom 4 jährigen Sohn des Producers Adam Goodwin, der beim Spielen mit seinem Kind die Frage gestellt bekam, ob die Monster Trucks ihren Namen daher hätten, dass Monster im Inneren der Trucks leben würden und sie steuern. Aus dieser Spielerei entstand der Drang einen Film mit dieser Prämisse zu entwickeln (und vermutlich Merchandise verkaufen zu können) und so machte sich Goodwin auf den Weg Geld zu organisieren und schaffte es unfassbarer Weise über 125 Mio $ zu sammeln und das Go für Monster Trucks zu bekommen.

Doch damit nicht genug: Ursprünglich sollte der Film bereits im mai 2015 erscheinen, doch wurde mehrfach verschoben bis zu dieser Woche. Mit der Zeit schien das Filmstudio auf den Trichter zu kommen, dass sie hier eventuell absolut misskalkuliert haben und sie wohl kaum das Geld einspielen werden können und bemühten sich bereits seit den problematischen Jahren der Produktion um Schadensbegrenzung.

Unter anderem ist der Produzent und Initiator des Films vor mehr als einem Jahr entlassen worden, bevor der Film nun in unseren Kinos startet. Darüberhinaus hat Paramount schon im letzten Jahr den Film als Flop innerbetrieblich für über 100 Mio abgeschrieben. Der Film müsste halt um die 300+ Millionen einspielen um rentabel zu sein, ein Ding der Unmöglcihkeit. Den Film selbst hat Chris Wedge (Ice Age) inszeniert und in den Hauptrollen mit Lucas Till (X-Men: Apocalypse) und Jane Levy (Don’t Breathe) besetzt.

Storyanriss:

Nichts wie weg aus seiner Heimatstadt in North Dakota und dem damit verbundenen Leben, das ist der Traum, den Highschool-Schüler Tripp (Lucas Till) lieber früher als später in die Tat umsetzen würde. Früh machte sich sein Vater aus dem Staub, weshalb er ohne ihn aufgewachsen ist und das Verschwinden des Papas nie ganz überwunden hat. Wohl auch deshalb gerät er häufiger mal in Schwierigkeiten. Um aber endlich aus der Stadt verschwinden zu können, braucht er ein Auto, doch sein aus Einzelteilen selbstgebauter Truck fährt nicht mehr. Nach einer Reihe von mysteriösen Unfällen trifft Tripp eines Tages auf ein merkwürdiges, aber harmloses Monster, das eine Vorliebe für hohe Geschwindigkeiten und Benzin hat und gern den Motor in Tripps Truck ersetzt – das Ticket, um die Stadt zu verlassen. Doch Tripps neuer Freund hat auch Feinde und er muss ihn gemeinsam mit seinen Freunden Meredith (Jane Levy) und Sam (Tucker Albrizzi) beschützen.

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Vor einer Woche bist du noch Fahrrad gefahren.

Fazit:

Ja, nun gut..  Monster Trucks ist jetzt kein Totalausfall geworden, aber kränkelt dennoch an allen Enden und Ecken. Der Film hat zwar schon eher eine jüngere Zielgruppe, die sich daran nicht so sehr stören wird wie ich, aber trotzdem muss man einige Aspekte kritisieren dürfen. Die Charaktere und die Geschichte sind leider super generisch und folgt gängigen Storytropes und -Arcs.

Die Figuren sind so klar definiert und jedes Schicksal vorhersehbar. Der böse, gierige FirmenCEO, der Profit über Ethik stellt; der rebellische Teenager, dessen Vater nie da war und der seinen Stiefvater nicht akzeptiert; der grummelige und spießige Stiefvater, der doch nicht so übel ist; das süße Loveinterest von nebenan; der trottelige Mitläuferfreund; der fiese Handlanger für’s Grobe, etc. Meiner Meinung nach konnte Lucas Till als Gesicht des Films Null überzeugen und Jane Levy war zwar süß wie eh und je aber konnte jetzt auch nicht herausstechen.

Die eigentliche Prämisse des Films jedoch, also diese Oktopuss-Monster die die Trucks kontrollieren, hat für mich aber durchaus funktioniert. Zu Beginn noch recht gruselig und später dann eher süß und lustig, schaffte man es schon eine gewisse Bindung zu ihnen aufzubauen und einen der wenigen Höhepunkte zu setzen. Die Qualität der Actionmomente und der Computereffekte schwankte teils stark, vor allem in Szenen, wo man besonders viel Spektakel wollte, ging das eher nach hinten los. Hier muss man sich auch echt fragen, wo die >120 Millionen gelandet sind, denn der Cast besteht aus Jungdarsteller am Anfang ihrer Karriere und die Effekte waren durchschnittliche Kost.

Monster Trucks ist letztlich ein Film im unteren Mittelmaß, welcher für Kinder besser funktionieren dürfte als für Erwachsene. Das wäre in der Regel genug für Studios eine Fortsetzung zu rechtfertigen, aber nach dieser krassen Fehlkalkulation mit einem ominösen geldfressenden schwarzen Loch, ist das definitiv vom Tisch und wird wohl für immer im Giftschrank landen.

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Resident Evil 6: The Final Chapter

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Es ist endlich soweit: nach 15 Jahren beendet Paul W.S Anderson die große Familiensaga mit seiner Frau Milla Jovovich (Ultraviolet) in der Hauptrolle und der gemeinsamen Tochter Ever Anderson in einer Nebenrolle. Die Filme haben eigentlich nie wirklich was getaugt als Adaption der Videospiele, sondern maximal als hirnloser Zombie-Action-Spaß, trotzdem waren sie finanziell gesehen recht erfolgreich, was in erster Linie der Grund für die mittlerweile 6 Filme umfassende Action-Reihe.

Storyanriss:

Die Menschheit kurz vor dem endgültigen Niedergang: Alice (Milla Jovovich) ist die einzige Überlebende der Gruppe, die sich in Washington D.C. gegen die Untoten gestellt hat. Jetzt muss sie dorthin zurück, wo der Albtraum begann, nach Racoon City, um das T-Virus endgültig zu stoppen. Dort versammelt die Umbrella Corporation unter Führung von Albert Wesker (Shawn Roberts) und Dr. Isaacs (Iain Glen) ihre Truppen, um auch die letzten Überlebenden der Apokalypse zu töten. In einem Wettlauf gegen die Zeit geht Alice ein Bündnis mit einer alten Bekannten ein: Claire Redfield (Ali Larter). Claire hat sich einer Gruppe von Überlebenden rund um Doc (Eoin Macken) angeschlossen und nur mit deren Hilfe kann Alice gegen die Horden von Untoten und neuen Mutanten in den Krieg zu ziehen und die Menschheit vor der absoluten Vernichtung bewahren.

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Wir töten sie einen nach dem anderen.

Fazit:

 The Final Chapter stellt zwar keine wirkliche Ausnahme im Franchise dar, konnte mich aber dann doch positiv überraschen. Zugegeben meine Erwartungshaltung war im Keller, aber dennoch würde ich Resident Evil 6: The Final Chapter mit Resident Evil (2002) und Resident Evil: Extinction (2007) in die Top3 des Franchises packen.

Der Film kränkelt wie auch seine Vorgänger an den gleichen Dingen: die Figuren sind eindimensional, gefühlt kann auch kein wichtiger Charakter wirklich sterben, weil sich Paul W.S. Anderson immer irgendeinen Müll ausdenkt, um a) diese Figuren wiederkommen zu lassen und b) sich keine sinnvolle Weiterführung der Geschichte überlegen zu müssen. Im Prinzip wird so seit 6 Filmen zu 90% die gleiche Story mit den selben 5 Hauptfiguren erzählt. Auch die Dialoge bleiben weiter auf unterirdischem Niveau und die Figuren machen dumme und unlogische Sachen.

Was mich auch tierisch an The Last Chapter gestört hat war das Editing in den Actionsequenzen, dieses unnötige Schnittgewitter war einfach kaum zu ertragen. Zumal ich das Gefühl hatte, dass es mehr eine bewusste Stilentscheidung als eine Notwendigkeit war, um mangelnde Fähigkeiten der Darsteller zu überspielen. Wenn da beispielsweise ein infiziertes Monster auf die aus allen Rohren feuernde Alice zurennt und es ohne Grund auf den 5 Metern 20 Cuts gibt, da explodiert dir der Schädel. Trotz dieser Punkte – und es gibt bei weitem noch mehr – hatte ich durchaus meinen Spaß mit dem Film.

Die erste Viertelstunde mit Prolog, Resümee und Post-apokalyptischen Flair hat mir ziemlich gut gefallen und auch paar Ideen für die Actionszenen waren nett – auch wenn sie wie gesagt mit einem Schnittgewitter zerstört wurden. So fand ich den gesamten Kampf im Outpost-Turm cool, oder Alice an der Brücke oder in der Leichenhalle. Die Auflösung der Geschichte kommt innerhalb trotz Versuch es als Twist zu tarnen nicht überraschend daher, könnte aber dennoch bei Fans vielleicht für Unmut sorgen. Ich fand es in Ordnung und immerhin wurde die Story zu einem Ende geführt – hoffentlich.

Das Beste an diesem Resident Evil 6: The Last Chapter ist für mich aber vor allem der Fakt, dass Capcom nun für einen eventuellen Reboot des Franchises geschicktere Leute vor und hinter der Kamera engagieren kann und ich dann doch irgendwann die Filme bekomme, die die Reihe verdient hätte.

bewertungsskalafinal3,0

Split | Kritik / Review

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Der Meister der Twists M. Night Shyamalan (The Sixth Sense, Signs, Unbreakable, The Village, The Visit) bringt diese Woche seinen neusten Horror-Thriller in die deutschen Kinos. Zunächst war eigentlich Joaquin Phoenix für die Hauptrolle vorgesehen bis sie letztlich der schottische Schauspieler James McAvoy (Trance) bekam. In weiteren Rollen sind unter anderem Anya Taylor-Joy (The Witch) und Betty Buckley (The Happening) zu sehen.

Storyanriss:

Für die eigensinnige und achtsame Casey (Anya Taylor-Joy) und ihre zwei Freundinnen Claire (Haley Lu Richardson) und Marcia (Jessica Sula) wird das Leben zur Hölle, als sie eines Tages von einem unheimlichen Mann entführt werden. Ihr Peiniger Kevin (James McAvoy) entpuppt sich nur wenig später als ein ganz spezieller Mensch: Er leidet unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung und vereint 23 verschiedene Wesen in seiner Psyche, die sich alle miteinander abwechseln und so für Verwirrung und Entsetzen sorgen. Während die Mädchen verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit suchen, ahnen sie jedoch nicht, dass sich ihnen  „die Bestie“ nähert und die für die Mädchen die Zeit immer knapper wird.

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The broken are the more evolved.

Fazit:

M. Night Shyamalan setzt seinen Upswing weiter fort. Nach The Visit vom Sommer 2015 ist ihm auch Split gelungen und gleichzeitig wohl auch sein bester Film seit knapp 13 Jahren. Der Film ähnelt in einigen Aspekten 10 Cloverfield Lane aus dem letzten Jahr.

Beispielsweise punkten beide Filme mit tollen Darstellerleistungen, im Falle von Split wären das Anya Taylor-Joy und vor allem James McAvoy, der hier eine phänomenale, preisverdächtige Performance abliefert als Mensch mit 23 Persönlichkeiten, die gut in Szene gesetzt werden und vielseitig Einfluss auf die Geschehnisse haben. Auch das Setting und der eher kammerspielartige Ansatz sind vergleichbar und sorgten für eine dichte und beklemmende Atmosphäre. Trotz einiger Gemeinsamkeiten erreichte Split letztlich aber zu keinem Zeitpunkt das Niveau eines 10 Cloverfield Lane.

Shyamalan bedient sich darüber hinaus aber auch bei einem anderen Film: seinem eigenen. The Visits größte Angriffsfläche war sicherlich der häufige Gebrauch von witzigen und humoristischen Einlagen, die aus dem Horrorfilm im Prinzip eine  Horrorkomodie machten. Viele störten sich daran, ich mochte es eigentlich und fand es erfrischend. Split schlägt gewissermaßen in die selbe Kerbe, denn durch McAvoys Mammutaufgabe zwei Dutzend Charaktere zu spielen, die sich deutlich genug unterscheiden, sorgen die entstandenen Kontraste für viel Witz in einem eigentlich ernsten und düsteren Horror-Thriller-Setting. Ich hätte mir zwar auch alles noch düsterer und ernsthafter gewünscht aber kann auch mit dieser Entscheidung Shyamalans gut leben. Zusätzlich geht der Film später in eine gewissermaßen extremere Richtung, die für mich in der Form gerade noch akzeptabel schien.

Wie gewohnt gehe ich aus Spoilergefahr natürlich nicht auf den Verlauf der Geschichte ein aber ich sag mal so: es gibt wohl kaum jemanden in Hollywood, den man mehr mit dem Begriff Twist in Zusammenhang bringt als Herrn Shyamalan. Auch in Split gibt es 1-2 Twists, die von ihrer Wirkung zwar nicht an seinen Klassiker Sixth Sense herankommen und ein erneutes Schauen des Films komplett verändern würden, aber für mich beide ganz nett waren. Gerade die letzte Szene hat wohl kaum jemand neben mir im Saal gerafft und wirft definitiv ein anderes Licht auf den Film, das nicht nur die kleinen Probleme die ich mit dem Film hatte ausmerzen, sondern auch mein persönliches Filmerlebnis mit Split noch positiver hat werden lassen.

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Kurzkritiken Round-Up KW 3 | 2017

xXx 3: Die Rückkehr des Xander Cage

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Storyanriss:

Auf Bitten seines Kontaktmannes Agent Augustus Eugene Gibbons (Samuel L. Jackson) kehrt der für tot gehaltene Extremsportler Xander Cage (Vin Diesel) aus seinem selbstauferlegten Exil zurück, um erneut als Geheimagent für die US-Regierung zu arbeiten. Dieses Mal muss er eine ebenso unaufhaltbare wie zerstörerische Waffe namens „Die Büchse der Pandora“ bergen. Zeitgleich machen sich jedoch auch der sinistre und mit Waffen wie Fäusten tödliche Xiang (Donnie Yen) und dessen Schergen daran, die todbringende Technologie in ihren Besitz zu bringen. Zusammen mit seinem neuen Team kampfbereiter adrenalinsüchtiger Profis (u.a. Deepika Padukone, Ruby Rose, Rory McCann und Nina Dobrev) findet sich Xander schon bald in einer tödlichen Verschwörung wieder.

Fazit:

Eiei, was war das? Regisseur D. J. Caruso (Disturbia) und Franchise-Rückkehrer / Hauptdarsteller Vin Diesel haben ordentlich in ihre Ideenkiste gegriffen und mächtig übertrieben. Man merkt deutlich, dass Vin Diesel und die Studiobosse mit aller Kraft versuchen die xXx-Marke wiederzubeleben und nach dem miesen zweiten Teil auf ein neues Level zu heben.

Hierfür greift Produzent Vin Diesel auf eine alte Erfolgsformel zurück, die sich schon bei seiner anderen Filmreihe Fast and Furious bewährt hat: ein großer internationaler Cast. Aus Einzelgänger wird also ein familiäres Gefüge aus Stars aller Herrenländer. So gibt es beispielsweise Donnie Yen aus China, Tony Jaa aus Thailand, Deepika Padukone aus Indien, Nina Dobrev aus Bulgarien, Rory McCann aus Schottland oder Ruby Rose aus Australien.

Dieser Teil nimmt sich im Vergleich zum Original xXx wirklich gar nicht mehr ernst und ist teils sehr selbstreferenziell, wenn man Xander Cages Arbeit im Film damit beschreibt, dass er die Welt retten, am Ende die Frau kriegen und dabei besonders cool aussehen soll. Der Unterschied zwischen Teil 1 und 3 ist immens. The Return of Xander Cage kann man eher mit Fast and Furious 6+7 vergleichen – nur ohne Autos.

Ich wusste was mich erwartet, hatte meinen Spaß aber dennoch war es mir häufig zu viel und zu doof. Eingedeutschte „That’s what she said“-Witze, Sexorgien im Verhältnis 1 Mann zu 7 Frauen, One-Liner aus den 80ern und viel CGI in den Actionsequenzen waren manchmal too much und auch Vin Diesels Selbstdarstellung war oft hart an der Grenze – selbst für mich als Fan. Die Geschichte ist eine typische, belanglose 0815-MacGuffin Story, dient aber ehrlich gesagt ja auch nur dazu um von Action-Set-Piece zu Action-Set-Piece zu leiten und exotische Locations zu zeigen. xXx 3 ist ein bekloppter aber spaßiger Actionfilm mit Facepalm-Garantie.

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Verborgene Schönheit

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Storyanriss:

Howard Inlet (Will Smith) hat eigentlich alles wovon er immer geträumt hat. Als aber eines Tages eine schreckliche Tragödie vor seinen Augen stattfindet, verfällt der New Yorker in eine tiefe Depression und sein Leben gerät immer mehr aus den Fugen. Schließlich fängt Howard in seiner Verzweiflung sogar an, Briefe an die verschiedensten abstrakten Dinge und Konzepte zu schreiben. Wenigstens hat der Werbefachmann Mitarbeiter und Freunde (u.a. Edward Norton, Kate Winslet und Michael Pena), die sich um ihn sorgen und gar nicht daran denken, ihren Chef seiner Trauer zu überlassen. Doch eine Besserung von Howards Zustand tritt erst auf, als drei besondere Figuren in sein Leben treten: Der Tod (Helen Mirren), die Zeit (Jacob Latimore) und die Liebe (Keira Knightley), die allesamt Briefe von ihm erhalten haben, suchen ihn auf.

 

Fazit:

Mal wieder ein versuchter Angriff Will Smiths auf unsere Tränendrüsen und auch dieses Mal meinen es die internationalen Kritiken nicht gut mit seinem Film. Verborgene Schönheit wurde regelrecht verrissen in der Presse und wenn ich ehrlich bin für mich nicht ganz nachvollziehbar.

Der größte Schwachpunkt des Films liegt meiner Meinung nach in dem kläglichen Versuch, dich als Zuschauer permanent emotional mitzunehmen und zum Heulen zu bewegen. Das funktionierte wie bei The Light between Oceans  aus dem letzten Jahr auch hier nicht bei mir. Es wird quasi versucht mit einem Vorschlaghammer Emotionen einzuprügeln und das führt bei mir dann zum Gegenteil, wenn ich permanent mit depressiven Szenen, Heulorgien und krampfhaft tiefgründigen Dialogen zugeschissen werde.

Dennoch hat mir die Geschichte insgesamt gefallen, die 2-3 nette Wendungen und Überraschungen beinhaltet und doch auch interessante Ideen hatte. So hat mir gefallen, dass auch Kate Winslet, Edward Norton und Michael Pena – welche eigentlich die Schauspieler, die Tod, Liebe und Zeit spielen sollen, auf ihre Rollen vorbereiten – gleichzeitig jeweils selbst was über Tod, Liebe und Zeit lernen und somit auch sich therapieren und nicht nur Will Smiths Figur. Mehr will ich nicht verraten aber prinzipiell hat mir das schon gefallen. Schauspielerisch überzeugen vor allem Will Smith und Helen Mirren, der Rest des super hochwertigen Casts ist leider nicht wirklich gefordert und wirkt ein wenig verschenkt.

bewertungsskalafinal3,0

 

Manchester by the Sea

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Storyanriss:

Der einsame und schweigsame Lee Chandler (Casey Affleck), als Handwerker für einen Bostoner Wohnblock zuständig, wird von einer erschütternden Nachricht aus dem Alltag gerissen: Sein Bruder Joe (Kyle Chandler) ist plötzlich gestorben. Nach dem überraschenden Tod soll sich Lee um Joes 16-jährigen Sohn Patrick (Lucas Hedges) kümmern. Dafür zieht er von Boston zurück in seine Heimat, die Hafenstadt Manchester an der amerikanischen Ostküste. Doch muss er dort nicht nur Ersatzvater für einen Teenager sein, ohne so was jemals zuvor gemacht zu haben, sondern trifft auch seine Ex-Frau Randi (Michelle Williams) wieder, mit der er früher chaotisch, aber glücklich zusammenlebte. Die alten Wunden beginnen, erneut zu schmerzen und Lee fängt an, sich zu fragen, was es braucht, um mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen – und was es braucht, eine gesunde Zukunft zu beginnen.

Fazit:

Nach You Can Count on Me und dem skandalösen Margaret ist Manchester by the Sea erst der dritte Film überhaupt von Kenneth Lonergan. Lonergan konzentriert sich auf die eher kleinen und unscheinbaren Momente, die uns mehr über die Charaktere erzählen als es vielleicht so manch großer Gefühlsausbruch tun würde. Manchmal erfährt man Dinge aus der Vergangenheit oder über Figuren nur beiläufig in einem Nebensatz, ohne weiter aufgegriffen und nochmal wirklich relevant zu werden. Der Film ist nicht nur minimalistisch und realistisch, er ist vor allem auch authentisch – super geschrieben und eingefangen von Kenneth Lonergan.

Die Leistungen der drei Hauptrollen Casey Affleck, Lucas Hedges und Michelle Williams waren super und die drei Darsteller wurden auch gerade erst allesamt für einen Oscar nominiert. Ziemlich verrückt wenn man bedenkt, dass Lucas Hedges noch recht unerfahren ist, Casey Affleck weiter aus dem Schatten seines großen Bruders tritt und eigentlich Matt Damon ersetzt und Michelle Williams im Prinzip nur in 2-3 Szenen überhaupt zu sehen ist. Dafür hat sie eine Szene im Film, wo sie nicht nur kurz den Star des Films überstrahlt, sondern auch durch ihre Beziehung zum verstorbenen Heath Ledger und ihrem gemeinsamen Kind, diesem Moment eine krasse emotionale Tiefe verleiht. Von vielen wird diese Szene als beste Szene des vergangenen Kinojahres gesehen.

Manchester by the Sea handelt zwar hauptsächlich von traurigen, schwer zu verdauenden Themen wie der Trauerbewältigung, versucht aber recht häufig diese Stimmung mit witzigen Akzenten aufzubrechen. Für mich hat das leider nicht immer funktioniert und kam manchmal fast schon störend und merkwürdig daher. Generell muss ich gestehen, dass ich emotional nicht komplett abgeholt wurde, obwohl prinzipiell alles stimmte. Ich habe zuvor – nach all den Stimmen zum Film – einfach so stark damit gerechnet komplett fertig und berührt zu sein von den Schicksalen dieser Figuren, dass ich vielleicht unterbewusst ein wenig zu gemacht habe. Dennoch denke ich, dass ich da eher in der Minderheit bin und trübt meinen Eindruck vom Film nur minimal.

Manchester by the Sea hat für mich das Konzept des Slice of Life deutlich besser umgesetzt als Paterson letztes Jahr und überzeugt vor allem durch seine authentischen Charaktere und Schicksale, die nicht nach Hollywoodregeln inszeniert sind und vor allem durch drei tolle Darstellerleistungen getragen werden.

bewertungsskalafinal4,0

Kurzkritiken Round-Up KW 2 2017

The Great Wall

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Storyanriss:

Die Wüste Gobi im 15. Jahrhundert: William Garin (Matt Damon) und Pero Tovar (Pedro Pascal), zwei Söldner, flüchten vor einer Attacke des Volkes Kitan. Durch einen Zufall kommt William in Besitz der Klaue einer unbekannten Kreatur – und wenig später stehen die zwei Soldaten einer riesigen Horde dieser Monster gegenüber: Nachdem William und Pero an einer Festung in der Chinesischen Mauer angekommen sind, werden sie nämlich von einer Elitearmee unter Führung General Shaos (Zhang Hanyu) gefangengenommen, damit sie gegen die Wesen Tao Tie kämpfen. Das sind fürchterliche Kreaturen, die alle 60 Jahre von einem nahen Berg aus anrücken, um alles zu vernichten, was sich ihnen in den Weg stellt. Schnell merken William und Pero, warum die Chinesische Mauer so lang, so hoch und so stabil gebaut wurde.

Fazit:

Diese Art der Produktion werden wir in den nächsten Jahren wohl häufiger sehen: Amerikanische und Asiatische Co-Produktionen um die beiden wichtigsten Filmmärkte in Nordamerika und China abzugreifen. Mit Zhang Yimou (Hero) hat man einen meisterhaften Regisseur aus dem Reich der Mitte und als Zugpferd Matt Damon – einen großen Star aus Hollywood. Die Idee ist recht abgedreht, aber letztlich hat mir dieses Monsterspektakel an der Great Wall of China gefallen.

Also sicherlich ist The Great Wall kein Meisterwerk und sehr guter Film aber im Prinzip hatte ich meinen Spaß und habe das bekommen was ich erwartet habe. Meinen Gefallen habe ich an die teils ausgefallenen Ideen und Designs gefunden. Typisch asiatisch ist das alles ein wenig abgedreht, aber beispielsweise fand ich die einzelnen Kampfklassen, Waffenkonstruktionen, Monsterdesigns sowie die Ballons cool oder auch, dass die Mauer ein Innenleben hatte mit paar kleinen Gimmicks. Das Gespann von Matt Damon und Pedro Pascal hat gut funktioniert auch wenn längst nicht jede witzig gemeinte Szene wirklich lustig war.

Die großen CGI-Schlachten selbst haben mal besser und mal schlechter funktioniert; die Effektqualität schwankte stark. Es gab sicherlich ein paar Highlights aber die 150 Mio Budget hat man dem Film auch häufig nicht angesehen. Die Story hat nicht sonderlich viel zu bieten und lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. The Great Wall reicht für unterhaltsame 2h und wird sein Geld sicherlich wieder einspielen, aber für viel mehr reicht es nicht.

bewertungsskalafinal3,0

Why Him?

 

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Storyanriss:

Der überfürsorgliche Vater Ned (Bryan Cranston) will in den Ferien seine Tochter Stephanie (Zoey Deutch) am College besuchen, gemeinsam mit Ehefrau Barb (Megan Mullally) und ihrem 15-jährigen Sohn Scotty (Griffin Gluck). Was wie ein vergnüglicher Trip beginnt, wird für Ned schnell zum Albtraum, als er den gutmütigen, aber sehr verschrobenen reichen Freund seiner Tochter kennenlernt: Laird (James Franco). Ned, der sich als Geschäftsmann aus einer Kleinstadt in Lairds glamouröser, schnelllebiger Welt nicht besonders zu Hause fühlt, kann mit dem hippen Typ so gar nichts anfangen und nimmt sich vor, seine Tochter um jeden Preis vor dem zu bewahren, was in seinen Augen der größte Fehler ihres Lebens wird: die Hochzeit. Laird wiederum versucht, seinen potentiellen Schwiegervater mit allen Mitteln zu beeindrucken.

Fazit:

Eine der vielen Standardkomödien, die man so pro Jahr zu sehen bekommt. 90% waren eher flacher Pipikacker-Humor, der aber trotzdem regelmäßig für ordentlich Gelächter im Kinosaal sorgte. Die Prämisse ist nicht neu und man hat alles schonmal gesehen, aber Spaß gemacht hat es eigentlich trotzdem. Großen Anteil daran hatte vor allem Bryan Cranston, der mit seinem Schauspiel und in gewissen Szenen alte Erinnerung an seine Zeit als Hal aus Malcom Mittendrin erinnerte und sicherlich die Highlights im Film auf seiner Seite hatte. Insgesamt geht der Film dann zum Schluss vielleicht 10 Minuten zu lang, aber alles in Allem kann man sich Why Him? schon mal zu Hause ansehen.

bewertungsskalafinal3,0

Hell or High Water

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Storyanriss:

Der geschiedene, zweifache Vater Toby Howard (Chris Pine) und sein frisch aus dem Gefängnis entlassener Bruder Tanner (Ben Foster) versuchen verzweifelt, die Familienfarm im Westen von Texas zu retten. Ihre verstorbene Mutter hinterließ das Anwesen mit erheblichen Schulden bei der Bank, die sie nicht mehr begleichen konnte und weshalb der Zwangsverkauf droht. Die Brüder Howard schrecken auch vor Straftaten nicht zurück, wollen mehrere Banken überfallen, um mit dem erbeuteten Geld zu verhindern, dass ihr Heim und die dazugehörigen Ländereien zurück an den Staat gehen. Allerdings kommen ihnen schnell der Texas Ranger Marcus (Jeff Bridges) und sein Partner Alberto (Gil Birmingham) auf die Spur und eröffnen die Jagd. Geschnappt zu werden, ist für Toby und Tanner jedoch keine akzeptable Option.

Fazit:

Die raue Geschichte und der triste Vibe des Films sind super eingefangen und die beiden Darsteller Ben Foster und Chris Pine spielen das ungleiche aber stark verbundene Brüdergespann super. Gut gefallen hat mir auch die Kombination aus alten Westernelementen und durchaus sozialkritischen Aspekten der Gegenwart. Der Film als solches hat mir also gut gefallen, aber wenn ich ehrlich bin, sehe ich da jetzt keinen Film, der dieses Jahr wirklich eine Chance auf einen Oscar hat.

bewertungsskalafinal3,0

La La Land | Kritik / Review (Oscars 2017)

(Trailer)

Damien Chazelles Trommler-Drama Whiplash wurde 2015 mit 3 Oscars ausgezeichnet und hatte den netten Nebeneffekt, dass Chazelle jetzt den Film umsetzen durfte, den er eigentlich bereits vor Whiplash drehen wollte – ein waschechtes Musical. Wie in seinem Spielfilmdebüt spielt das Thema der Musik auch in La La Land eine zentrale Rolle.

Mit dabei sind unter anderem die beiden Hauptdarsteller Emma Stone (Birdman) und Ryan Gosling (Drive), sowie J.K. Simmons (Whiplash) und John Legend in Nebenrollen. Der unglaubliche Erfolg von La La Land umfasst aktuell 172 Preise. Am Wochenende bei den 89. Academy Awards könnten noch einige dazu kommen. Mit 14 Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Beste Originaldrehbuch, Bester Hauptdarsteller, Beste Hauptdarstellerin, Beste Kamera, Besten Kostüme, Besten Schnitt, Beste Filmmusik, Besten Filmsong (2x), Bestes Szenenbild, Besten Ton und Besten Tonschnitt.zieht La La Land mit All about Eve und Titanic gleich für die meisten Oscar-Nominierungen.

Storyanriss:

Mia (Emma Stone) ist eine leidenschaftliche Schauspielerin, die ihr Glück in Los Angeles sucht. Sebastian (Ryan Gosling) will dort ebenfalls seinen Durchbruch schaffen, allerdings nicht als Schauspieler, sondern als Musiker, der Menschen des 21. Jahrhunderts für traditionellen Jazz begeistern möchte. Mia und Sebastian müssen sich mit Nebenjobs durchschlagen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern – sie arbeitet in Cafés, er sitzt in Clubs wie dem von Boss (J.K. Simmons) am Keyboard. Nachdem sie einander vorm Klavier begegnet und schließlich ein Paar geworden sind, geben sich gegenseitig Kraft. Von nun an arbeiten sie zu zweit daran, groß rauszukommen. Doch schnell müssen Mia und Sebastian feststellen, dass ihre Bestrebungen auch Opfer fordern und ihre Beziehung auf eine harte Probe stellen.

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Wie willst du ein Revolutionär sein, wenn du so an den Traditionen hängst?

Fazit:

Magisch. Damien Chazelle hat es erneut geschafft einen absolut fantastischen Film zu kreieren, bei dem ich das Gefühl habe, dass er mein Filmwissen und meine Sehgewohnheiten positiv beeinflusst und erweitert hat. Es ist toll zu sehen, wenn so talentierte und kreative Köpfe wie Damien Chazelle durch das Studio freie Hand bekommen bei der Realisierung ihrer Visionen. Wenn so ein Film wie La La Land hinterher bei rumkommt, kann man Chazelle und Whiplash gar nicht genug danken.

Sicherlich handelt es sich bei La La Land um keinen Film für Jedermann und die meisten unschlüssigen, potentiellen Kinogänger werden sich am Musicalaspekt des Films stören. Mit diesem Review hoffe ich jedoch, euch dazu zu bringen, dem Film eine Chance zu geben und euren Filmhorizont zu erweitern. Ich bin der festen Überzeugung, dass ihr es nicht bereuen werdet.

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Doch warum ist La La Land eigentlich so gut? Es ist die Summe seiner Teile, es gibt eigentlich keinen Aspekt des Films der im Vergleich zu den anderen negativ heraussticht. Mit Ryan Gosling und Emma Stone hat man zwei perfekte Schauspieler für die Rollen der Mia und des Sebastian gecastet. Die beiden haben bereits in Gangster Squad und Crazy, Stupid, Love zusammen vor der Kamera gestanden und beweisen nun in Damien Chazelles neustem Geniestreich einmal mehr ihre tolle Chemie auf der Leinwand. Wer am Ende aus dem Kino kommt und nicht in mindestens einen der beiden verliebt ist, hat meiner Ansicht nach eher halbherzig hingeschaut. Stone und Gosling sind einfach so talentierte und vielseitige Darsteller, sodass sie das komplexe Anforderungsprofil von Gesang, Tanz, Musizieren und authentischem Schauspiel mit Leichtigkeit für den Zuschauer auf die Leinwand bringen. Die beiden tragen das Stück natürlich auf ihren Schultern und werden zurecht für sämtliche Darstellerauszeichnungen bedacht.

Doch La La Land hat viel mehr zu bieten, denn durchaus überrascht war ich davon, über die Laufzeit von knapp 130 Minuten eigentlich nur 6 Songs zu bekommen, während der Rest mit einer tiefgründigen und inspirierenden Geschichte über Los Angeles, Hollywood, die Filmindustrie, Jazz, Träumer, Ambitionen und Liebe – nicht nur auf romantische Weise sondern vor allem auch zur Kunst – gefüllt ist. Die Songs sind allesamt Originals und extra für den Film von John Hurtwitz geschrieben und komponiert, das heißt, man bekommt nicht wie bei vielen anderen Musicals Interpretationen von Welthits, zudem geht es in diesen Gesangseinlagen um mehr als nur Unterhaltung. Sie greifen perfekt die Motive und Inhalt der Geschichte auf und sollten meiner Meinung nach mit vollstem Bewusstsein gehört werden. Allen voran sticht das musikalische Herzstück des Films City of Stars heraus.

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Für die deutsche Kinofassung gibt es glücklicherweise die englischen Originalsongs mit deutschem Untertitel. Das fand ich insgesamt zwar gut, aber führt – wie bei Untertiteln häufig der Fall – dazu, stetig mitzulesen und infolgedessen hin und wieder den Blick von den gleichzeitig präsentierten Choreographien und schönen Bildern zu nehmen. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran und die Parts mit Untertiteln nehmen wie erwähnt auch einen relativ geringen Teil des Films ein.

Als Letztes möchte ich noch die Leidenschaft und Phantasie aller Beteiligten hervorheben. Die Sets, Bauten und Kostüme sind hinreißend, die Choreographien nicht zu übertrieben und stilvoll. Ja und was Damien Chazelle da aus seinem Kopf mit Hilfe von Kameramann Linus Sandgren (American Hustle) auf die Leinwand zaubert ist mitunter verspielt, liebevoll, kreativ und dann auch wieder schlicht stylish. Und auch das Ende das er wählte wirkte nicht nur frisch und interessant, es war auch cool gelöst und inszeniert.

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La La Land ist eine Ode an Los Angeles, Hollywood und alle Künstler da draußen mitsamt ihren Höhen und Tiefen und hat für mich als Gesamtwerk absolut einen Nerv getroffen. Damien Chazelle hat das klassische Hollywood-Musical nicht nur wiederbelebt, sondern auch gleichzeitig wieder beerdigt, denn die nächsten Jahre würde es schon an Größenwahn grenzen, wenn man sich freiwillig mit einem neuen Musical-Film mit La La Land messen möchte.

Chazelles Erstlingswerk Whiplash kratzte mit seinen 4,5 Punkten auf meiner Seite bereits an der Höchstwertung, doch La La Land schafft es bei mir nun als zweiter Film nach Birdman (Emma Stone again) auf 5/5 Punkte.

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