BFG – Big Friendly Giant | Kritik / Review

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Mit BFG – Big Friendly Giant erwartet uns diese Woche die Verfilmung des Buchstoffes aus dem Jahr 1982: Sophiechen und der Riese. Zufälliger Weise auch das Entstehungsjahr von E.T. – Der Außerirdische, den ich euch in meinem Retro-Review diese Woche erst vorgestellt habe. Auch darüber hinaus gibt es einige Parallelen zum Meisterwerk aus den 80ern wie beispielsweise die selbe Drehbuchautorin Melissa Mathison, die im letzten Jahr leider verstarb und diesen Film nicht mehr sehen kann und natürlich auch den dreifach oscarprämierten Regisseur Steven Spielberg.

Es scheint so naheliegend, dass ausgerechnet der Großmeister sich dieses Stoffes annimmt. Für die Hauptrolle der Sophie konnte Spielberg die unbekannte Ruby Barnhill verpflichten, während der erst in diesem Jahr mit dem Oscar ausgezeichnete Schauspieler Mark Rylance (Bridge of Spies – Kritik hier) zum zweiten Mal in Folge mit Steven Spielberg zusammenarbeitet und in die Rolle des BFG schlüpft.

Storyanriss:

Die Geisterstunde beginnt nicht um 0 Uhr nachts, so wie alle denken, sie beginnt um 3 Uhr morgens! Waisenkind Sophie (Ruby Barnhill) weiß das, denn sie kann in ihrem Kinderheim nicht schlafen und geht deswegen nachts auf Streifzug. Dabei beobachtet sie eines Morgens, wie eine über sieben Meter große Gestalt eine umgefallene Mülltonne wieder aufstellt – und wird von dem fremden, gigantisch großen Mann alsbald ins Reich der Riesen verschleppt. Zum Glück für Sophie ist sie in Obhut des Big Friendly Giant (Mark Rylance) geraten, der ihr nichts Böses will, sondern sie stattdessen lieber auf Traumjagd mitnimmt. Doch es gibt noch andere Riesen, die sind größer als der BFG und die fressen Menschen. Sophie und ihr neuer Freund schmieden also einen Plan den Riesen das Handwerk zu legen.

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Ich höre das ganze geheimnisvolle Flüstern dieser Welt.

Fazit:

Big Friendly Giant schaffte es zu keinem Zeitpunkt trotz der vielen Parallelen mich ganz in eine E.T.-Stimmung zu versetzen, dennoch bietet BFG vor allem Kindern tolle Schauwerte und eine süße Geschichte. In meiner Filmvorstellung waren zumindest viele Eltern mit ihren Kindern, welche sich immer wieder begeistert geäußert haben. Die Zielgruppe ist denke ich auch recht offensichtlich eine jüngere und von daher kann ich verzeihen, wenn immer mal wieder Teile der Geschichte oder des Humors mich nicht ganz abholen, wie beispielsweise der ab und zu auftretende Furzhumor oder auch das simple Finale, welches meinen Ansprüchen nicht genügte aber für Kinder sicherlich gut war. Am schlimmsten fand ich persönlich aber die Idee, dass der BFG eine Art Fantasiesprache sprechen musste. Bei der Zielgruppe kommt das sicherlich als süß und lustig rüber, wenn Worte mitsamt Bedeutung vertauscht und Buchstaben verdreht werden, mir hingegen ging das nach nur zwei Sätzen auf die Nerven.

Darüber hinaus kann und möchte ich eigentlich nicht mehr kritisieren, denn alles in allem war BFG ein solider Film über die Freundschaft zweier Außenseiter, der Meisterwerken wie E.T. zwar nicht das Wasser reichen kann, aber in diesem aktuell recht selten auftretenden Genre der phantastischen Kinderfilme eine gute Figur macht. Visuell sieht die Kombination aus atemberaubenden CGI und echten Sets sehr gut aus. Vor allem BFG wirkt perfekt auf der großen Leinwand. Generell gibt es immer wieder echt verträumte, phantasievolle Set-Pieces wie zum Beispiel das Traumland, die mir mit dem zugehörigen Teil der Geschichte am meisten gegeben haben – das kann Spielberg einfach.

Was er zu dem auch beherrscht ist das Besetzen von Kinderrollen. Wer häufiger meine Kritiken liest, weiß, dass ich nicht der größte Fan von Kinderdarstellern bin, weil sie oft ganz selbsterklärend noch nicht so ausgebildet in ihrem Handwerk sind wie erfahrenere Darsteller und mich aus dem Film reißen. Jedoch ist es Spielberg gelungen mit der 12 Jahre alten Schauspielerin Ruby Barnhill eine tolle Besetzung zu finden, die es über weite Strecken schaffte, in ihrem ersten Film überhaupt, die Illusion aufrecht zu erhalten mit einem Riesen am Set gestanden und geschauspielert zu haben. Neel Sethi in Dschungelbuch oder Emma Schweiger in Honig im Kopf haben das weniger gut hinbekommen.

BFG richtet sich eher an eine junge Zielgruppe, kann aber trotz einiger Schwächen mit tollen Bildern, phantastischen Set-Pieces und guten Darstellern punkten und hin und wieder das Spielbergsche Genie und Gefühl durchblicken lassen.

bewertungsskalafinal3,0

Kurzkritiken Round-Up – April / Mai 2016

Hardcore Henry

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Massives Action Feuerwerk, mit potenzieller Gefahr einer Explosion des Kopfes beim Gucken des Films. Ganz ehrlich: schaut euch den Trailer an und schätzt für euch ein, ob ihr auf diese Art Film Bock habt. Dieses Gimmick der Egosicht zieht sich durch den gesamten Film und auch die Menge an Action ist auf einem sehr hohen Niveau. Wer also ein Schindlers Liste mit Ego Perspektive erwartet, ist hier definitiv falsch.

Die Geschichte ist belanglos und eigentlich nur Mittel zum Zweck, der Fokus liegt auf der Prämisse der Perspektive und das Ausschöpfen dieses Potentials. Ich muss sagen: für mich hat das Ganze funktioniert. Ich fühlte mich gut unterhalten, habe gut gelacht und war fasziniert von der Action. Das hat schon echt Spaß gemacht.

Der Film richtet sich schon eher an eine männliche Zielgruppe, die in der Regel auch eine gewisse Affinität zu Videospielen und Egoshootern hat. Dazu hat der Film einen guten Sharlto Copley (District 9) zu bieten und coole musikalische Untermalung. Alles in Allem gefiel mir dieser gigantische Mix aus Mirrors Edge, Hotline Miami und Crank gut und ich hatte ein super Kinoerlebnis.

Empfehlen würde ich Hardcore für einen Männerabend bei Bier und Pizza.

bewertungsskalafinal3,0

Dschungelbuch

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Vor wenigen Wochen habe ich mich dem modernen Märchen-Mix aus Schneewittchen und Eiskönigin gewidmet, heute schreibe ich über das Remake zum Disney Klassiker „Das Dschungelbuch“. Es handelt sich hierbei aber keineswegs um einen Zeichentrickfilm sondern um eine Mischung aus Live-Action und Effekten aus dem Computer. In der englischen Originalversion übernehmen die Schauspieler Scarlett Johansson, Ben Kingsley, Bill Murray und Idris Elba die Sprechrollen. Für die deutsche Lokalisation konnten unter anderem Armin Rohde und Jessica Schwarz verpflichtet werden.

Fazit:

Für mich hat dieses Remake weitestgehend funktioniert. Er sah optisch sehr sehr gut aus und die Tiere wirkten verdammt realistisch und authentisch. Zudem war die Atmosphäre stellenweise durchaus düster, was in einigen Szenen toll funktionierte und sie aufwertete. Beispielsweise bei Kaa der Schlange und King Loui.

Bei dieser Mischung aus CGI Charakteren und Live-Action ist natürlich die Synchronisation und das Schauspiel wichtig. Ich muss echt sagen, dass ich viel lieber die Originalversion gehört hätte, statt die deutschen Sprecher – vor allem wenn man sich das amerikanische Lineup anschaut mit all ihren markanten Stimmen. Auf Deutsch hat das einfach nicht immer funktioniert, vor allem bei den eher kindlichen Figuren, die so natürlich auch mit Kindern besetzt worden sind. Man merkt da einfach die Unerfahrenheit und ein gewisses Overacting. Auch der Hauptdarsteller Neel Sethi war meiner Meinung nach doch eher mittelmäßig. Insgesamt gibt es natürlich nicht viele Überraschungen bei einem Remake eines altbekannten Stoffes und man bekommt was man erwartet: ein wenig Humor und Werte wie Familie und Freundschaft werden groß geschrieben.

bewertungsskalafinal3,5

Green Room

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Im Rahmen der diesjährigen Fantasy Filmfest Nights konnte ich bereits am 2. April-Wochenende (9.-10. April) einen Film sehen auf den ich mich seit dem ersten Trailer von vor paar Monaten freute: die Rede ist von Green Room. Die Prämisse des Films fand ich interessant und der Cast rund um Patrick Stewart, Imogen Poots und Anton Yelchin hatte durchaus seinen Reiz. Vor allem Stewart in einer für ihn so ungewöhnlichen Rolle wirkten vielversprechend.

Fazit:

Zu Green Room habe ich sehr gemischte Gefühle, es ist kein sonderlich schlechter Film aber meinen einstigen Hoffnungen und Vorstellungen unterscheiden sich dann doch recht stark vom letztlichen Ergebnis. Ich habe mir einen Thriller gewünscht, der eine so düstere und dichte Atmosphäre schafft, die mich in den Sessel drückt. Es sollte beklemmend und so albtraumhaft sein, dass ich mir einfach die gesamte Zeit wünschte, nie auch nur ansatzweise mit solchen Leuten in einer solchen Situation zu stecken. Green Room erfüllte diese Anforderungen in den ersten 30 Minuten ziemlich gut, aber dann wurden die Probleme des Films eigentlich immer deutlicher.

Die Antagonisten, angeführt von Patrick Stewart, handeln dumm und konfus, die Pläne die geschmiedet werden, sind meiner Meinung nach  ein wenig unsauber und schludrig eingebunden. Meine Verwirrung löste sich erst zum Ende hin auf, davor war mir zwar im Groben klar, was erreicht werden sollte, aber die Details wurden dem Publikum bis dahin schlecht vermittelt. Leider blieb auch Stewarts Rolle fur meinen Geschmack zu blass. Die Dialoge im Allgemeinen ließen oft zu wünschen übrig sowie die Handlungen sämtlicher Charaktere.

Der Film wurde auch auf Grund seiner sehr harten und expliziten Gewaltdarstellung mehr und mehr zu einem mittelmäßigen und repetitiven Teenie Slasher, der immer mehr ins Skurrile abglitt und sich somit Stück für Stück von der guten Atmosphäre des Anfangs entfernte. Das ist insgesamt zwar immer noch ganz okay, aber verschenkte für mich sehr viel Potential in vielen Bereichen. Schade, Green Room.

bewertungsskalafinal2,5

Bad Neighbors 2

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Für mich war Bad Neighbors 2014 eine sehr positive Überraschung am Comedy Himmel und gehört seit dem zu den besten Komödien des Erscheinungsjahres. Die Prämisse eines eher zu Spießern verkommenen Elternpaares, das sich kurz nach ihrem Einzug mit einer Studentenverbindung im Haus nebenan auseinandersetzen muss, gefällt mir und der Cast war einfach super. Wie üblich haben diese kostengünstig produzierten Komödien das Potential schnell viel Geld abzuwerfen und dementsprechend lag es nah einen Nachfolger zu drehen. Für den zweiten Teil ändert sich die Situation zwar ein wenig aber an der Grundidee hielten die Macher fest. Nur das jetzt ein Auszug und kein Einzug sowie statt einer männlichen Studentenverbindung eine weibliche im Mittelpunkt steht.

Fazit:

Insgesamt habe ich mich zwar über die alten Bekannten gefreut und der Film an sich ist schon okay, aber wirklich viel gelacht habe ich nicht. So richtig wollten die Gags bei mir nicht zünden. Ich hatte das Gefühl, dass die Macher ihren Fokus mehr auf die Messages im Hintergrund statt auf die Gags gelegt haben. Feminismus, Gerechtigkeit und Gleichstellung sind recht dominante Themen im Film, die zwar mehr Tiefe geben – auch wenn’s dennoch nur knöcheltief bleibt.

Bad Neighbors 2 kann man schon machen und trifft den Ton des Vorgängers überaus gut auch wenn er nicht mehr ganz so witzig ist.

bewertungsskalafinal2,5

The Witch

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Seit knapp einem halben Jahr wollte ich The Witch gucken, vor allem weil der Trailer bereits vermuten ließ, dass es sich hierbei nicht um einen 0815-Horror-Einheitsbrei handelt à la Conjuring, Sinister und Co. Es wirkte auf mich viel mehr wie ein atmosphärischer Film, der nicht zwangsläufig auf Jump-Scares setzen muss, um Unbehagen beim Zuschauer zu erzeugen. Und was soll ich sagen? Letztlich bekam ich genau das.

The Witch verlangt meiner Meinung nach dem Zuschauer einiges ab und so konnte ich von anderen Kinogängern hören wie scheiße sie diesen Film fanden. Er ist generell sehr ruhig erzählt, vor allem die erste halbe Stunde kann mitunter dröge sein. Atmosphäre, Bildsprache, Sound und die dadurch entstandene Stimmung stehen im Vordergrund und nicht leicht generierte Schockmomente. Mich hat der Film darüber hinaus auch schauspielerisch überzeugt, vor allem die Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy war großartig. Insgesamt hat mir The Witch gut gefallen und ich habe das bekommen, was ich erwartet und erhofft habe. Dennoch gehe ich fest davon aus, dass es kein Film für Leute ist, die sich mal kurz 2h berieseln und erschrecken lassen wollen und das sage ich ohne negative Färbung, ich finde nur, dass das hier mehr für Genrefans statt für normale Kinogänger ist.

bewertungsskalafinal4,0

X-Men: Apocalypse

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Den großen Kampf um den besten Film über Superhelden-Ensembles hat wohl sehr wahrscheinlich dieses Jahr Marvels Civil War für sich entschieden und daran kann vermutlich auch eines der ältesten Superhelden-Ensembles der Filmgeschichte mit ihrem mittlerweile 6. Leinwand-Abenteuer für FOX nichts ändern. Vielleicht spielte dieser Gedanke nach dem weltweiten Erfolg des Genre-Primus Civil War (1Mrd $ in 3 Wochen bei einen Metacritic-Score von 75%) auch bereits vorab in die Meinungen einiger Kritiker, denn momentan spalten sich die Ratings zu X-Men: Apocalypse zu 50:50 auf. Wie immer wollte ich mir aber selbst ein Bild machen und bin kurzerhand mit meinem Kumpel ins Kino.

Ich habe X-Men: Apocalypse genossen auch wenn er mit stolzen 144 Minuten eventuell ein bisschen zu lang war. Gelangweilt habe ich mich zwar nicht, aber relativ überraschend für mich war der Film sehr storylastig und gar nicht mal so sehr fokussiert auf Action. Der Trailer ließ Gegenteiliges vermuten, was auch durchaus Bedenken bei mir auslöste. Im Endeffekt nimmt sich der Film bestimmt 70-80% der Lauflänge um die Geschichte rund um Apocalypse und den restlichen Akteuren aufzubauen, bevor es dann zum Finale kommt. Ich mochte den Ansatz eigentlich, auch wenn es anderen zu wenig Action war.

Viel mehr als die reine Menge an Action hat mich eher die Qualität der Kämpfe gestört. Im Vergleich zu Batman v Superman, Civil War oder selbst dem Vorgänger X-Men Zukunft ist Vergangenheit, gab es fast keine coolen Choreographien. 2h Exposition teasen dich als Zuschauer für den ultimativen Showdown am Ende des Films und auch wenn ich das Finale und den Verlauf größtenteils als sehr gelungen empfand, gaben mir die Kämpfe fast nichts.

Dennoch gab es auch einige sehr nette Szenen im Film, wie beispielsweise die Szene im Wald, Quicksilvers genialer Auftritt, das Finale oder auch Apocalypses Machtdemonstrationen. Wenn wir schon mal bei Apocalypse sind, bleiben wir da doch kurz, denn ich war positiv überrascht. Oft werden Antagonisten im Comic Universe über viele Filme angekündigt und etabliert als absolut mächtigstes und stärkstes Wesen und enttäuschen häufig am Ende. Bei Apocalypse, gespielt von Oscar Isaac, wurde diese Angst meiner Meinung nach nicht bestätigt. Immer wieder wird klar gemacht wie stark er ist und die brutalsten Tötungen gehen auch auf sein Konto. Abwarten wie da Marvels Thanos im nächsten Avengers abschneidet.

Abschließend bleibt mir zu sagen, dass X-Men: Apocalypse wie zu erwarten nicht an Civil War herankommt, aber trotzdem für mich besser abschneidet als es der Tenor der Allgemeinheit wiedergibt. Nichtsdestotrotz finde ich auch, dass seit Bryan Singer wieder auf dem Regiestuhl sitzt, die Qualität der Reboot-Reihe abgenommen hat und er weder an seine alten Erfolge mit X-Men und X-Men 2 der Original-Trilogie anknüpfen kann, noch im Vergleich zu Matthew Vaughns First Class aus dem Jahr 2011 wirklich mithalten kann.

bewertungsskalafinal3,5

Bridge of Spies | Kritik / Review (Oscars 2016)

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Tag 2 meiner Oscarwoche gehört ganz allein Bridge of Spies, der bereits im letzten Herbst in die deutschen Kinos kam und wohl so einige Aspekte miteinander verbindet, die traditionell nicht nur gut beim Publikum ankommen, sondern auch bei der Oscar Academy: Steven Spielberg (E.T. – der Außerirdische), der wohl bekannteste und beliebteste Regisseur auf den sich die breite Masse einigen kann. Dazu der erst vor wenigen Wochen wiederholt zum beliebtesten Schauspieler Amerikas gewählte Tom Hanks (Captain Phillips), der nach Terminal und Der Soldat James Ryan erneut mit Spielberg zusammenarbeitet. Und zu guter Letzt natürlich eine Geschichte mit historischem Hintergrund, die den Amerikanern schmeichelt. Ob das in diesem Jahr für den Oscar reicht?

Storyanriss:

1957, als der Kalte Krieg auf einem Höhepunkt ist, gelingt den USA die Verhaftung des Sowjetagenten Rudolf Abel (Mark Rylance). Er wird vernommen, verweigert aber die Zusammenarbeit. Als Pflichtverteidiger bekommt er jemanden zur Seite gestellt, dessen Fähigkeiten außer Frage stehen, der jedoch als Versicherungsanwalt wenig Expertise für seinen neuen Auftrag mitbringt: James Donovan (Tom Hanks). Der Jurist ist skeptisch, zumal die Verteidigung eines feindlichen Agenten von vielen als Landesverrat angesehen wird und damit sein Leben und vor allem das seiner Frau Mary (Amy Ryan) und das seiner Tochter Jan (Eve Hewson) bedrohen kann. Donovans persönliche Lage spitzt sich zu, als ihn der CIA-Beamte Hoffman (Scott Shepherd), beindruckt von Donovans Auftritten im Gerichtssaal, mit einer neuen Mission betraut. Das U-2-Spionage-Flugzeug des US-Piloten Francis Gary Powers (Austin Stowell) wurde über der Sowjetunion abgeschossen. Donovan soll nach Ost-Berlin, um mit den Sowjets die Freilassung zu verhandeln – und einen Gefangenenaustausch zu initiieren.

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Fazit:

Mir gefiel Bridge of Spies letztlich ganz gut, auch wenn ich ein wenig nüchtern sagen muss, dass mir der Hype vieler amerikanischer Kritiker nicht ganz einleuchten will. Schauspielerisch gibt es nichts zu beanstanden, aber meiner Meinung nach auch keine Performance, die besonders herausgehoben werden sollte. Warum Mark Rylance als bester Nebendarsteller abräumt und gefeiert ist, bleibt mir ein Rätsel.

Typisch für Spielberg sieht auch Bridge of Spies gut aus und versucht vor allem mit Emotionen zu überzeugen. Das besetzte Berlin kommt schon ganz gut rüber und ein paar Szenen haben mich dann doch gepackt, wie beispielsweise die in der S-Bahn am Grenzstreifen oder der Moment auf der Glienicker Brücke, der mich auch irgendwie an die Pferde-Schlachtfeld-Szene aus dem Spielberg-Film Die Gefährten erinnerte.

Bridge of Spies – Gelungener Film aber nichts bleibt so wirklich lang im Gedächtnis und somit für mich eher einer der schwächeren Filme im Oscar-Rennen, der nur geringe Chancen haben sollte. Ich freu mich mehr auf BFG – The Big friendly Giant, der endlich mal wieder nach einem Spielberg aussieht mit ET-Charm und Fantasyfeeling.

bewertungsskalafinal3,0

Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2 | Kritik / Review

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Das Ende einer Ära: Seit gestern läuft offiziell der letzte Teil der Panem-Filme in den hiesigen Kinos. Bislang konnten die drei Vorgänger zusammen über 2 Milliarden Dollar an den Kinokassen generieren und ich bin mir sicher, dass auch der Abschluss der Reihe diesem finanziellen Erfolg in nichts nachstehen wird. Da beide Mockingjay-Filme in einem Rutsch gedreht wurden, ist es nicht verwunderlich, dass Francis Lawrence wieder Regie führte. Wie ihr in meiner Kritik zu Mockingjay: Teil 1 lesen konntet, war ich letztes Jahr ziemlich begeistert vom ersten Teil des großen Finales und habe ihn zu meinem bis dato liebsten Panem-Film gekührt.

Jennifer Lawrence (American Hustle – Kritik hier) und ihre Schauspielkollegen Liam Hemsworth (Mit Dir an meiner Seite), Josh Hutcherson (Brücke nach Terabithia), Woody Harrelson (Auge um Auge – Kritik hier), Elizabeth Banks (Zack and Miri make a Porno), Phillip Seymour Hoffman (Moneyball), Stanley Tucci (Transformers 4 – Kritik hier) und Donald Sutherland (The Italian Job) sind wieder mit an Bord. Auch Julianne Moore (The Kids are all right), Natalie Dormer (Game of Thrones) und Elden Henson (Marvel’s Daredevil) gehören mittlerweile zum festen Cast.

Storyanriss:

Der Krieg in Panem spitzt sich immer weiter zu. Die junge Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence), die mittlerweile ganz offen als Gesicht der Rebellion der Distrikte gegen Präsident Snow (Donald Sutherland) und sein totalitäres Regime gilt, bereitet sich auf die letzte große Konfrontation vor, die alles beenden und die Bevölkerung endgültig befreien soll. Mit jedem Erfolg der Aufständischen wird Snow nur noch besessener davon, Katniss zu stoppen. Unter Einsatz ihres Lebens will sie gemeinsam mit einer Einsatztruppe aus Distrikt 13, zu der auch ihre Freunde Gale (Liam Hemsworth), Finnick (Sam Claflin) und Peeta (Josh Hutcherson) gehören, das Kapitol erobern und Snow ein für alle Mal stürzen. Doch die Gefahren, die beim Kampf um die Zukunft auf sie warten, übertreffen alles, was die jungen Leute je in den Arenen der Hungerspiele durchleben mussten.

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Ladies und Gentlemen, willkommen zu den 76. Hungerspielen.

Fazit:

Mockingjay: Teil 2 ist für mich ein würdiger Abschluss der Panem-Reihe geworden und hat mich weitestgehend zufrieden aus dem Kino entlassen. Auffällig war, dass der Film nicht nur nahtlos an den Vorgänger anschließt, sondern auch den Ton und die Stimmung für weite Strecken beibehält. Letztlich gab es also weniger Action als ich als Nichtleser der Bücher vorab angenommen habe, bietet aber trotzdem eine ganz solide Mischung aus Storytelling und Actionszenen, die manchmal mehr und manchmal weniger überzeugen konnten. Positiv heraus sticht da ganz klar die Szene in der Kanalisation des Kapitols, die sehr stimmungsvoll und atmosphärisch war. Die fand ich einfach von Anfang bis Ende toll.

Was leider nicht ganz so gut war und womit auch die Panem-Filme keine Ausnahme in den unzähligen Buchverflimungen darstellen, ist der Fakt, dass auf Grund der begrenzten Zeit und des großen Casts fast alle Nebenfiguren zu kurz kommen. Abgesehen von Donald Sutherlands Präsident Snow und Julianne Moores Coin, verkommt der Rest zu Beiwerk. Der Fokus liegt nach wie vor einfach auf dem (Love-)Triangle bestehend aus Peeta, Katniss und Gale, das glücklicherweise nicht ganz so awkward und nervig wurde, wie es im schlimmsten Fall hätte kommen können. Recht früh im Film werden die Fronten mehr oder weniger geklärt und somit schwebt die Frage nach dem Beziehungsstatus sämtlicher Charaktere zwar ein paar Mal im Raum, aber er ist längst nicht so furchtbar geschrieben und inszeniert wie beispielweise bei Twilight – auch wenn er am Ende eventuell ein wenig simpel beendet wurde. Nach wie vor trägt Jennifer Lawrence natürlich auch schauspielerisch als Gesicht des Franchises diesen Film.

Auch die immer stärker verblassenden Grenzen zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch, die Francis Lawrence in Mockingjay: Teil 1 schon mit diesem perfiden Propagandakampf der Fraktionen andeutete, nehmen nun konsequent ihren Verlauf. Wie weit darf man im Krieg gehen? Heiligt der Zweck die Mittel? Nicht nur die Figuren innerhalb des Films ringen mit ihren Überzeugungen, sondern auch der Zuschauer wird dazu hin und wieder animiert und das stellt für mich eine willkommene Abwechslung zur sonst oft sehr klaren Rollenverteilung Gut gegen Böse dar. Das gipfelt letzten Endes in einem sehr interessanten, wenn auch ein wenig gehetztem Finale, welches innerhalb weniger Minuten nochmals die komplette Gefühlspalette mitnimmt und dem Zuschauer traurige, rührende, aufreibende, verärgernde und freudige Szenen und Momente spendiert und das Publikum aus Panem entlässt.

  • Film: 3/5
  • Empfehlung: Klar, für Fans der Reihe.

The Visit | Kritik / Review

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Was ein Twist: M. Night Shyamalan durfte nochmal einen Film drehen. Der Meister der Twists und Turns meldet sich mit The Visit zurück auf der Kinoleinwand. Diesen Film stemmte der Regisseur, der uns einst The Sixth Sense brachte, aus eigener Tasche, womit dieser Horrorfilm das geringste Budget in Shyamalans Filmographie hatte. Wie er sagte, machte er das vor allem um wieder die „künstlerische Kontrolle“ zurückzubekommen, die er wohl bei seinen letzten Filmen an andere Entscheidungsträger abgeben musste. Ich nehme ihm dieses Argument auch ab, denke aber auch, dass nach seinen letzten Mega-Flops nicht gerade viele Geldgeber Schlange standen, um den einstigen Star-Regisseur zu unterstützen. Für sein neustes Filmprojekt verpflichtete er unter anderem Olivia Dejonge (The Sisterhood of Night), Kathryn Hahn (Crossing Jordan), Ed Oxenbould (Die Coopers), Deanne Dunagan (Damit ihr mich nicht vergesst) und Peter McRobbie (Lincoln).

Storyanriss:

Als eine junge Mutter (Kathryn Hahn) von ihren Eltern gefragt wird, ob ihre Enkel eine Woche bei ihnen verbringen können, treten Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) freudig die Zugfahrt zur abgelegenen Farm ihrer Großeltern an. Dort angekommen, verbringen die Vier zunächst einen harmonischen und spaßigen Tag miteinander. Lediglich die strenge Vorgabe des Großvaters (Peter McRobbie), das Zimmer nach 21.30 Uhr nicht mehr zu verlassen, lässt die beiden Kinder etwas stutzig werden. Doch schon wenig später müssen sie feststellen, dass die Regel nicht ohne Grund existiert. Als die Geschwister nachts merkwürdige Geräusche hören und deren Ursprung auf den Grund gehen wollen, beobachten sie, wie ihre Großmutter (Deanna Dunagan) sich äußerst sonderbar verhält. Ihr Großvater tut dies am nächsten Tag als Lappalie ab. Doch auch tagsüber benehmen sich die beiden Senioren immer unheimlicher und bedrohlicher, sodass Rebecca und Tyler schließlich daran zweifeln, ob sie je wieder nach Hause zurückkehren werden.

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Hier ist um Halb Zehn Schlafenszeit, danach solltet ihr euer Zimmer nicht mehr verlassen.

Fazit:

M. Night Shyamalan, der einst mit The Sixth Sense, Unbreakable und Signs von 0 auf 100 in 1,7 Sekunden beschleunigte und als Überflieger drei Titel in Folge holte, dann mit stotterndem Motor (The Village) und geplatzten Reifen (Das Mädchen aus dem Wasser) gerade noch so in die Punkte fuhr und letztlich mit The Happening, The Last Airbender und After Earth schon beim Start mit einem Vollschaden aufgeben musste, könnte meiner Meinung nach jetzt mit The Visit das mögliche Comeback des Jahres schaffen. Wird er damit direkt wieder um den Titel mitfahren? Vermutlich nicht, aber er macht wieder ein paar Punkte gut auf die Spitzenreiter.

Ich habe zwar nie gedacht, dass ich mal etwas Positives an After Earth finden würde, aber es gibt doch einen Aspekt: das liebe Geld. Das Geld, das M. Night Shyamalan dafür bekam und nun befreit vom Hollywood-Druck in sein eigenes feines Filmprojekt steckte, von dem er nie sicher sagen konnte, ob es überhaupt einen Publisher finden wird. Und Ja: wieder ein Found-Footage-Film, aber keine Panik Leute, denn trotz des eigentlich schon ausgenudelten Konzepts bekommt es The Visit ganz ordentlich hin, das Alles glaubwürdig und nicht nervig umzusetzen. Was meiner Meinung nach viele Found-Footage-Filme versauen, ist die Benutzung von sinnlosen Jump-Scares, Musik und anderen Dingen, wenn da eigentlich keine sein dürften, weil es die da offensichtlich nicht geben kann. Shyamalan setzte dieses Gimmick sehr viel besser und glaubwürdiger ein, sodass eher das Gefühl aufkommt, authentisches Bildmaterial zu sehen – im Vergleich zur Konkurrenz.

The Visit ist kein großartiger Film, aber es ist Shyamalans bestes Werk seit The Village und ich hatte eine gute Zeit mit dem Film. Ich denke, dass das vor allem daran liegt, dass The Visit eher eine Art Horrorkomödie statt eines typischen Horrorfilms à la The Conjuring, Sinister oder Insidious ist. Einen Großteil am Humor in diesem Film macht Rebeccas kleiner Bruder Tyler aus, der als angehender Rapper und Youtube-Star oftmals in den angespanntesten Situationen ein paar Zeilen raushaut und die Situation entschärft. Immer wieder bringt dich der Film dazu, zu überlegen, ob du jetzt lachen darfst oder eher nicht, was ich super fand. Schauspielerisch waren alle Beteiligten ziemlich gut, vor allem aber die Großeltern. Erwartet bitte keine krasse Komödie, erwartet keinen Horrorschocker, denn The Visit ist ein zumindest für mich gut funktionierender seichter Mix, der gerade mit einem offenen Publikum mehr Spaß macht.

  • Film: 3/5
  • Empfehlung: Ja

 

Selma | Kritik / Review (Oscars 2015)

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#WhiteOscars! Achnee, ist ja nur Quatsch, der mal wieder einen Shitstorm über die Welt gebracht hat. Laut und kritisch waren die Schreie nachdem Selma nur für zwei Oscars nominiert wurde: einmal für den kämpferischen Song „Glory“ und dann noch für den wichtigsten Preis überhaupt, die Auszeichnung als „Bester Film“ des Jahres. Besonders der Umstand, dass es die Filmemacherin Ava DuVernays (Middle of Nowhere) selber (sie wäre die erste schwarze Regisseurin gewesen) und Hauptdarsteller David Oyelowo (Der letzte König von Schottland) nicht in die Endauswahl geschafft haben, wurde zum Anlass genommen um Hollywood Rassismus zu unterstellen. Ob und inwiefern die Kritik gerechtfertigt ist, erfahrt ihr in meinem Fazit.

Storyanriss:

Der Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. (David Oyelowo) hat gerade den Friedensnobelpreis 1964 erhalten. Doch sein Einsatz für die Gleichberechtigung der Schwarzen geht weiter. Er spricht bei US-Präsident Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson) vor, um eine Reform des Wahlrechts zu erreichen, denn immer noch sind viele Schwarze faktisch von den Wahlen ausgeschlossen. Johnson bittet um Geduld, da es höhere Prioritäten auf seiner Agenda gebe. Und George Wallace (Tim Roth), Gouverneur von Alabama, will gar alle Bemühungen von King und seinen Anhängern sabotieren. Diese beschließen ihre Aktionen auf ebendiesen Bundesstaat zu konzentrieren. Als in der Stadt Selma am 17. Februar 1965 ein Schwarzer von der Polizei niedergeschossen wird und anschließend seinen Verletzungen erliegt, explodiert der Unmut. King organisiert einen Protestmarsch von Selma in die Hauptstadt Montgomery. Aber die friedlich Demonstrierenden kommen nur bis zur Stadtgrenze: Am Ende einer Brücke wartet ein riesiges Polizeiaufgebot mit Knüppeln und Tränengas auf sie.

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We are not asking, we are demanding.

Fazit:

Selma ist für mich ein eher mäßiges Biopic, das zwar nicht so trocken ist, wie ich es im Vorfeld erwartet habe, aber dennoch oft recht dröge daher kommt. Das Historien-Drama behandelt nicht die berühmte „I have a Dream„-Rede oder seinen Tod, sondern legt den Fokus rein auf die Protestmärsche von Selma nach Montgomery und den Kampf ums Wahlrecht. Auch wenn man kein Experte in der amerikanischen Geschichte sein muss, denke ich, dass Selma durchaus ein wenig entsprechendes Wissen voraussetzt um alles im Detail zu verstehen.

Klar, Martin Luther King ist der Aufhänger des Films und die schillerndste Figur, dennoch steht er – positiv für mich – nicht in jeder Szene im Mittelpunkt. Der Film lebt gerade auch von den vielen Nebendarstellern aus der 2. Reihe und den Einblicken hinter die Kulissen. Häufig ist man Teil der Diskussionen der Protestbewegung oder der Politiker. Was mir auch gefiel, war, dass man King nicht zu sehr glorifizierte, sondern hier und da auch mal leicht das Saubermann-Image ankratzte, dennoch blieb über den gesamten Film gesehen Martin Luther King charakterlich ziemlich blass. Ebenso wie die eigentlich dramatischen Momente innerhalb der Geschichte, die zwar mit einem pathetischen Soundtrack untermalt wurden und mit ihrer Inszenierung typisches Oscar-bait-Material darstellten, aber mich emotional so gar nicht packten.

Selma wird alleine von seiner brisanten Thematik rund um das Thema Rassismus und Gleichberechtigung getragen und bekommt durch die aktuellen Ereignisse in Ferguson nochmal einen gewissen Drive. Als besten Film des Jahres sehe ich Selma aber beim besten Willen nicht. Und auch die eingangs erwähnten Nichtnominierungen in anderen Kategorien kann ich durchaus nachvollziehen, weil ich weder David Oyelowos Leistung herausragend fand, noch die Regiearbeit an sich – bevor man die Rassismuskeule schwingt, sollte man sich halt auch erstmal den Film ansehen. Für mich hätte es Selma nicht mal in die Liste der Top8 Filme geschafft und da könnte man auch die These aufstellen, dass er nur nominiert wurde um der Political Correctness gerecht zu werden. Zusammengefasst ist Selma ein besseres Historien-Drama als Biopic, welches zwar ganz okay ist, aber so wenig heraussticht, dass die Erinnerung an Selma schon sehr bald verblassen wird.

  • Film: 3/5
  • Empfehlung: Nicht wirklich.

American Sniper | Kritik / Review (Oscars 2015)

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Heute erwartet uns mit American Sniper der wohl kontroverseste Film unter den Oscar-Nominierten. Kein anderer Teilnehmer wurde dieses Jahr so sehr in den Medien besprochen wie das Biopic zur Scharfschützen-legende Chris Kyle. Der vierfach oscarprämierte Meister des Schauspielfachs Clint Eastwood (Gran Torino), der offenkundig ein Unterstützer der Republikaner in den USA ist, lotet gerne mal gewisse Grenzen aus und eckt damit nicht gerade selten an. So muss auch sein neuster Film American Sniper sich die Kritik gefallen lassen, zu patriotisch zu sein, Soldaten zu glorifizieren die Hunderte Menschenleben genommen haben und auch der Vorwurf des Rassismus schwingt unterschwellig immer mit. Ob und wie fern diese Kritik gerechtfertigt ist, könnt ihr in meinem Fazit nachlesen.

Storyanriss:

US-Navy-SEAL und Scharfschütze Chris Kyle (Bradley Cooper) wird mit nur einem Auftrag in den Irak geschickt: Er soll seine Kameraden beschützen. Seine punktgenauen Schüsse retten unzählige Leben auf dem Schlachtfeld. Als sich die Geschichten seiner Heldentaten und der unvergleichlichen Treffsicherheit verbreiten, bekommt er den Spitznamen „Legend“. Doch seine Reputation bleibt auch hinter den feindlichen Linien nicht verborgen, die Gegner setzen ein Kopfgeld auf ihn aus. Und der Krieg ist nicht Kyles einziger Kampf: Der Scharfschütze versucht, ein guter Ehemann und Vater für seine Liebsten am anderen Ende der Welt zu sein. Trotz der lauernden Gefahr und seiner daheim wartenden Familie absolviert Kyle vier Einsätze im Irak – ganz nach dem Motto „lass niemanden zurück“. Aber als er dann wieder bei seiner Frau Taya (Sienna Miller) und seinen Kindern ist, erkennt er, dass er den Krieg nicht abschütteln kann.

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Das Einzige was mich verfolgt, sind all die die ich nicht retten konnte.

Fazit:

Richtig warm geworden bin ich mit American Sniper irgendwie nicht. Die Charaktere blieben mir zu blass um Empathie für sie aufzubauen und auch darüber hinaus schafft es Clint Eastwood kaum richtig Spannung aufzubauen. Das haben Filme wie The Hurt Locker oder Black Hawk Down beispielsweise viel besser hinbekommen. Zudem weiß der Film auch manchmal nicht genau was er sein will, auf der einen Seite ist es das Biopic, welches nah an der Wahrheit die Lebensgeschichte von Kyle erzählen soll und auf der anderen Seite werden dann Szenen eingebaut, über die man unmöglich Wissen haben kann. Bradley Cooper, Sienna Miller und der Rest des Casts werden meiner Meinung nach nicht richtig gefordert und stechen daher auch nicht sonderlich hervor.

Zur öffentlichen Diskussion möchte ich betonen, dass ich nicht den Moralapostel spielen will aber sagen muss, dass man stückweit doch ein mulmiges Gefühl bekommen kann, wenn im Prinzip jeder Amerikaner in diesem Film ein Held ist, während jeder Iraker ein Feind ist. Allen voran natürlich Chris Kyle, der durch die meisten Abschüsse eines US-Scharfschützen zur Identifikationsfigur der US-Army wurde und den Titel „The Legend“ bekam. Ich würde Clint Eastwood und American Sniper zwar nicht vorwerfen einen Werbefilm für die Armee produziert zu haben, aber wirklich verwundern tut es mich auch nicht, dass gefühlt jeder zweite Amerikaner ins Kino gerannt ist und dem Film Rekordumsätze von aktuell bereits 400 Millionen eingebracht hat.

Als positiv empfand ich aber beispielsweise die Inszenierungen bzw. eher die Wahl des Endes, für das man auf die Wünsche von Kyles Frau Taya eingegangen ist und nicht aus Provokation und reinem Selbstzweck Chris Kyles Tod bis zum Letzten ausgeschlachtet hat. Bezüglich der Oscar-Nominierungen kann ich nur sagen, dass ich Bradley Coopers 3. Oscar-Nominierung in Folge nicht nachvollziehen kann und auch für das Rennen um den „Besten Film“ rechne ich American Sniper eher wenig Chancen aus. Nichtsdestotrotz ist American Sniper ein passables Biopic geworden, das mich unterhalten hat, obwohl es hinter meinen Erwartungen zurückblieb.

  • Film: 3/5
  • Empfehlung: Nicht unbedingt fürs Kino, aber DVD sollte eine gute Alternative sein.

Unbroken | Kritik / Review

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Schon lange sind die Zeiten vorbei als Angelina Jolie noch mit mehreren Filmen pro Jahr ihre Fans ins Kino lockte – doch was sich wie eine Kritik an einem abgehalfterten Starlet vergangener Tage liest, ist weniger ihren Fähigkeiten oder den Filmstudios geschuldet, als viel mehr ihrem eigenen Interessenwechsel. Seit ihrem letzten Kinoauftritt in Maleficent (Kritik hier) ist es recht ruhig geworden um Jolie, denn sie hat sich nicht nur mehr auf ihr Privatleben konzentriert sondern auch um ihre neue Leidenschaft: Der Filmregie.

Erst kürzlich äußerte sie den Wunsch, gänzlich mit der Schauspielerei aufhören zu wollen: „Ich habe es nie geliebt vor der Kamera zu stehen. Ich hatte nie gedacht, dass ich Regie führen könnte, aber ich hoffe, dass ich in diesem Bereich eine Karriere aufbauen kann, denn damit bin ich viel glücklicher.“ Die Rechte an der Louis-Zamperini-Geschichte wurden bereits 1957 von Universal gekauft, die nun letztlich Angelina Jolie mit der Inszenierung des Biopics beauftragten. Ob Jolie auch hinter der Kamera überzeugt, könnt ihr wie immer in meinem Fazit lesen.

Storyanriss:

Der amerikanische Langstreckenläufer Louis Zamperini (Jack O’Connell) nimmt als jüngstes Mitglied des US-Olympiateams 1936 an den Olympischen Spielen in Berlin teil. Vier Jahre später gilt Zamperini als großer Favorit für die Olympischen Spiele in Tokyo, die aufgrund des ausbrechenden Zweiten Weltkrieges jedoch abgesagt werden. Zamperini zieht freiwillig als Bombenschütze in den Krieg. Nach einer Bruchlandung im Pazifik können zwei weitere Soldaten und er sich auf ein Floß retten. Dort kämpfen sie 47 Tage ums Überleben, ehe sie von der japanischen Marine aufgelesen und gefangengenommen werden. Wieder an Land geht das Martyrium für Louis weiter, denn der Kommandant des Kriegsgefangenenlagers, Watanabe (Takamasa Ishihara), hat den Athleten auf dem Kieker.

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Halte durch, dann kommst du durch.

Fazit:

Ähnlich wie bei The Imitation Game (Kritik hier) handelt es sich hierbei um die Verfilmung realer Ereignisse zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Im Fokus steht aber dieses Mal nicht ein Genie, das versucht mit Hilfe seines Verstandes den Krieg zu beenden, sondern ein ehemaliger Olympiaathlet, der versucht die Kriegsgefangenschaft zu überleben. Für mich hat Angelina Jolie mit Unbroken bewiesen, dass sie auch hinter der Kamera überzeugen kann. Gerade in der ersten Hälfte des doch recht langen 140-Minuten-Films kann Unbroken mit starken Bildern und Szenarien punkten. Danach ist der Film definitiv auch noch gut, aber für mich gefühlt ein wenig schwächer. Beispielsweise waren mir die Beweggründe des Lagerkommandanten „The Bird“ zu undurchsichtig. Jack O’Connell (Starred Up), der hier die Hauptrolle spielt, konnte die Vielseitigkeit seiner Rolle gut ausfüllen. Wie recht üblich bei dieser Art Film, lohnt es sich noch 2-3 Minuten länger im Kino zu bleiben, weil der Film den Bogen zur Realität spannt und erzählt wie es mit den Beteiligten weiterging. Sehr interessant.

  • Film: 3/5
  • Empfehlung: Ja

 

Kurzkritiken Round-Up – Dezember / Januar

Magic in the Moonlight

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Tolle Schauspieler, schöne Bilder und der ein oder andere nette Dialog gehören zu den Pluspunkten. Jedoch fand ich die Geschichte ein wenig vorhersehbar und auch wenn Woody Allen nicht richtig viel falsch macht, verschwindet, so befürchte ich, Magic in The Moonlight trotz Emma Stone und Colin Firth in der Belanglosigkeit.

Film: 2,5/5

The Homesman

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Saugute Kritiken bekommen und trotzdem nur Müll. Zumindest für mich. Der Film geht ewig, ist langatmig, langweilig und zudem auch noch ziemlich weird. Hillary Swank und Tommy Lee Jones kann man schauspielerisch nichts vorwerfen, dennoch stinkt das Drehbuch gewaltig. Zusätzlich werden unzählige Stars für 1-Satz-Auftritte verbraten und geben so keinen Mehrwert. Wie dieser Film ein 80%-Rating bekommen kann, ist mir ein Rätsel. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man nach diesem Film aus dem Kino kommt und ehrlich von sich behaupten kann, dass er ihn gut fand.

Film: 1/5

Serena

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Jennifer Lawrence und Bradley Cooper zum dritten Mal gemeinsam vor der Kamera, doch leider kann Serena nicht mit Silver Linings oder American Hustle mithalten. Setting und Grundgerüst der Geschichte sagen mir eigentlich zu und wird auch im ersten Drittel gut umgesetzt. Leider nimmt das Ganze dann eine andere Richtung und die Schwerpunkte des Beginns werden nicht konsequent weitergeführt wie ich es mir gewünscht hätte. Stattdessen wird es dumm, abgedreht und unglaubwürdig mit jeder weiteren Minute des Films. Alleine die unzähligen sinnlosen Sexszenen von Jennifer Lawrence sind so fehl am Platz, dass sie mich nur nervten. Letztlich ist also nicht nur die Geschichte ziemlich doof sondern auch Regisseurin Susanne Bier greift kräftig ins Klo bei ihrer Umsetzung.

Film: 1,5/5

Die Entdeckung der Unendlichkeit

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Richtig toller Film, der trotz seiner Länge von 2,5h nie langatmig und in keinster Weise langweilig einen Eindruck über den Werdegang eines der größten Genies unserer Zeit gibt. Die beiden Hauptrollen wurden einfach nur perfekt von Felicity Jones und Eddie Redmayne, der am Sonntag dafür bereits mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde, verkörpert. Beide Charaktere und Schauspieler waren einfach nur grandios in ihrem Facettenreichtum und ihrer Darstellung. Darüber hinaus punktet der Film vor allem durch die vermittelten Emotionen. Hin und wieder lustig aber vor allem sehr berührend.

Film: 4/5

Let’s be Cops

Let_s_Be_Cops

Viel zu sagen gibt es eigentlich nicht. Eine typische 0815—BuddyComedy, die wie üblich nach Schema F aufgebaut ist und funktioniert. Die Idee an sich fand ich cool und der Film hat auch so seine Momente über die ich lachen konnte, dennoch wird niemand für diesen Film aus seinem Sitz springen und voller Inbrunst jubeln.

Film: 2/5

The Loft

The Loft

Bei The Loft handelt es sich um einen der wenigen Thriller in diesem Jahr. Durch seinen coolen Cast, namentlich Karl Urban, James Marsden, Wentworth Miller, Eric Stonestreet, Matthias Schoenaerts, konnt der Film auch direkt bei mir punkten. Auch die Idee der gemeinsamen Nutzung eines Lofts für außereheliche Aktivitäten als Basis für einen Thriller fand ich gelungen. Was weniger funktionierte für mich war letztlich die ganze Auflösung, denn obwohl ich zwar von Anfang an die richtige Person geahnt habe, wirkten Twists und Auflösung schon ziemlich konstruiert und irgendwie unglaubwürdig. Potential konnte also nicht ganz genutzt werden, aber dennoch recht passabler Thriller.

Film: 2/5

Exodus: Götter und Könige

Exodus

Wie auch schon bei Noah, kann ich wenig über die geschichtliche und religiöse Genauigkeit sagen. Was aber natürlich erstmal direkt auffällt ist die gute Optik mitsamt der bombastischen Effekte. Die Geschichte als solches jedoch wechselt hin und wieder merkwürdig das Pacing und wirkt darüber hinaus ein wenig holprig. Auch das Ende in seiner Form sagte mir nicht zu. Richtig überzeugen konnte mich Ridley Scotts neustes Epos, trotz gutem Christian Bale, in seinen 150 Minuten nicht.

Film: 2/5

St.Vincent

St.-Vincent

Nach dem ersten Trailer dachte ich eigentlich, dass uns eine 0815-Melissa-McCarthy-Komödie erwartet, aber glücklicherweise lag ich da falsch. Der Fokus liegt ganz klar nicht auf McCarthy sondern auf Bill Murray und Jaeden Lieberher. Zugegeben, das Szenario des grummligen Losers der durch ein Kind eine andere Sicht auf die Dinge bekommt und sein Leben überdenkt, ist nicht neu aber St.Vincent schafft das sehr liebevoll und teils rührend umzusetzen. Das, kombiniert mit Situationskomik und einem gut aufgelegten Bill Murray, ist im Prinzip ganz sehenswert, wenn auch nicht herausragend.

Film: 3/5

Herz aus Stahl

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Mir hat Herz aus Stahl gefallen. Interessant, intensiv, knallhart in der Darstellung der Gewalt, spannend und mal ein etwas anderer Ansatz der Weltkriegsthematik. Neben Brad Pitt in der Hauptrolle liefern auch Logan Lerman, Michael Pena, Jon Bernthal und Skandalnudel Shia LaBeouf gute Performances ab. Achja – mit Alicia von Rittberg hat sich Brad Pitt auch ein deutsches Nachwuchstalent für sein Projekt geschnappt

Film: 3,5/5

Die Pinguine aus Madagascar | Kritik / Review

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Wie auch schon die Minions in Ich – Einfach unverbesserlich oder Scrat in Ice Age, sind es oft die schrillen und skurrilen Nebenfiguren in Animationsfilmen, die den Zuschauern im Gedächtnis bleiben und zum eigentlichen Highlight der Filme werden. Nicht selten folgen daraus eigene Fernsehserien oder TV-Specials um die Fans auch längerfristig an sich zu binden. Bei den beliebten Pinguinen aus den drei erfolgreichen Madagascar-Teilen schlägt man mit einem eigenen Kinofilm, unter der Regie von Eric Darnell und Simon J. Smith, nun eine etwas andere Richtung ein.

Storyanriss:

Die vier aus den „Madagascar„-Filmen bekannten Pinguine sind eine militärisch organisierte Gruppe, die immer eine neue gefährliche Mission im Blick hat. Anführer Skipper (Tom McGrath / Michael Beck) übt die Befehlsgewalt aus und schmiedet die Einsatzpläne, die er im Vorfeld mit Taktiker Kowalski (Chris Miller / Thomas D) austüftelt. Für die Ausrüstung und fürs Grobe ist der durchgeknallte Rico (Conrad Vernon / Andreas Rieke) zuständig. Durch seine besondere Fähigkeit, x-beliebige Gegenstände hochzuwürgen, hat er der Gruppe aber schon ein ums andere Mal aus der Patsche geholfen. Gemeinsam mit Private (Christopher Knights / Smudo), dem sensiblen „Nesthäkchen“ der Bande, sind die vier Pinguine ein unschlagbares Team. Nun sind ihre Fähigkeiten aber in einem besonderen Fall gefragt: Ein hochrangiger Tieragent (Benedict Cumberbatch) der Geheimorganisation Nordwind ist dem mysteriösen Bösewicht Dr. Octavius Brine (John Malkovich) dicht auf den Fersen und die Pinguine geraten mitten rein. Da wollen sie natürlich dem Team von Nordwind zeigen, dass auch sie echte Agenten sind.

THE PENGUINS OF MADAGASCAR

Fazit:

Die Pinguine aus Madagaskar bestätigen mich mal wieder, dass die Animationsfilme mittlerweile den gängigen 0815 Komödien den Rang ablaufen. Klar, genau genommen handelt es sich um zwei grundverschiedene Genres, jedoch finde ich, dass der Animationsfilm den Komödien in ihren vermeintlichen Stärken langsam aber sicher den Schneid abkauft. Die Filme sind witziger und erreichen durch die Machart ein ganz anderes Humorniveau, weil man natürlich auch durch die Animationen Situationen und Charaktere überspitzter darstellen kann als bei Realfilmen. Die Geschichten folgen zwar auch gewissen Regeln aber sind bei weitem nicht so generisch wie die der Komödien. Also in welchen Aspekten haben Komödien noch die Nase vorn? Vermutlich werdet ihr jetzt sagen „bei den Schauspielern“ und sicherlich lässt sich das Argument auch nicht komplett widerlegen, aber wenn man ehrlich ist, ist gerade das häufig auch ein K.o-Argument. Wenn man dann die vierte Komödie in einem jahr mit Kevin James in der Hauptrolle ertragen muss, wo er zur Überraschung aller das trottelige Dickerchen spielt, motiviert mich das nicht umbedingt zu einem Kinobesuch.

Bei Animationsfilmen jedoch hat man mittlerweile eine überwältigende Qualität an Synchronsprechern, bestehend aus allem was Rang und Namen im Business hat. Häufig erlebt man hier auch Leute die keine Schauspieler sind und man auch nie wirklich in einer normalen Komödie sehen würde aber nur mit ihrer Stimme die Animationsfilme deutlich aufwerten. Das erste Solo-Kino-Abenteuer der Pinguine hat mir prinzipiell ganz gut gefallen auch wenn man davon ausgehen kann, dass wie üblich nicht jeder Wortwitz ins Deutsche gerettet werden konnte. Wie auch schon bei den Madagascar-Filmen, sprechen Die fantastischen Vier die Pinguine und machen ihren Job soweit ganz gut. An die Qualität von „Drahenzähmen leicht gemacht 2“ aus diesem Jahr kommt dieser Film nicht ran, aber ein spaßiges Erlebnis für zwischendurch ist es allemal.

  • Film: 3/5
  • Kinoerlebnis: Aufwertung um +0,5
  • Empfehlung: Wer schon die Madagascar-Filme mochte, wird auch „Die Pinguine“ mögen